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Umzug antiker Skulpturen an der Akropolis hat begonnen

©EPA
An der Akropolis in Athen hat am Sonntag der Umzug der antiken Skulpturen begonnen. Drei riesige Kräne hoben zunächst einen Teil des tonnenschweren Parthenonfrieses vom bisherigen Museum zum 300 Meter tiefer gelegenen neuen Museum.  Video im Bericht

Das Flachrelief, das eine Prozession zu Ehren der Göttin Athena zeigt, wurde für den heiklen Transport in einer Metallkiste verstaut. Damit begann der Umzug von mehr als 300 Skulpturen und Statuen, die in den nächsten Wochen in das unterhalb der antiken Stadtfestung gelegene neue Museum gebracht werden sollen. Ingenieure und Archäologen bezeichneten das Vorhaben als “technisch schwierig, kompliziert und heikel”.

Der erste Einsatz der drei Kräne unter den Augen des griechischen Kulturministers Michalis Liapis dauerte bei leichtem Wind eineinhalb Stunden. In sechs Wochen soll der Umzug aus dem Lager des alten Museums abgeschlossen sein. Die Skulpturen sollen dann in dem vom Schweizer Architekten Bernard Tschumi gebauten neuen Museum zu sehen sein. Der Umzug kostet 1,6 Millionen Euro. Die antiken Stücke sind dabei mit 400 Millionen Euro versichert. Als Symbol der griechischen Zivilisation in der Antike zählt die Akropolis aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Welt.

Der griechische Kulturminister, Michalis Liapis, macht keinen Hehl daraus, wozu diese monatelange Aktion auch dienen werde: „Es geht auch um die Wiedervereinigung der Friesteile des Parthenon-Tempels. Im neuen Museum werden sie sicher untergebracht sein“, sagt er immer wieder. Der Umzug wird nach Angaben des Athener Kulturministeriums mehr als 2,5 Millionen Euro kosten und etwa drei Monate lang dauern.

Die Aktion soll solange wie möglich im Mittelpunkt der Berichte im Fernsehen bleiben und immer wieder daran erinnern: 56 der 96 Platten des Frieses des wichtigsten Tempels auf der Akropolis, des Parthenon (Frauengemach), befinden sich bis heute im Britischen Museum in London. Der damalige britische Botschafter in Konstantinopel, Lord Elgin, hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die am besten erhaltenen Teile des Parthenons und anderer Denkmäler der Akropolis demontiert und nach England gebracht. Athen fordert seit mehr als 25 Jahren ihre Rückgabe.

Die Griechen hoffen, dass mit der Eröffnung des neuen Museums auch die Chancen steigen, die fehlenden Parthenon-Friesteile vom Britischen Museum nach Athen zurückzubekommen. London argumentierte seit Jahren, in Athen gebe es kein geeignetes Museum für die Friesteile. “Jetzt gibt es eins. Jetzt können sie nicht mehr damit kommen”, sagte Evgeneia Kalogeratou, eine Architektin im Athener Kulturministerium, der dpa am Montag. Der britische Botschafter war anwesend beim ersten Transport. Er werde es seiner Regierung bestätigen, hieß es weiter.

Die Gemüter waren Ende der 90er Jahre erhitzt. Athen sprach von Kunstraub und warf London Kulturexpansionismus vor. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt. Athen spricht lediglich von der “Wiedervereinigung” der Friesteile. Diplomaten und Experten verhandeln hinter verschlossenen Türen. Obwohl das Britische Museum offiziell eine Rückgabe weiterhin ablehnt, finden nach übereinstimmenden Berichten der griechischen und britischen Presse seit Mai geheime Verhandlungen zwischen London und Athen statt.

Im Mittelpunkt steht eine Kompromisslösung: Die Friesteile könnten nach Athen kommen unter der Voraussetzung, dass Griechenland das Britische Museum als rechtmäßigen Inhaber der Friesteile anerkennt. Im Gegenzug werde Athen wichtige Ausstellungen in London veranstalten, bei denen Ausstellungstücke gezeigt werden sollen, die bisher nie das Land verlassen durften. “Nichts ist offiziell”, hieß es in Athen am Montag auf Anfrage.

Für den Fall, dass die Friesteile doch nicht wiedervereinigt werden, hat Athen bereits eine bittere Lösung parat: Der berühmte Parthenon-Fries soll im letzten Stockwerk des neuen Museums zwar komplett gezeigt werden. Die fehlenden Teile von London sollen jedoch dann nicht als Duplikate sondern nur als Hologramm hinter einem symbolischen Gitter zu sehen sein.

 

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