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Kaltenbrunner am K2 erneut gescheitert

Tragisch gescheitert ist Freitag früh der neuerliche Versuch der oberösterreichischen Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner, den zweithöchsten Berg der Erde, den 8.611 Meter hohen K2, zu bezwingen. Beim Aufstieg stürzte ihr schwedischer Bergkamerad Fredrik Ericsson unter schlechten Witterungsbedingungen ab und starb. Gerlinde Kaltenbrunner blieb unverletzt und kehrte um. Auch der steirische Skyrunner Christian Stangl, der sich ebenfalls auf dem Schicksalsberg befand, gab auf.
Kaltenbrunners Gipfelsieg in greifbarer Nähe
Gerlinde Kaltenbrunner Lager 3 des K2 erreicht

Der steirische Skyrunner Christian Stangl schilderte der APA Freitagmittag via Satellitentelefon die ersten Eindrücke nach dem Bergdrama: “Es ist in dem Gebiet sehr warm geworden”, erzählte er. Durch die starke Erwärmung begannen sich Felsbrocken zu lösen, die immer wieder abzurutschen drohten. Am Gipfel hatte es minus 17 Grad, was in über 8.000 Metern Höhe mit Frühlingstemperaturen in Österreich zu vergleichen sei, sagte Stangl.

“Ich hatte Angst. Ich habe gesehen, dass der Schnee zu tauen beginnt. Zwischen den Körnern bildet sich Wasser und das Eis droht abzurutschen”, schilderte der Alpinist. So schnell wie möglich packte er sein Zeug zusammen und machte sich auf den Rückweg ins Basislager. Anders als der Rest der Bergsteiger will Stangl noch am Berg bleiben. “Die meisten fahren heim, zwei Kasachen bleiben da”, mit ihnen will er einen neuerlichen Aufstieg wagen. “Vielleicht geht es sich noch aus” – vorausgesetzt das Wetter passt.

Gerlinde Kaltenbrunner hat sich am Freitag um 18.15 Uhr (Ortszeit) via Satellitentelefon gemeldet. Sie sei auf dem Weg ins Basislager, müsse aber aufgrund von Steinschlag, Seilriss und Standplatzausbrüchen noch zuwarten. Da die Bergung des in der Früh tödlich verunglückten Schweden Fredrik Ericsson überaus gefährlich geworden wäre, äußerte dessen Vater den Wunsch, seinen Sohn an “dieser Stelle mit Blick zu seinen Lieblingsbergen zu lassen”, wie auf Kaltenbrunners Website vermeldet wurde.

Die tragischen Geschehnisse laut Kaltenbrunners deutschem Ehemann, Ralf Dujmovits, aus dem K2-Basislager in chronologischer Reihenfolge: “Um ca. 08.10 Uhr meldet sich Gerlinde mit Entsetzen: Fredrik sei an ihr vorbei gestürzt und sie steige sofort ab um nach ihm zu schauen. Kurze Zeit später meldet sie sich wieder, dass sie nur einen der beiden Ski, die Fredrik mit sich trug, gefunden hätte. Wahrscheinlich sei Fredrik in Richtung der großen Flanke rechts des Aufstiegs von Lager III zur Schulter gestürzt. Bei der eingeschränkten Sicht sei nichts genaueres zu erkennen gewesen.” Ericsson habe beim unangeseilten Vorsteigen im tiefen Schnee an einer Felsinsel seitlich des Flaschenhals zur Standplatzbereitung einen Haken schlagen wollen, sei dabei wahrscheinlich weggerutscht und habe sich nicht mehr abfangen können.

Der Schwede Ericsson soll 1.000 Meter in die Tiefe bis auf Höhe des Basislagers III gestürzt sein. Der Extrem-Skifahrer stammte aus der Nähe der nordschwedischen Stadt Umea. Unmittelbar nach seiner Schulzeit wanderte er nach Norwegen aus, um dort als Skilehrer zu arbeiten. Sich selbst bezeichnete Ericsson in einem Interview mit dem “Västerbottens-Kuriren” im Dezember 2008 als waghalsig, aber nicht ohne Ängste: “Man ist schon unsicher und hat die ganze Zeit Angst. Oder jedenfalls oft. Wenn man das nicht ist, wird man vielleicht unvorsichtig”, konstatierte er damals.

Der steil aufragende K2 im Karakorum-Gebirge ist gefürchtet: Der Berg an der pakistanisch-chinesischen Grenze ist mit 8.611 Metern nach dem Mount Everest (8.848 Meter) zwar “nur” der zweithöchste Gipfel der Erde, aber er gilt unter Alpinisten als schwierigster Achttausender. Für Schlagzeilen sorgen immer wieder tödliche Unfälle. Einer deutschen Studie von Anfang 2007 zufolge kehrten rund 24 Prozent der Gipfelbezwinger am K2 nicht mehr lebend zurück.

Bergsteigerlegende Reinhold Messner bezeichnete den Aufstieg als eine “höllisch gefährliche Angelegenheit”. “Die Engstelle zwischen Fels und senkrechtem Eisabbruch ist durch immer wieder herausbrechende Seraks (Eis-Platten, Anm.) gekennzeichnet”, schilderte Messner im Gespräch mit der APA. Zudem biete sich den Bergsteigern nach dieser Engstelle eine “unendliche Schinderei”. Für Gerlinde Kaltenbrunner sei der Tod des Kameraden natürlich ein tragisches Erlebnis und könne daher zum Abbruch des Versuches geführt haben. “Die Leiden, die sie jetzt zu ertragen hat, gehören aber zum Bergsteigen dazu”, betonte der Südtiroler.

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