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Weder Wissen noch Deutsch

Feldkirch - Ein erschütterndes Bild des Islamunterrichts entwirft der Lehrer Aly El Ghoubashy. Eigentlich hat er in Alexandria Architektur und Kunstgeschichte studiert. Doch seit acht Jahren unterrichtet Aly El Ghoubashy am Feldkircher Gymnasium Schillerstraße. Reaktion von Christoph Hagen

Bildnerische Erziehung und Werken und islamischen Religionsunterricht sind seine Fächer. Die Not seiner eigenen fünf Kinder hat ihn so weit gebracht, denn der gängige islamische Unterricht in Vorarlberg sei mit wenigen Ausnahmen qualitativ völlig daneben.

„Das Wissen fehlt”

„Dem größten Teil der islamischen Lehrerschaft fehlt das nötige Wissen.” Alys Frau Maria – eine konvertierte Tirolerin – musste während der Pflichtschulzeit den Religionslehrern ihrer Kinder ein ums andere Mal Grundlegendes erklären. In den Stunden hätten die Kinder „meist nur gemalt oder gespielt”, während die Lehrer mit anderen Dingen beschäftigt waren. Denn viele Lehrer nähmen ihren Beruf nicht ernst. „Sie haben kein Verständnis dafür, was es heißt, Lehrer zu sein.” Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Wien bestelle die Lehrer nach Gutdünken und oft „als eine Art Geste an die Vereine”. Die Lehrer selber „sammeln nur Stunden”. Für jede Stunde müsse der Lehrer einen Solidarbeitrag an die Islamische Glaubensgemeinschaft entrichten. Was mit dem Geld geschehe, habe ihm bis heute niemand erklären können.

Schlechtes Deutsch

Die meisten islamischen Religionslehrer „sprechen auch nur sehr schlecht Deutsch”. Deshalb finde Unterricht meist in Türkisch statt, statt wie im Gesetz verankert auf Deutsch. Auch die Inhalte der Unterrichtsstunden sieht El Ghoubashy kritisch. „In meinen Stunden diskutieren wir Texte von Bert Brecht und Heinrich Böll.” Oft aber vermittle der Islamunterricht den Schülern das Gefühl, „sie hätten mit der Gesellschaft nichts zu tun”. Sie seien anders, „besser”. Statt Inhalte zu diskutieren, müssten sie Inhalte auswendig lernen. Er selber arbeite nicht mit den Büchern der Islamischen Glaubensgemeinschaft. „Ich habe meine gesamten Arbeitsblätter im Internet zum Download angeboten. Das kann jeder nachlesen.”

Kaum echte Kontrolle

Der zuständige Fachinspektor Fuat Sanac sei das letzte Mal vor zwei Jahren bei ihm aufgetaucht. Er sei in Begleitung des Schulkoordinators erschienen, „der zu diesem Zeitpunkt selber hätte unterrichten sollen”. Ein Jahr später hätten alle Lehrer denselben Inspektionsbericht aus sieben dürren Zeilen erhalten. El Ghoubashy fordert dringend eine Reform des Schulamts der Islamischen Glaubensgemeinschaft und „Transparenz an allen Ecken und Enden” ein.

 

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