AA

Meyer wird Direktor der Wiener Staatsoper

Dominique Meyer (51), Generalintendant des Pariser Theatre des Champs-Elysees, wird ab der Saison 2010/11 neuer Direktor der Wiener Staatsoper. Der neue Opernchef | Reaktionen

Alles Meyer oder was? Nach Robert Meyer an der Wiener Volksoper hört der neue Direktor der Staatsoper auf den selben Nachnamen: Mit dem Elsässer Kulturmanager Dominique Meyer steht seit Mittwoch der Nachfolger von Langzeit-Direktor Ioan Holender ab der Saison 2010/11 fest. Meyer zur Seite wird der Dirigent Franz Welser-Möst als Generalmusikdirektor gestellt, beide Verträge laufen fünf Jahre. Der lange favorisierte Favorit von Kanzler Alfred Gusenbauer (S), der Tenor Neil Shicoff, hatte schlussendlich doch das Nachsehen.

„Mit Dominique Meyer entscheide ich mich für eine integrative, sprachgewandte, verhandlungsstarke, medienerfahrene sowie künstlerisch versierte Persönlichkeit“, betonte Kulturministerin Claudia Schmied (S) in einer Aussendung. Meyer sei „ein würdiger Nachfolger Ioan Holenders, der sich auf die Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger freut.“ Differenzen mit Gusenbauer wies sie zurück: „Es war für mich immer klar, dass ich mich mit dem Bundeskanzler berate. Allerdings ist es meine Entscheidung.“ Von einem Zerwürfnis sei keine Rede. Gusenbauer selbst bezeichnete die Entscheidung schlicht als „eine interessante Wahl“.

Meyer hat sich – im Gegensatz zu den anderen Kandidaten wie Shicoff oder der Dirigent Christian Thielemann – bei der gesetzlich vorgeschriebenen Ausschreibung beworben. „Ich habe schon längst daran gedacht, ohne wirklich daran zu glauben“, meinte Meyer, bisher Leiter des Paris Theatre de Champs-Elysees, unmittelbar nach seiner Kür im Telefonat mit der APA. „Die Stelle ist ja so wichtig, und ich bin ja kein Österreicher.“

Meyer, 1955 als Diplomatensohn im Elsass geboren und seit 1984 im Kulturbetrieb tätig, hat sich nach eigenen Angaben erst „vor drei, vier Wochen“ erstmals mit Schmied getroffen und sich auf Anhieb mit ihr verstanden. Die Entscheidung für Welser-Möst als Generalmusikdirektor begrüßte er: „Er ist ein großartiger Künstler.“ Es sei aber kein Führungsduo geplant: „Ich bin der Generaldirektor des Hauses, aber wir müssen im Team arbeiten.“ Welser-Möst selbst schätzt Meyer „unglaublich“ und sieht dessen gutes Verhältnis zu den Wiener Philharmonikern äußerst positiv. Dass er bei der Wahl des Direktors den Kürzeren gezogen habe, glaubt Welser-Möst nicht: „Ich wollte nicht Direktor werden, es hat mir niemand angeboten.“

Welser-Möst wird seine Stelle als Generalmusikdirektor in Zürich aufgeben, jedoch Chefdirigent in Cleveland bleiben. Für die Staatsoper ist er überzeugt, dass es „zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses eine reibungslose Übergabe geben wird.“ Darauf hofft auch Holender, der das Haus seit 1992 geleitet hat und mit August 2010 als längst dienender Direktor aus seinem Amt ausscheiden wird. In Meyer äußerte er großes Vertrauen. „Ich kenne ihn schon seit langer Zeit.“ Die telefonische Gratulation sei sofort nach der Bekanntgabe erfolgt. Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellberg reagierte ebenfalls sehr erfreut: „Wir haben uns immer einen echten Partner gewünscht und bekommen jetzt, was wir uns gewünscht haben.“

Durchwegs positive Reaktionen rief die Entscheidung über die neue Staatsopern-Führung bei den politischen Parteien hervor. SPÖ, ÖVP, BZÖ, FPÖ und Grüne zeigten sich von der Kompetenz der neuen Direktoren überzeugt, die Oppositionsparteien begrüßten die Absage an den von Kanzler Gusenbauer favorisierten Shicoff. Shicoff selbst hatte am Mittwochnachmittag ein Flugzeug von Zürich nach Wien bestiegen und wäre gern als Staatsoperndirektor gelandet. Daraus wurde jedoch nichts – der nicht zum Zug gekommene Tenor will vorerst keinen Kommentar zu der Causa abgeben.

Anders der Rest der Branche: Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer sprach von einer „idealen Verbindung zwischen modernem Management und künstlerischer Erfahrung“. Seitens der Salzburger Festspiele attestierte Ex-Intendant Peter Ruzicka dem künftigen Direktor „hohe emotionale Intelligenz“, Intendant Jürgen Flimm wünschte dem Duo „viel Glück“, Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler bezeichnete Welser-Möst als „großen Gewinn“. Wiener-Festwochen-Leiter Luc Bondy freut sich auf die kommende Zusammenarbeit mit seinem Landsmann, Wiens scheidender Volksopern-Chef Rudolf Berger auf „eine interessante Zukunft für die Staatsoper“. Und bei Bergers Nachfolger Robert Meyer und seinem Volksopern-Team sorgte nicht nur die Namensvetternschaft, sondern vor allem auch die „spannende Entscheidung“ für gute Laune.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Kultur
  • Meyer wird Direktor der Wiener Staatsoper