Die Vorarlberger Männer sind Bundesmeister. Denn österreichweit sind sie im Durchschnitt die Bestverdiener. Insgesamt stehen sie gemeinsam mit den Vorarlbergerinnen auf Platz zwei. Nur die Wiener und Wienerinnen verdienen zusammen mehr. Aus dem Einkommensbericht des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger geht hervor, dass das österreichische Durchschnittseinkommen von Arbeitern und Angestellten im Vorjahr 2219 Euro betrug. Das ist ein Medianwert, soll heißen: 50 Prozent der Arbeiter und Angestellten verdienen mehr und 50 Prozent weniger. 2309 Euro sind es durchschnittlich in Vorarlberg. Das vergleichsweise gute Lohn- und Gehaltsniveau hierzulande steht für Expertin Hedwig Lutz deutlich mit der regionalen Wirtschaftsstruktur in Verbindung. Sie ist sich sicher, dass es in Vorarlberg hochproduktive Segmente mit hoher Beschäftigung gibt, wo äußerst qualifizierte Fachkräfte angestellt sind und die Unternehmen dadurch ebenso entsprechend bezahlen. Vorarlberg ist aufgrund der industriellen Struktur und der Nähe zur Schweiz und zu Deutschland stark. Dies erklärt auch das relativ gute Einkommen, sagt Lutz. In Tirol hingegen, das sich nur auf Platz acht befindet, sei der Dienstleistungssektor und der Tourismusbereich stärker ausgeprägt, was die Durchschnittslöhne und -gehälter drücke. Lutz fügt hinzu, dass es im Burgenland, dem österreichischen Einkommensschlusslicht, nur sehr wenig Industrie und viele Auspendler gebe. Das beweise, dass hinter dem Lohn- und Gehaltsniveau ganz wesentlich die regionale Wirtschaftsstruktur stehe.
Im österreichischen Gesamtdurchschnitt verdienen Männer um 48 Prozent mehr als Frauen. In Vorarlberg lagen die Männer-Einkommen 2010 sogar um mehr als 60 Prozent über jenen der Frauen. Der Direktor der Vorarlberger Arbeiterkammer findet mehrere Erklärungsansätze für diesen enormen Unterschied. In Vorarlberg ist der industrielle Sektor besonders die Metallerzeugung und Elektrotechnik stark. Da können wir einen überdurchschnittlich hohen Anteil in der Gesamtwirtschaft verzeichnen, weshalb auch die besten Löhne und Gehälter bezahlt werden, lautet ein Erklärungsansatz von Rainer Keckeis. Frauen seien indes vorwiegend in Branchen mit schlechterer Bezahlung beschäftigt, wozu unter anderem die Textil- oder auch die Kosmetikbranche zählen. Viele Frauen arbeiten außerdem nur als Teilzeitkraft oder geringfügig. Es hält aber auch an, dass Frauen durch ihren beruflichen Karriereverlauf immer noch im Hintergrund stehen. Es ist ein erwiesener Faktor, dass sie indirekt benachteiligt sind, sagt Keckeis. Dabei spielt er auf die möglichen Nachteile an, die durch eine Karenzzeit auftreten und das Fortlaufen des Berufslebens beeinträchtigen können.
Männer in den Bezirken Bregenz und Feldkirch verdienen laut Einkommensbericht des Hauptverbandes für Sozialversicherungsträger eindeutig am meisten. Dies liege daran, dass sich in den Bezirken Bregenz und Feldkirch der größte Anteil von Dienstleistern befinde, die recht hohe Gehälter bezahlen. Dazu zählen unter anderem die Raiffeisen-Zentrale und die Hypobank, aber auch die illwerke vkw mit Sitz in Bregenz. In diesen Bezirken ist auch der Anteil am Gastgewerbe vergleichsweise relativ gering, erklärt Keckeis. Der öffentliche Dienst hingegen sei in Feldkirch recht stark. Dort befinden sich viele Schulen, ebenso wie das Landesgericht, wo viele Akademiker angestellt sind. Alles Erklärungsansätze, die nur in einem Bezirk nicht funktionieren: Denn warum im Bezirk Bludenz die Frauen am meisten und die Männer am wenigsten im Vorarlberger Durchschnitt verdienen, kann auch der Experte nicht beantworten.
(VN)
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