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"Arbeit macht frei" gestohlen

Vom Eingangstor zum Stammlager des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz ist am Freitagmorgen der metallene Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen worden.

Ein Sprecher der Gedenkstätte bestätigte der Deutschen Presse-Agentur dpa Berichte der polnischen Medien am Freitag. Die Museumswächter hätten als erste den Diebstahl bemerkt und die Polizei informiert. Von den Tätern fehle jede Spur, sagte der Sprecher. Inzwischen wurde eine Kopie der Originaltafel, die während der Renovierungsarbeiten angefertigt worden war, angebracht.

Die zynische Aufschrift “Arbeit macht frei” gilt als ein Symbol des tragischen Schicksals der Millionen von Häftlingen. Die Tafel war etwa ein halbes Jahr nach der Gründung des Lagers im Juni 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden. In Auschwitz und im zwei Jahre später gegründeten Vernichtungslager im benachbarten Birkenau ermordeten die deutschen Nationalsozialisten mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten der Opfer waren Juden aus dem deutsch besetzten Europa.

Unbekannte hätten die aus Eisen geformten Schriftzüge am frühen Freitagmorgen entwendet, sagte der Sprecher der Gedenkstätte, Jaroslaw Mensfeld. Er verurteilte die Tat als “beschämend”. Das Internationale Auschwitz-Komitee erklärte, der Diebstahl des Schildes verstöre die Überlebenden des Lagers zutiefst.

“Das ist eine Schändung des Ortes, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden”, fügte Mensfeld hinzu. “Dieser Diebstahl macht uns sehr traurig”, zitierte die Tageszeitung “Gazeta Wyborcza” Mensfelt. “Die Diebe wussten entweder nicht, wo sie waren, oder – was noch schlimmer wäre – sie wussten es, und es war ihnen egal”.

Der polnische Oberrabbiner Michael Schudrich erklärte, er könne sich nicht vorstellen, wer dieses Schild gestohlen habe. “Wenn es Scherzbolde waren, dann waren es kranke Scherzbolde, oder jemand mit politischen Absichten”, sagte Schudrich. “Wer immer es auch war, er hat ein Weltgedenken geschändet.”

Die Gedenkstätte Auschwitz ist nachts geschlossen und wird von Nachtwächtern bewacht. Die Museumswächter hatten kurz vor 6.00 Uhr morgens die Polizei über den Diebstahl informiert. Polizeisprecherin Katarzyna Padlo erklärte am Freitag, die Polizei vermute, dass die Inschrift in der Nacht zwischen 03.30 Uhr und 05.00 Uhr gestohlen wurde. Bei dem eisernen Schriftzug seien an der einen Seite die Schrauben gelöst worden, an der anderen Seite sei er abgerissen worden. Eine intensive Suche sei eingeleitet worden, sagte Padlo.

Die Polizei begann am Freitagmorgen, die Bänder der Überwachungskameras , die auf dem gesamten 200 Hektar großen Gelände verteilt sind, auszuwerten; Spuren wurden sichergestellt und Zeugen verhört. Ein Polizei-Spürhund nahm die Spur der Diebe auf, wie eine Sprecherin der Polizei von Oswiecim (Auschwitz), Malgorzata Jurecka, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sagte.

Mehr als eine Millionen Menschen, die meisten von ihnen Juden, kamen in dem Vernichtungslager der Nazis zu Tode. Die Gefangenen betraten das KZ gewöhnlich durch ein relativ schmales Eisentor, über dem der Spruch “Arbeit macht frei” in deutscher Sprache hing.

Heute ist das gesamte Gelände ein Museum, das jedes Jahr von Hunderttausenden Besuchern besichtigt wird. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten reichen trotzdem nicht aus, um den Komplex zu erhalten. Zum ehemaligen KZ gehören 155 Gebäude, darunter die Gaskammern, 300 Ruinen und Hunderttausende persönliche Gegenstände der Opfer. Vor einiger Zeit hatte Polen das Ausland zu Spenden für den Erhalt von Auschwitz aufgerufen. Unter anderem Deutschland hat Hilfe zugesagt.

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