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Polizei fand Bomben in Haus von San-Bernadino-Schützen

14 Todesopfer bei Schießerei
14 Todesopfer bei Schießerei
Nach der Schießerei mit 14 Toten im kalifornischen San Bernardino haben die Ermittler zwölf Rohrbomben im Haus der mutmaßlichen Schützen gefunden. Außerdem seien Werkzeuge zum Bombenbau sichergestellt worden, sagte der Polizeichef von San Bernadino, Jarrod Burguan, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. "Sie hatten zusätzliches Material, um weitere Bomben zu bauen." Wie kurz vorab bekannt wurde, war der Schütze von San Bernadino wohl radikalisiert.
Bilder: Schießerei in Kalifornien
14 Tote, zwei Attentäter erschossen
Tote und Verletzte nach Schießerei

Ein 28-jähriger städtischer Angestellter hatte am Mittwoch gemeinsam mit seiner 27-jährigen Ehefrau bei einer Weihnachtsfeier seines Arbeitgebers das Feuer eröffnet. Die Polizei erhöhte die Angaben zur Verletztenzahl am Donnerstag von 17 auf 21. Die Behörden identifizierten die Schützen als Syed Farook und Tashfeen Malik, die zunächst entkommen konnten und später bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kamen.

Ehepaar hatte mehr als 1.600 Schuss Munition bei sich

Das Ehepaar hatte offenbar ein ganzes Waffenlager zur Verfügung. Laut Burguan führten Farook und Malik mehr als 1.600 Schuss Munition mit sich, als sie sich die Schießerei mit der Polizei lieferten. Im Haus des Paares fanden die Ermittler dann rund 5.000 weitere Schuss Munition. Die vier eingesetzten Schusswaffen habe Farook legal erworben. “Sie waren ausgerüstet”, sagte Burguan. “Sie hätten eine weitere Attacke verüben können. Wir haben sie abgefangen, bevor das passieren konnte.”

Schütze war wohl radikalisiert

Der leitende FBI-Agent David Bowdich sagte bei der Pressekonferenz, es sei noch “viel zu früh”, über die Motive der Schützen zu spekulieren. Die Behörden schlossen einen terroristischen Hintergrund ebenso wenig aus wie einen Streit am Arbeitsplatz. Der Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass Farook telefonisch und über soziale Onlinenetzwerke mit Terrorverdächtigen in Kontakt gestanden habe. Offenbar sei er “radikalisiert” gewesen, andere Motive wie Ärger im Job könnten aber auch zu der Tat beigetragen haben.

355. Schießerei in den USA im heurigen Jahr

Laut “Washington Post” ist die Attacke in San Bernardino die 355. Schießerei in den USA im heurigen Jahr, bei der vier oder mehr Menschen, darunter auch der jeweilige Schütze, mit Waffen getötet oder verletzt wurden. Maskiert, in Schutzkleidung und schwer bewaffnet hatten der 28-jährige Syed Farook und seine 27 Jahre alte Frau Tashfeen Malik im Inland Regional Center, das die Betreuung von Menschen mit Entwicklungsverzögerungen koordiniert, das Feuer eröffnet.

Paar hatte sechs Monate alte Tochter

Es gebe Hinweise, dass der Bluttat “eine gewisse Planung” vorausgegangen sei, sagte der Polizeichef der östlich von Los Angeles gelegenen Stadt, Jarrod Burguan. Farook und Malik, die Angehörigen zufolge seit zwei Jahren verheiratet waren und eine sechs Monate alte Tochter hatten, seien “vorbereitet” für eine “Mission” gewesen, zitierten US-Medien den Polizeichef. Farook habe die Feier wütend verlassen und sei dann mit der Frau zurückgekehrt – ausgerüstet mit Sturmgewehren und Schutzkleidung.

Auch US-Präsident Barack Obama hat einen terroristischen Hintergrund bislang nicht ausgeschlossen. “Es ist möglich, dass dies im Zusammenhang mit Terrorismus steht. Aber wir wissen es nicht”, sagte Obama am Donnerstag bei einem Treffen mit seinem Nationalen Sicherheitsrat im Weißen Haus. Ebenso sei ein Streit am Arbeitsplatz als Auslöser möglich. Die Ereignisse in San Bernardino seien eine “schreckliche Tragödie”.

Jedes Mal, wenn sie Nachrichten einer solchen Gewalttat sehe, fühle sie es in ihrer Magengrube, teilte Dianne Feinstein, demokratische Senatorin für Kalifornien, mit. Der Kongress habe eine “lähmende Angst, die Waffenlobby zu verärgern”. Nicht einmal zu Sicherheitsüberprüfungen bei Waffenkäufen könnten sich die Politiker durchringen, obwohl die Mehrheit der Amerikaner solch einen Schritt unterstützen würde.

Republikaner wehren sich gegen strengere Waffengesetze

Nirgendwo in der Welt komme es so häufig zu Gewalttaten mit Schusswaffen wie in den USA, sagte Obama gegenüber CBS. Nahezu alle Präsidentschaftsbewerber bezogen Stellung. Die meisten Republikaner wehren sich gegen strengere Waffengesetze.

Schützen starben im Kugelhagel

Der blutigen Attacke folgte eine dramatische Verfolgungsjagd. Während Malik am Steuer eines schwarzen Geländewagens saß, soll Farook nach Darstellung von US-Medien aus dem Auto heraus auf die etwa 20 Polizisten geschossen haben. Im Kugelhagel der Verfolger starben beide.

Farook wurde als US-Bürger mit muslimischen Hintergrund beschrieben, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Polizeiangaben. Laut “Los Angeles Times” kehrte er von einer Reise nach Saudi-Arabien mit seiner Frau zurück. Die amerikanisch-islamische Organisation CAIR sprach den Opferfamilien auf einer Pressekonferenz ihr Beileid aus und unterstrich, dass der Islam eine friedliebende Religion sei.

Zunächst war von möglicherweise drei Tätern die Rede gewesen. Polizeichef Burguan sagte, es sei eine dritte Person festgenommen worden, deren Rolle aber unklar sei. Es sei davon auszugehen, dass nur das Paar geschossen habe.

In der nahen Ortschaft Redlands untersuchten Polizisten mit Spezialgerät ein Wohnhaus, in dem der 28-jährige Mann gewohnt haben soll. Dort wurde Sprengstoff vermutet. Ein Roboter wurde in das Haus geschickt, um nach möglichem explosiven Material zu suchen.

Bürgermeister kündigt Mahnwache an

“Unsere Gemeinde hat heute einen schweren Verlust und schweren Schock erlebt”, teilte Bürgermeister Carey Davis mit. Die Attacke habe San Bernardino im Herzen getroffen. Später sprach er von einem “schockierenden Ereignis” und kündigte eine Mahnwache an.

Farook und Malik lernten einander offenbar im Internet kennen. Sie trafen sich laut US-Medien in Saudi-Arabien und kehrten dann zusammen in die USA zurück. Gemeinsam hatten sie eine sechs Monate alte Tochter. Farook arbeitete seit fünf Jahren für das Gesundheitsamt und war auf gesundheitsschädigende Umwelteinflüsse spezialisiert. Der US-Bürger wurde in Chicago im Staat Illinois geboren als Sohn aus Pakistan stammender Eltern, Malik wurde in Pakistan geboren, lebte später aber in Saudi-Arabien. Einem Online-Dating-Profil zufolge interessierte Farook sich für das Reparieren von Autos, religiöse Bücher, ging gern in Restaurants und mochte “Schießübungen im Garten” mit seiner Schwester und Freunden. Er stamme aus einer “religiösen, aber modernen Familie”. 2009 schloss er ein Studium an der California State University, San Bernadino, ab.

Schützen “lebten amerikanischen Traum”

Sie standen wie jeden Morgen gemeinsam auf und machten sich in aller Ruhe fertig, um aus dem Haus zu gehen. Dem sechs Monate alten Töchterchen gaben sie noch einen Kuss und ließen es in der Obhut der Großmutter zurück. “Wir haben einen Arzttermin”, sagten sie zu der Frau. Wenige Stunden später erschienen Syed Rizwan Farook (28) und seine Frau Tashfeen Malik (27) in Kampfanzügen und mit halbautomatischen Gewehren bei einer Weihnachtsfeier in einem Sozialzentrum in San Bernardino im US-Staat Kalifornien und eröffneten das Feuer. 14 Menschen starben und 17 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Die Polizei erschoss die beiden Täter in ihrem schwarzen Geländewagen, in dem sie geflüchtet waren.

Wie die Zeitung “Corriere della Sera” unter Berufung auf US-Medien weiter berichtete, stammen Farooks Eltern aus Pakistan. Seit fünf Jahren hatte er als Inspektor des Bezirksgesundheitsamtes gearbeitet. Er hatte Swimmingpools auf ihren angemessenen Chlorgehalt und Restaurant-Küchen auf Einhaltung der Hygienebestimmungen untersucht. Angestellte von Geschäften mussten ihm nachweisen, dass sie über ausreichend Seife für ihre persönliche Sauberkeit verfügten. Farook verdiente etwa 70.000 Dollar (66.000 Euro) im Jahr – genug, um sich selbst und seine Familie zu ernähren. “Sie lebten den amerikanischen Traum”, meinte ein Ex-Kollege des Mannes.

“Ich bin ein Muslim, der in den USA, in Kalifornien, lebt. Ich bin religiös, habe aber eine moderne, aus vier Personen – zwei weibliche und zwei männliche – bestehende Familie.” So definierte sich Farook selbst auf der Internetseite  iMilap.com. Er liebe es zu reisen, mit modernen und alten Autos zu arbeiten, religiöse Bücher zu lesen und ab und zu auswärts zu essen, schrieb er. Nach Angaben seines Vaters war Farook jedoch sehr religiös. “Er ging arbeiten, kam heim und ging dann zum Beten”, erzählte er “New York Daily News”. Mit Malik war Farook seit zwei Jahren verheiratet. Vor einigen Jahren war er nach  Saudi-Arabien gereist, wo er die Frau, die er über das Internet kennengelernt hatte, persönlich traf.

(APA)

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