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Neue Behandlungsstrategie bei Schweinegrippe in Österreich

Die österreichischen Gesundheitsbehörden haben ihre Strategie zur Bekämpfung der neuen A(H1N1)-Influenza (Schweinegrippe) umgestellt. Ab Montagfrüh können Erkrankte auch zu Hause in Heimquarantäne behandelt werden, bei komplikationsfreien Fällen muss keine strikte Einlieferung in eine Klinik mehr erfolgen.
Schweinegrippe: Neuer Impfstoff
Neue Grippe Tamiflu-resistent
Große Schweinegrippe-Welle
Von der "Eindämmung" zur "Schadensminderung"

Diese Vorgehensweise entspricht offiziell einem Umstieg von der Maßnahme “Containment” (Eindämmung, Übers.) auf “Mitigation Stufe 1” (Schadensminderung, Übers.). Dieser Schritt ist auch in mehreren anderen Ländern wie Großbritannien bereits erfolgt.

Die Patienten sollen grundsätzlich sieben Tage lang in Heimquarantäne bleiben, teilte Gesundheitsminister Alois Stöger (S) am Freitag in einer Aussendung mit. Die Behandlung erfolgt wie bisher auch mit den antiviralen Grippe-Medikamenten (Oseltamivir/”Tamiflu” oder Zanamivir/”Relenza”). Risikopersonen (Schwangere oder chronisch Kranke) sollen weiterhin zumindest zwei Tage im Spital bleiben und anschließend ebenfalls weiter zu Hause versorgt werden.

“Aufgrund der Erkenntnisse durch eine intensive Beobachtung der Krankheitsverläufe und der Verbreitung des Virus in Österreich sowie auf Basis der internationalen Erfahrungswerte wird das heimische Versorgungssystem umgestellt”, hieß es in der Aussendung des Gesundheitsministeriums. “Wir sind über die Entwicklung mit der neuen Influenza weder überrascht noch schockiert. Wir rechnen mit einer Verstärkung (der Krankheitswelle, Anm.). Es gibt keinen Grund für Panik-Geschichten”, betonte der Generaldirektor für öffentliche Gesundheit, Hubert Hrabcik. “Die Behandlung der Influenza mit den antiviralen Medikamenten wirkt. Der Verlauf der Krankheit ist im Durchschnitt nicht dramatisch.”

Der Grund für die Umstellung: “Wir haben auch in Österreich die ersten ‘Cluster’ (Trauben, Übers.) von Erkrankungen und die ersten Fälle von H1N1-positiven Befunden ohne Reisehintergrund”, so Hrabcik über eine ähnliche Entwicklung wie in Nachbarländern. “Wir haben derzeit etwa 100 bis 200 Fälle pro Woche. Wenn es 1.000 oder 5.000 werden sollte, wird es eine Stufe 2 geben.” Um die neue Strategie umzusetzen, werden weitere Informationsmaterialien für die Angehörigen des Gesundheitswesens und die breite Bevölkerung herausgegeben. “Beim ‘Containment’ wird jeder Einzelfall beobachtet, isoliert und im Labor getestet, um eine Verbreitung möglichst zu stoppen. ‘Mitigation’ bedeutet, Einzel-Labortests zu reduzieren und das Umfeld großflächiger in die Behandlung miteinzubeziehen. Die bisherige Erfahrung mit der Neuen Grippe zeigte einerseits, dass sich das Virus sehr rasch von Mensch zu Mensch überträgt, der Krankheitsverlauf in den allermeisten Fällen jedoch ein sehr milder war”, so das Ministerium.

Bislang 192 Fälle

Die Zahl der positiven Fälle in Österreich liegt gegenwärtig bei 192. In den vergangenen Wochen stieg die Zahl der Infektionen stetig an, wenngleich die Gesamtzahl der Fälle in Österreich im internationalen Vergleich als niedrig zu bewerten ist. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, handelte es sich um Übertragungen in anderen Ländern durch Reisen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Neuinfektionen im Herbst witterungsbedingt stark steigen wird.

Neuigkeiten gibt es auch bei der Zulassung des Schweinegrippe-Impfstoff des Pharmakonzerns Baxter, mit dem Österreich einen Vorvertrag über die Lieferung von 16 Mio. Dosen abgeschlossen hat. Die AGES-PharmMed führt derzeit bereits die Prüfung der ersten Charge durch, nach deren Ende sollen dann in Wien, Graz und Deutschland zwei Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien anlaufen, so PharmMed-Leiter Marcus Müllner und der Chef der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie der MedUni-Wien, Markus Müller, zur APA.

“Die Zulassung der Vakzine könnte voraussichtlich Anfang September erfolgen”, so Müllner. Man hat bereits Erfahrungen mit rund 5.000 Probanden, welche den Baxter A(H5N1)-Impfstoff bekommen haben. Jetzt startet das Unternehmen mit der neuen Vakzine klinische Studien mit rund 9.000 Probanden. Laut Egon Marth, Vorstand des Hygieneinstituts der Meduni Graz, verliefen Vortests für die klinische Studie an seinem Institut positiv. Das Ergebnis sei “besser als bei den üblichen saisonalen Grippeimpfstoffen”, so Marth. Als drittes Pharmaunternehmen hat der französische Hersteller Sanofi Pasteur am Freitag mit dem Test eines Schweinegrippe-Impfstoffs begonnen, den Anfang machte Novartis am Mittwoch.

Info

Merkblätter des Gesundheitsministeriums (*.pdf)

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