Der Ex-Verfassungsgerichtshofpräsident hatte in der “Kronen Zeitung” vergangenen Sonntag unter anderem erklärt, dass die Zeit ihrer Gefangenschaft für Kampusch womöglich “allemal besser war als das, was sie davor erlebt hat”.
“Als Anwalt von Frau Brigitta Sirny bin ich entsetzt über die geschmacklosen Äußerungen von Dr. Adamovich. Es steht ihm nicht zu, Frau Sirny als Mutter anzugreifen”, kritisierte Sirnys Anwalt Wolfgang Miller am Mittwoch. “Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen, überlegen aber eine Klage gegen Dr. Adamovich wegen übler Nachrede und Verletzung des höchstpersönlichen Schutzbereiches der Familie und werden jedenfalls eine Beschwerde beim Bundesministerium für Inneres einbringen.”
“Ich sehe, dass das ein eindeutig klagbarer Tatbestand ist”, so Miller, der mit einer Klage zunächst aber noch warten will: “Wir befürchten, dass das die Situation aufheizen könnte. Jetzt ist ja eine gewisse Sachlichkeit in das Thema eingekehrt.” Für die Einbringung rechtlicher Schritte bleibe noch eine Frist von fünf Wochen. Eine Beschwerde bei Innenministerin Maria Fekter (V) werde es aber in jedem Fall geben. “Das ist fix, ich werde ein Mail an das Innenministerium schreiben”, betonte Miller.
Mit den Ermittlungen im Fall Kampusch ist, wie von der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien erbeten, seit Dienstag der Grazer Oberstaatsanwalt Thomas Mühlbacher betreut. Er werde den Fall vorwiegend von seiner Heimatbehörde aus bearbeiten, sagte Mühlbacher zur APA. “Ich werde in Graz bleiben und bei Bedarf natürlich nach Wien reisen. Ich werde nicht Tag und Nacht am Fall Kampusch arbeiten.” Seine anderen Aufgaben in der Steiermark könne er daher wie gewohnt erledigen. Der Ermittlungsakt wird von Wien an Mühlbachers Büro geschickt.
“Ich versuche, möglichst professionell an die Sache heranzugehen”, betonte Mühlbacher. Daher werde er sich mit medialen Stellungnahmen zurückhalten und möglichst bald einen Kontakt mit dem Bundeskriminalamt (BK) in Wien herstellen. “Dann wird man eine gemeinsame Strategie überlegen”, so der Oberstaatsanwalt.
Werner Pleischl, Leiter der OStA Wien, der die Hinzuziehung von Mühlbacher als erfahrenen und in dem Fall als Begutachter bereits eingearbeiteten Kollegen gewünscht hatte, hofft bis Herbst auf die Klärung der im Fall Kampusch offenen Vernehmungen durch das BK. Anschließend soll die weitere Vorgehensweise in der Causa zwischen Ermittlern, der Evaluierungskommission und der Behörde besprochen werden. “Ich denke, dass das Gespräch im September stattfinden könnte”, meinte er. Beauftragt worden sei der Grazer Oberstaatsanwalt auch, um die Wiener Behörde von Vorwürfen zu entlasten.
Kein Kommentar zur drohenden Klage gab es am Mittwoch von Adamovich: “Ich sag’ dazu überhaupt nichts. Wenn sie (Sirny Anm.) glaubt, das tun zu müssen, soll sie das machen”, meinte er zur APA. Auch der Sprecher von Innenministerin Maria Fekter (V), Martin Brandstötter, gab dazu keine Stellungnahme ab: Die Kommission sei eingerichtet worden, um als unabhängige Instanz die Ermittlungen zu evaluieren, betonte er. “Weil es eben eine unabhängige Kommission ist, ist es aus unserer Sicht nicht sinnvoll, jedes Einzelstatement zu kommentieren. Wir warten ab.” Zu der angekündigten Beschwerde bei Fekter meinte Brandstötter: “Es ist noch kein E-Mail eingetroffen. Ich sage im Moment nichts dazu.”
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