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Mordopfer schlug Warnung in den Wind

Bregenz/Langenegg - "Bekir war am Montagabend bei mir im Lokal. Er war etwas angetrunken und beschloss gegen halb zehn noch nach Langenegg zu seiner Geliebten zu fahren. Ich wollte ihn noch davon abbringen. Fahr' da jetzt nicht hin, sagte ich ihm. Vergeblich."
Todesursache war Kopfdurchschuss
Nachbar über das Opfer
Verdächtiger schweigt
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Im Bistro „Eko“ in der Bahnhofsstraße kocht Hakan Kuscu Pasta und schiebt Pizzen in den Backofen. Der akzentfrei Bregenzer Dialekt sprechende Inhaber des kleinen Bistros hat türkische Wurzeln und ist der Freund des ermordeten Bekir C. Jenes 26-jährigen Mannes, der am Hochhäderich durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe regelrecht hingerichtet wurde. Kuscu ist immer noch schwer betroffen über die Bluttat. „Bekir war am Montagabend bei mir im Lokal. Er war etwas angetrunken und beschloss gegen halb zehn noch nach Langenegg zu seiner Geliebten zu fahren. Ich wollte ihn noch davon abbringen. Fahr‘ da jetzt nicht hin, sagte ich ihm. Vergeblich.“

Lustig und nett

Bekir C., der zuvor ein halbes Jahr bei der Post beschäftigt war, hätte bald im „Eko“ anfangen sollen zu arbeiten. Dort, wo er schon einmal arbeitete und später gelegentlich aushalf. „Bekir war ein hervorragender Mitarbeiter und ein sehr guter Freund von mir. Ich hab‘ mich gefreut, dass er wieder bei mir anfangen wollte.“ Kuscu wusste schon lange vom Verhältnis seines Freundes mit der Frau in Langenegg. „Sie war sogar einmal in meinem Lokal. Eine lustige und nette Person. Trotzdem: Ich warnte Bekir vor dieser Affäre. Das schien mir alles nicht ungefährlich. Ich glaubte, er hätte die Liaison schon beendet. Zumal er ja verheiratet war und seine Frau schwanger.“ Den mutmaßlichen Mörder Necmettin G. kannte Kuscu nicht. Die Bluttat steckt Kuscu noch tief in den Knochen. „Dass er Bekir Angst macht. Okay, das hätte ich noch verstanden. Aber so einen Mord begehen. Furchtbar.“

Die Angst im Dorf

Auch Langenegg, Ausgangspunkt der schrecklichen Bluttat, steht noch unter Schock. „Bitte erwähnen Sie ja nicht meinen Namen. Ich hab Angst“, sagt eine Angestellte im großen Lebensmittelmarkt. Ja, sie kenne die Tochter des Verdächtigen gut. „Sie ist eine sehr liebe Frau. Über ihren Vater gab es Gerüchte, dass er gewalttätig sei.“ Bekir C’s Geliebte hatte zwei Töchter von ihrem geschiedenen Ex-Mann, der in der Türkei lebt. Die ältere Tochter wurde aus Langenegg plötzlich in die Türkei geschickt. Das verstand man im Dorf nicht. Doch die Familie des mutmaßlichen Mörders – es gilt die Unschuldsvermutung – hat in Langenegg auch Fürsprecher. Marlene V., die direkt unterhalb des Hauses der Familie G. wohnt: „Die Familie ist sehr hilfsbereit. Als ich nach einer Herzoperation sehr geschwächt war, haben sie mich wirklich unterstützt.

So wie auch ich ihnen zum Haus schaue und die Katze füttere, wenn sie im Urlaub sind. Auch spielt die kleine Enkelin des Verdächtigen oft mit meinen zwei Töchtern. Zu diesem gibt’s von uns kaum Kontakt. Er grüßt, wenn er an unserem Haus vorbeigeht. Mehr ist da nicht.“ Nicht so gut zu sprechen ist eine andere Langenegger Familie, welche die türkische Familie und Necmettin G. kennt.„Mit meinem Sohn hatte er gelegentlich Konflikte. Einmal ging’s um Grenzpflöcke an unserem Grundstück, die er einfach ausriss. Mein Sohn stellte ihn zur Rede. Er wurde dann sehr wütend. Ich hab‘ meinem Sohn immer gesagt: Lass ihn, bei dem weißt du nie“, berichtet eine ältere Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Ja, wir fürchten uns vor der Familie und deren Verwandten“, sagt der Sohn unmissverständlich. Es habe schon vor der Bluttat Morddrohungen gegen ihn gegeben. In Schutz nimmt die ältere Dame die Tochter des Mordverdächtigen. „Sie hat immer gegrüßt, wenn wir sie gesehen haben.“

Verdächtiger bestreitet Tat

Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft. Er räumt zwar ein, Bekir C. gekannt zu haben, die Bluttat streitet er jedoch vehement ab. Auch über den Sohn (17) des 55-jährigen Türken wurde U-Haft verhängt. Die Polizei geht bei ihm von einer Tatbeteiligung aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und Freiheitsentziehung. Mehrere Zeugen berichteten, dass Bekir C. am Montagabend geschlagen und in ein Auto gezerrt worden sei. Was dann geschah, versuchen die Ermittler derzeit in mühevoller Kleinarbeit zu rekonstruieren. Ob der tödliche Schuss tatsächlich aus dem – in Krumbach gefundenen Revolver – abgefeuert wurde, ist Gegenstand von Untersuchungen.

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