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Weiterer Rücktritt im bayrischen Missbrauchsskandal

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Der Missbrauchsskandal bei katholischen Orden in Bayern weitet sich aus.

Im Benediktinerkloster Ettal bei Garmisch-Partenkirchen trat am Freitag nach dem Abt auch der Prior der Abtei und Leiter der Klosterschule, Pater Maurus Kraß, zurück. Er übernahm damit die Verantwortung für einen Verstoß gegen die innerkirchliche Meldepflicht derartiger Fälle. In der Schule des Benediktinerklosters St. Ottilien bei München sowie bei einem früheren Schülerheim der katholischen Ordensgemeinschaft Salesianer Don Bosco in Augsburg gibt es inzwischen ebenfalls Verdachtsfälle, die allerdings Jahrzehnte zurückliegen sollen.

Wie das Erzbischöfliche Ordinariat München am Freitag mitteilte, geht es konkret um Missbrauchsvorwürfe aus den Jahren 2003 und 2005. Pater Maurus habe es jeweils unterlassen, den Bischöflichen Beauftragten der Erzdiözese über die Vorwürfe zu unterrichten, wie es die bischöflichen Leitlinien von 2002 verlangen. “Wir danken Pater Maurus dafür, dass er die richtigen Konsequenzen aus den Versäumnissen zieht. Zugleich bauen wir auf seine Zusage, dass er für einen Neuanfang in der Benediktinerabtei an der notwendigen Aufarbeitung der Vorwürfe und Vorfälle konstruktiv mitwirken will”, erklärte der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Prälat Peter Beer.

Die katholische Kirche Deutschlands verspricht indessen Aufklärung. “Wir werden den Dingen offensiv nachgehen”, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann als neuer Sonderbeauftragter für sexuelle Missbrauchsfälle am Freitag in Trier. Die Opfer hätten “ein Recht darauf”, dass jeder Hinweis geprüft werde. “Wir wollen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Aufklärung beitragen.” Der Bischof begrüßte, dass sich jetzt auch “Opfer vergangener Jahrzehnte” meldeten. “Wobei wir von dem Ausmaß und der Wucht, mit der das jetzt auf uns zukommt, überrascht sind.” Ackermann war am Donnerstag von der Deutschen Bischofskonferenz zum Beauftragen für Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche ernannt worden.

Im Ettaler Missbrauchsskandal ermitteln inzwischen sowohl die Staatsanwaltschaft München II als auch ein Sonderermittler. Der vom Kloster eingesetzte Rechtsanwalt Thomas Pfister soll bis Freitag kommender Woche einen ersten Sachstandsbericht vorlegen, der öffentlich gemacht werden soll. Laut Staatsanwaltschaft steht insbesondere ein Klosterangehöriger im Verdacht, sich an mehreren Kindern vergangen zu haben. Wie viele mögliche Täter und Missbrauchsfälle es in Ettal insgesamt geben könnte, sei noch unklar.

In der Schule des Benediktinerklosters St. Ottilien soll nach einem Bericht der Münchner “Abendzeitung” ein Pater in den 60er Jahren Buben beim Duschen fotografiert haben. Dies gehe aus einem anonymen Brief eines Ex-Schülers hervor. Die Abtei habe bereits Konsequenzen gezogen. “Der Mitbruder wurde von seinen derzeitigen Aufgaben entbunden”, zitiert das Blatt einen Sprecher.

Verdachtsmomente gibt es auch bei einem früheren Don Bosco-Schülerheim in Augsburg. Dort soll es sich um einen Vorfall aus dem Jahr 1966 handeln. Damals soll ein Ordensmann einen Schüler missbraucht haben. Die Vorwürfe würden untersucht, bestätigte der Orden. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat in beiden Fällen Vorermittlungen aufgenommen. “Den Erkenntnissen zufolge liegen die bisher bekannten Vorwürfe lange zurück, so dass die Verjährung nicht unwahrscheinlich ist. Gleichwohl muss man die Umstände genauer beleuchten, ob es nicht Hinweise auf weitere Vorfälle gibt. Wir prüfen genau”, sagte der Augsburger Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai.

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