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Schruns erhält Ernest-Hemingway-Denkmal

Schruns - In der Montafoner Gemeinde Schruns wird am Samstag nach langwierigen Diskussionen ein Ernest-Hemingway-Denkmal enthüllt. Der weltberühmte Schriftsteller hatte Mitte der 1920er-Jahre im Montafon zwei Winter verbracht und dort einige seiner wichtigsten literarischen Arbeiten verfasst.  Gutachten Bilderserie von Jack Corilon

Das Projekt, dem bekanntesten Gast des Montafons ein Denkmal zu setzen, ist wegen Kriegsverbrechen-Anschuldigungen gegen den Autor in der Talschaft umstritten.

Laut dem Förderkreis IG Ernest Hemingway Memorial um den Autor Günther J. Wolf und den Künstler Reinhold G. Schmidt hat Hemingway in Schruns an seinem Erstlingsroman, dem späteren “Fiesta”, gearbeitet. Ebenso entstanden im Montafon mehrere Kurzgeschichten. In seinem Werk erinnerte sich der spätere Literatur-Nobelpreisträger immer wieder an seine Aufenthalte in Vorarlberg, beispielsweise in der berühmten Kurzgeschichte “The Snows of Kilimanjaro”.

Das Denkmal ist laut den Initiatoren als Teil des Gesamtprojekts “Ernest Hemingway Memorial” anlässlich des 100. Geburtstags des Schriftstellers 1999 zu verstehen. Dazu gehöre auch ein kurz vor dem Abschluss stehendes Buch mit dem Titel “Silvretta Connection”, das sich mit den Ereignissen rund um die Montafonaufenthalte von Hemingway und seinem Schriftstellerfreund John Dos Passos befasst. Geplant seien zudem internationale Literatur-Veranstaltungen zu Ehren des Autors.

Der Enthüllung des zwei Meter hohen Monuments mit der Hemingway-Büste aus Bronze gingen langwierige Diskussionen in der Talschaft voraus. Gegner der Erinnerungsstätte warfen dem Autor Kriegsverbrechen vor. Sie stützten sich dabei auf Briefzitate, in denen sich Hemingway selbst Verbrechen gegen deutsche Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg bezichtigte. Er habe daher kein Denkmal verdient, argumentierten die Gegner. Nach diesen Vorwürfen hatte Erwin Bahl, Bürgermeister der 3.800-Einwohner-Gemeinde, das Projekt zunächst gestoppt.

Die Anschuldigungen wurden nun aber durch ein von der Kommune in Auftrag gegebenes Gutachten der Universität Hamburg entkräftet, die Schilderungen des Schriftstellers waren demzufolge fiktional. Die Angaben Hemingways “entsprangen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Phantasie des alternden Dichters”, heißt es darin.

“Wir verherrlichen die Person Hemingways nicht”, kommentierte Bürgermeister Bahl die Causa. Aus seiner Sicht seien die Vorwürfe “an den Haaren herbei gezogen” und das aus privater Initiative entstandene Denkmal-Projekt “absolut in Ordnung”. Hemingway sei schließlich “unser größter Gast”. Auch Fachleute hätten sich dafür ausgesprochen, den berühmten Autor mehr für die Vermarktung des Montafons zu nutzen. Touristen wie Journalisten seien immer wieder “von den Socken”, wenn sie von Hemingways Aufenthalten erfahren, so Bahl.

Ursprünglich sollte das Monument am Kirchplatz aufgestellt werden, nach der Diskussion habe man sich nun für ein zentral gelegenes, privates Grundstück entschieden. Der prominente Platz habe sich als “zu konfliktreich” herausgestellt, so Bahl. Initiator Wolf erklärte, man wolle mit dem Monument der Bevölkerung keineswegs ein Denkmal “aufs Auge drücken”, es gehe vielmehr darum, dem Tourismus-Status der Gemeinde und des Montafons mit einem aktuellen Monument Rechnung zu tragen. Das Projekt habe in der Bevölkerung und in Tourismus-Kreisen zahlreiche Befürworter, versicherte Wolf und verwies auf den Werbewert, den die Aufenthalte Hemingways bis heute für das Montafon bedeuten.

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