Der Hauptbeschuldigte dementierte gegenüber der Zeitung die Vorwürfe. Die Diözese will die Vorfälle untersuchen.
Der Oberösterreicher, der anonym bleiben möchte, beschrieb die Erziehungsmethoden eines Geistlichen so: “Wenn man im Speisesaal zu laut war, läutete der Pater mit einer Glocke. Der Betroffene musste sich neben ihn hinknien. Dann drückte und rieb der Pater den Kopf des Schülers fest in seinen Schoß. Mit der anderen Hand holte er weit aus und gab ihm eine sehr heftige Ohrfeige. Manchmal zog er aber auch die Hand kurz davor zurück und streichelte dem Betroffenen über sein Gesicht. Das war alles sehr erniedrigend.”
Er könne sich auch erinnern, dass einmal ein Pater seine Hand in die Pyjamahose eines Schülers geschoben habe, ein anderes Mal habe ein Geistlicher seinen Kopf zwischen die Füße eines Jugendlichen gedrückt. Zwei Mönche hätten regelmäßig Schüler verprügelt. Für das kleinste Vergehen habe man Schläge mit einem Kabel oder einem Schlüsselbund bekommen. Manchmal habe der Pater die Schlüssel einem Schüler lediglich fest ins Genick gedrückt. “Es hat aber immer sehr wehgetan”, so der Ex-Klosterschüler. Wer zu spät gekommen sei, habe ebenfalls drakonische Strafen kassiert: “Wir wurden dann abgewatscht und mussten drei Wochen lang in der Freizeit bis Mitternacht lateinische Enzyklopädien abschreiben und übersetzen.”
Der Ex-Zögling habe vier Jahre lang die Klosterschule und das angeschlossene Internat in Kremsmünster besucht, heißt es in dem Artikel. Bei den Opfern habe es sich vorwiegend um jüngere Schüler aus der Unterstufe gehandelt. Bisher habe er über die Vorfälle geschwiegen, nun sei es aber Zeit, der “Scheinheiligkeit in der katholischen Kirche entgegenzutreten”, begründete der heute knapp über 40-Jährige seinen Gang an die Öffentlichkeit.
Der Abt des Stiftes, Ambros Ebhart, will den Vorwürfen nachgehen. Ihm persönlich sei zwar nichts Derartiges über die drei beschuldigten Patres bekannt. Aber: “Es ist schon so manches Gerücht gesagt worden”, räumte er ein. Man könne für niemanden die Hand ins Feuer legen. “Wenn sich der Betroffenen auch an uns wendet, werden wir dem nachgehen”, kündigte der Abt an. Wenn Opfer anonym bleiben wollen, könnten sie sich auch bei der Diözesanen Kommission gegen Missbrauch und Gewalt melden.
Auch die Diözese will aktiv werden: “Das Opfer wird gehört, die Täter werden damit konfrontiert”, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Sollten strafrechtliche Gegebenheiten auftauchen, werde man entsprechende Schritte einleiten. Eine restlose Aufklärung derartiger Fälle sei auch im Interesse der Kirche.
Nach den Missbrauchsvorwürfen im Stift Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) in Oberösterreich sind drei Patres schon gestern, Mittwoch, ihrer Ämter enthoben worden. Einer der mittlerweile 75-jährigen Mitbrüder habe den ihm vorgeworfenen Übergriff bestätigt, gab Abt Ambros Ebhart Donnerstagnachmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Insgesamt fünf Personen, die in den 80er Jahren Opfer von Missbrauch geworden sein sollen, hätten sich gemeldet. Ebhart betonte, dass man Interesse an einer umfassenden Aufarbeitung habe.
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