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Strafrechtliche Ermittlungen zu Ölkatastrophe

Die US-Bundesbehörden haben strafrechtliche Ermittlungen wegen der gigantischen Ölpest im Golf von Mexiko eingeleitet. Sie betreffen die Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" und die dadurch ausgelöste Umweltkatastrophe, wie Justizminister Eric Holder am Dienstag mitteilte. "Wir werden nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit haben", betonte Holder in New Orleans. Gegen wen sich die Ermittlungen richten könnten, sagte Holder nicht.
Bekämpfung kostet BP bisher knapp eine Mrd. Dollar
Neuer Anlauf: Ölpest bisher nicht einzudämmen
"Top- Kill"- Methode gegen Ölpest gescheitert

Die Handlungen aller Beteiligten würden genau geprüft, und bei Hinweisen auf vorschriftswidriges Verhalten werde eine sehr energische Antwort folgen, sagte der Justizminister. Die Ermittlungen könnten sich neben BP auch gegen den Bohrplattform-Betreiber Transocean sowie die Unternehmen Halliburton und Cameron International richten. Halliburton führte Zementarbeiten am Bohrloch durch, Cameron lieferte eine Vorrichtung, die das unkontrollierte Austreten von Öl und Gas verhindern sollte.

Kurz davor hatte US-Präsident Barack Obama “feierlich” versprochen, “dass wir die Verantwortlichen vor Gericht bringen werden”, sollten Gesetze gebrochen worden seien. Gesetzsänderungen sollen verhindern, dass sich eine solche Katastrophe wiederholen könne. Justizminister Holder betonte, “dass die Verantwortlichen der Katastrophe sie beseitigen und die zerstörten Naturressourcen wiederherstellen oder ersetzen müssen”.

Die “Deepwater Horizon” wurde vom Ölkonzern BP betrieben, als sie am 20. April explodierte und im Golf von Mexiko versank. Die Ölpest ist die größte in der Geschichte der USA. Alle Versuche, das offene Bohrloch unter Wasser zu schließen, blieben bisher erfolglos.

Der Ölkonzern BP startet am (heutigen) Mittwoch einen neuen Versuch zur Eindämmung der Umweltkatastrophe. Angesichts der am Dienstag begonnenen Hurrikan-Saison schätzen Experten die Erfolgsaussichten allerdings als gering ein. Unterseebote sollen laut BP das Steigrohr absägen und ein Ventil aufsetzen, so dass das austretende Öl zum größten Teil kontrolliert an die Oberfläche gebracht werden kann.

Nach Angaben der US-Regierung hat BP verschwiegen, mit welchen Risiken der neue Versuch verbunden ist. Ein Berater des Weißen Hauses hatte am Wochenende erklärt, durch das Absägen des beschädigten Steigrohrs könnten zunächst rund 20 Prozent mehr Öl austreten als zuvor. BP erklärte, man rechne nicht mit einer signifikanten Zunahme. Bei der Äußerung des Konzerns sei ihm nicht wohl, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs am Dienstag.

In die Bemühungen zur Eindämmung des Lecks schaltete sich auch der “Titanic”-Regisseur James Cameron ein. Er und sein kanadischer Landsmann Phil Nuytten, Chef der in Vancouver ansässigen Firma für Unterwassertechnik Nuytco nahmen am Dienstag in Washington an Gesprächen über innovative Wege zur Schließung des Lecks teil.

Unterdessen erreichten Ausläufer des Ölteppichs erstmals auch den Staat Mississippi. Wie Gouverneur Haley Barbour am Dienstag mitteilte, wurde auf der vorgelagerten Insel Petit Bois ein 3,2 Kilometer langer und ein Meter breiter Ölstreifen entdeckt. Zuvor waren bereits die Staaten Louisiana und Alabama von der Ölpest erfasst worden.

Nach einem Feiertag am Montag reagierten die Börsen von London und New York am Dienstag auf die schlechten Nachrichten für BP. Am Vormittag sank der Kurs zeitweise um mehr als 15 Prozent, womit 23 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet wurden. BP gab allein die bisher entstandenen Kosten der Katastrophe mit rund 990 Millionen US-Dollar (etwa 811 Millionen Euro) an. Darin seien auch Kosten zur Eindämmung der Umweltschäden enthalten. Nach Einschätzung des Weißen Hauses werden die erwarteten Folgekosten in Höhe von vielen Milliarden Dollar den britischen Ölkonzern nicht in den Ruin treiben. Der Konzern sei groß genug, um die finanziellen Folgen der Krise auf sich nehmen zu können, sagte Obama-Sprecher Gibbs mit Blick auf die “hohe Marktkapitalisierung” von BP.

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