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"Pegida Vorarlberg hetzt fleißig"

Vergangenen Samstag gingen in Bregenz rund 100 Demonstranten gegen Pegida auf die Straße.
Vergangenen Samstag gingen in Bregenz rund 100 Demonstranten gegen Pegida auf die Straße. ©VOL.AT/Pascal Pletsch
Schwarzach - Auch im Ländle bekommt Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) immer mehr Zuwachs. WANN & WO hat sich des Themas angenommen.

Vergangenes Wochenende gingen rund 100 Menschen in Bregenz gegen die islamkritische Pegida-Bewegung auf die Straße. „Für viele Menschen mit Migrationshintergrund herrscht zur Zeit ein Klima der Angst“, teilt Florian Keller, Obmann der Sozialistischen Jugend Vorarlberg auf WANN & WO-Anfrage mit und führt fort: „Pegida Vorarlberg hetzt in den Sozialen Medien bereits fleißig gegen Ausländer und feiert die Demos in Deutschland. Aus diesem Grund haben wir den ersten Schritt gemacht und gezeigt, dass es hier viele gibt, die gegen die rechte Hetze aufstehen.“ Laut Keller wäre es schwer, die Verantwortlichen hinter Pegida auszumachen. Er geht jedoch davon aus, dass sich auch bei Pegida Vor­arlberg der eine oder andere Rechtsextreme tummelt: „Die Hitler-Bilder von Pegida-Gründer Bachmann haben in den letzten Tagen gezeigt, dass Pegida im Kern der Versuch der Rechten ist, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen. Nazis stoßen auf breite Ablehnung in der Gesellschaft, deswegen suchen sie sich immer neue Maskierungen. Auch deswegen ist es wichtig, öffentlich gegen sie aufzutreten und zu zeigen, wer sie wirklich sind!“

“Von wirklichen Problemen ablenken”

Keller sieht auch den größten Kritik-Punkt von Pegida – die Islamisierung Europas – als nicht gerechtfertigt: „In Dresden, jener Stadt, in der Pegida entstanden ist, leben 0,4 Prozent Muslime. Das Schlagwort der ‚Islamisierung‘ ist nur die neueste Methode der Rechten, Ausländerfeindlichkeit salonfähig zu machen. In Wirklichkeit lenken sie damit nur von den wirklichen Problemen ab: Diese sind Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen, Bankenrettungen und Sparpakete bei der Bildung, um nur wenige zu nennen!“

Stellungnahme von Pegida Voarlberg

Wir haben mit Pegida Vorarlberg Kontakt aufgenommen und nachgefragt, welche Gründe die Verantwortlichen sehen, Pegida auch in Vorarlberg zu gründen. Die Antwort: „Es gibt viele Gründe warum sich Mitbürger Pegida anschließen: Einer ist wahrscheinlich der, dass Pegida für Heimat, christliche Werte und Tradition steht, im Kontext einer guten Integrationspolitik. Hinzu kommen gescheiterte Integration, anpassungsresistente Zuwanderer, Ghettobildung, mangelnder Ausgleich an in- und ausländischen Schülern in den Klassen, mangelnder Respekt vor der österreichischen Kultur – hinzu kommt eine Politik, die – so scheint es – mehr der Zuwanderung, als der heimischen Bevölkerung dient. Das ist ein Problem, das von allen Bundesländern gelöst werden muss.“

5 Zahlen zu (Anti-)Pegida und dem Islam in Europa

4.000.000 bekennende Muslime leben derzeit in Deutschland. Das sind rund acht Prozent der deutschen Bevölkerung. In Dresden, wo Pegida entstand, liegt der Anteil der Muslime bei 0,4 (!) Prozent.

550.000 Muslime sind in Österreich zuhause. Rund die Hälfte ist säkular, ebenso viele sind religiös und politisch beeinflussbar.

29.334 Muslime wurden 2001 bei der letzten Erhebung der Religionszugehörigkeit in der Vorarlberger Registerzählung erhoben. Zum damaligen Zeitpunkt waren das 8,4 Prozent der Gesamtbevölkerung.

4500 Demonstranten wurden bei der ersten Anti-Pegida-Demo in Dresden gezählt.

22.000 Menschen setzten vergangenes Wochenende in Dresden gemeinsam ein Zeichen gegen Fremdenhass und für Toleranz. Zahlreiche Künstler und Bands waren ebenfalls anwesend. Ihre Botschaft: „Dresden ist bunt und tolerant!“

“Die Behörden beobachten Pegida Vorarlberg”

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler: „Pegida Voarlberg ist bekannt und die zuständigen Behörden (Polizei, Verfassungsschutz) beobachten die Situation. Zum muslimischen Bevölkerungsanteil: Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Vorarlberg nach der römisch-katholischen Kirche bildeten 2001 (letzte Erhebung der Religionszugehörigkeit in der Registerzählung) mit 29.334 Personen die Muslime, das sind 8,4 Prozent der Gesamtbevölkerung.“

“Unwissen, Rassismus und Aggression”

Dr. Werner Bundschuh, Obmann der Johann-August-Malin- Gesellschaft und Mitarbeiter von erinnern.at: „Die Beschwörung einer Gefährdung der ‚christlichen Abendlandkultur‘ durch ‚den Islam‘ dient den Protagonisten von Pegida als Deckmantel für fremdenfeindliche, rassistische, islamophobe und grundsätzlich menschenverachtende Positionen. Dass es Ängste vor religiösen Fanatikern, Fundamentalisten und Terroristen gibt, die sich auf ‚den Islam‘ berufen, ist unbestritten. Auch ich will nicht in einem wie auch immer gearteten ‚Gottesstaat‘ leben. Aber es ist Unsinn, so zu tun, als ob der Islam nicht zu Europa gehört und er erst mit der GastarbeiterInnen- Zuwanderung Fuß gefasst hat. Seit der Zerstörung des Westgotenreiches in Spanien 711 ist der Islam Teil der komplexen europäischen Geschichte … Pegida spekuliert mit historischem Unwissen, dumpfen Aggressionen, kaum verhülltem Rassismus und einem ausgrenzenden Gedankengut, das aus der Sicht ‚aufgeklärter Menschen‘ zutiefst abzulehnen ist.“

“Sorgen und Nöte ernst nehmen”

Christof Bitschi, Obmann RFJ Vorarlberg: „Die Vorarlberger Freiheitlichen unterstützen Pegida nicht. Meinem Empfinden nach, ist es aber die Aufgabe eines jeden Politikers, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst zu nehmen. Wenn in Deutschland Woche für Woche über 20.000 Menschen für ihre Anliegen auf die Straße gehen und friedlich demonstrieren, so ist dies ihr gutes Recht. Pegida ist entstanden, weil die Politik in Deutschland die Sorgen und Nöte der Bevölkerung nicht ernst genommen hat. In Österreich gibt es mit den Freiheitlichen eine Partei, die seit Jahren die Missstände, die ohne Frage vorhanden sind, aufzeigt und von den anderen Parteien genau dafür immer kritisiert wurde. Der Anteil an Muslimen in Vorarlberg ist natürlich größer geworden. Sorgen bereitet mir aber vor allem der Anstieg von radikalen Islamisten, die aus diversen Kriegsgebieten nach Vorarlberg gekommen sind. Diese Gruppe sorgt für ein großes Gefahrenpotenzial im Land und muss von den Behörden äußerst genau beobachtet werden.“

(WANN & WO)

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