Weber, der in den vergangenen Jahren zahlreiche Plagiatsfälle aufgedeckt hat, nimmt den Vorwurf des Plagiats bei Hahn aber bewusst nicht in den Mund. Dennoch hält er Hahn vor, absolut schlampig gearbeitet zu haben, so Weber am Donnerstag gegenüber der APA. Der Minister weist die Vorwürfe zurück: Die Dissertation hat 282 Seiten und 197 Zitate, mir fehlt der Vergleich, aber das kommt mir sehr ordentlich vor. Weber sei offensichtlich verärgert, weil er keinen Auftrag von uns erhalten hat, so Hahn.
Weber hat kürzlich ein Schreiben des Ministeriums erhalten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er keinen Auftrag für eine Studie über Plagiate in Österreich erhalten werde. Der Medienwissenschafter hatte im Vorjahr eine Untersuchung über die Akademische Integrität in Österreich vorgeschlagen. In dem Brief wurde ihm nun mitgeteilt, dass das Ministerium beschlossen habe, eine solche Arbeit nicht zu fördern, das Thema würde aber bei der geplanten Reform des Universitätsgesetzes (UG) 2002 ohnedies behandelt.
Der Medienwissenschafter betont, dass diese Reform nichts mit einer Untersuchung über den Status quo zu tun habe. Ihn würde es deshalb interessieren, wer gegen eine solche Studie war, die Rektorenkonferenz, die Hochschülerschaft oder das Ministerium?. Vielleicht hat man guten Grund dafür: Am Ende wäre noch rausgekommen, dass auch Wissenschaftsminister Hahn seitenweise unzitiert von Leopold Kohr abgeschrieben hat, betonte Weber und belegt seine Aussagen mit Textbeispielen aus Hahns Dissertation und Texten von Kohr (1909-1994), einem in Österreich geborenen Philosophen, Nationalökonomen und Staatswissenschafter, der als Vordenker der Grünen-Bewegung gilt.
Laut Weber habe Hahn zwar schon geschrieben, dass er sich mit Kohr beschäftigt habe, dennoch habe der nunmehrige Minister grundlegende wissenschaftliche Spielregeln nicht eingehalten. Seitenweise sei abgeschrieben oder leicht umgeschrieben worden. Diese absolut schlampige Arbeitsweise ziehe sich durch die ganze Arbeit hindurch, so Weber, der auch inhaltliche Kritik übt und die Doktorarbeit als analytisch sehr dünn bezeichnet.
Hahn hat seine Dissertation zum Thema Perspektiven der Philosophie heute – dargestellt am Phänomen Stadt 1987 an der Universität Wien eingereicht. Der Minister betonte im Gespräch mit der APA, bereits im Vorwort seiner Dissertation und auch im Text selbst immer wieder auf Leopold Kohr hinzuweisen. Zum Vorwurf, grundlegende wissenschaftliche Spielregeln nicht eingehalten zu haben, sagte Hahn, dass er natürlich gehört habe, wie man ordentlich zitiert, und das habe ich auch getan. Die Arbeit sei auch von zwei Leuten begutachtet und schließlich mit gut beurteilt worden.
Hahn verweist zudem darauf, dass er seine Dissertation noch mit der Hand geschrieben habe, sie sei dann erst abgetippt worden. Diese nun gebundene handschriftliche Fassung sei jenes Buch in meiner Bibliothek, auf das ich am stolzesten bin.
Der Leiter der Hochschulsektion im Wissenschaftsministerium, Friedrich Faulhammer, der das Schreiben an Weber formuliert hat, begründete die Ablehnung der Studie mit ziemlicher Zurückhaltung seitens der Rektorenkonferenz und der Hochschülerschaft. Das bedeute aber nicht, dass man das Thema Plagiate nicht weiter verfolge, so Faulhammer, der auf die von Wissenschaftsfonds FWF und Rektorenkonferenz geplante Schiedsstelle für korrektes wissenschaftliches Arbeiten verwies.
Hahn bestreitet
Da gehört viel böser Wille dazu, das zu unterstellen, reagierte am Donnerstag der Doktorvater von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V), Peter Kampits, Dekan der Philosophie-Fakultät der Universität Wien auf die Vorwürfe des Salzburger Medienwissenschafters Stefan Weber. In der Gesamtbeurteilung ist das für Kampits, der sich nochmals die Dissertation Hahns angeschaut hat, Beckmesserei, wie er gegenüber der APA sagte.
Hahn habe, bevor er Leopold Kohr paraphrasiert habe, zwei Mal auf diesen hingewiesen und auch am Ende dieser Paraphrasierung ein Resümee Kohrs gezogen. Hätte er das nicht getan, läge die Sache anders, so Kampits. Zudem habe Hahn diese Passagen mit einer Einrückung begonnen, und nach unserer Zitationsordnung gelten eingerückte Passagen auch ohne Anführungszeichen als Zitate.
Kampits räumt ein, dass diese Einrückung bei einigen Abschnitten etwas verloren gegangen sei, das ist vielleicht eine gewisse Schlampigkeit, die ich aber nicht für gravierend halte. Der Philosophie-Professor verweist auch darauf, dass die damaligen Zitationsregeln noch lockerer gehandhabt wurden, schließlich habe es damals noch keine Computerisierung gegeben
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