Wie berichtet, wird die Vizepräsidentin des Feldkircher Landesgerichts vom mutmaßlichen Testamentsfälscher Jürgen H. beschuldigt, ein Nazi-Testament ihres Vorfahren Willi M. in Auftrag gegeben zu haben. Die angesehene Richterin Kornelia Ratz vermutet einen Racheakt des Verhafteten und weist alle Vorwürfe entschieden zurück. Wie und auf wessen Geheiß das Dokument zustande kam, müssen Staatsanwalt Manfred Bolter und seine Soko klären. Jene Aspekte des Falles, die Richterin Ratz betreffen, werden von der Staatsanwaltschaft Steyr untersucht, um jeden Ruch von Befangenheit zu vermeiden.
Erstmals einsehbar
Die VN bringen heute ein entscheidendes Dokument des größten Justizskandals, der Vorarlberg je erschüttert hat, erstmals an die Öffentlichkeit: das gefälschte Testament von Willi M., der geistig behindert war und im Jahr 2004 verstarb. In dem Papier vererbt er unter anderem zahlreiche Grundstücke in Lustenau an Richterin Ratz Mutter und die Tante. Neben den Fälschern, die sich über die verstorbene Marie J. an ihren Anteil machen wollten, wurde auch die Mutter des Lustenauer Bürgermeisters eingetragen. Dass das Testament eine Fälschung war, ist heute glasklar. 2004 vertraute Familie Ratz der Echtheit des Testaments. Das den VN vorliegende Gutachten des Bundeskriminalamts bestätigt hauptsächlich durch Mikroskopuntersuchungen (80-fache Vergrößerung) und Maschinschriftvergleiche, wie die Fälscher gearbeitet haben: Das Dokument wurde auf das Jahr 1944 vordatiert, die verwendete Schreibmaschine (Schrifttype Rodrian Nr. 1) aber erst 1957 erfunden! Zudem verraten die beiden schwarzen Hakenkreuz-Stempel des Amtsgerichtes Dornbirn auf den Gerichtskostenmarken (10 Reichsmark) die Fälscher. Die Marken wurden mit lösungsmittelhaltigem Nassklebstoff (zum Beispiel UHU) aufgeklebt, nicht durch Anfeuchten der Gummierung. Auch wurde schwarze Farbe hinzugemalt, um Stempel zu imitieren. Warum die Familie des Lustenauer Bürgermeisters Hans-Dieter Grabher über seine verstorbene Mutter hineingezogen wurde, schildert der mutmaßliche Fälscher Jürgen H. in seiner Vernehmung: Dahinter stand die Idee, dass wir dann mit dem Bürgermeister eine starke Persönlichkeit zur Seite hatten, die das Recht einfordert. Doch Bürgermeister Grabher und seine vier Geschwister spielten nicht mit: Sie verzichteten auf das unverhoffte Erbe, weil uns die Angelegenheit unsauber vorkam, wie Grabher den VN schilderte.
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