AA

Künstler Flatz in Rom festgenommen

Die österreichische Ausstellung "Cella - Strukturen der Ausgrenzung und Disziplinierung", die vom Tiroler Kunstwissenschafter Christoph Bertsch in Rom kuratiert ist, ist am Montag zweieinhalb Wochen nach ihrer Eröffnung wieder zwangsweise geschlossen worden. Auslöser für den Beschluss des italienischen Kulturministeriums war eine Performance des Vorarlberger Künstlers Wolfgang Flatz.
Flatz-Museum in Dornbirn

Flatz wollte sich im Sinne seines künstlerischen Konzepts 21 Tage lang in einer Zelle einschließen. Die Behörden gaben ihm dafür allerdings keine Genehmigung. Der Künstler berief sich darauf hin auf die Freiheit der Kunst und blieb in der Zelle. Am Montag wurde er deswegen festgenommen und abgeführt. Das italienische Kulturministerium ließ daraufhin die gesamte Ausstellung schließen.

“Flatz befindet sich in einem Hotel in Rom, es geht ihm gut”, erklärte Astrid Harz, Leiterin des Österreichischen Kulturforums in Rom, das die Ausstellung im römischen Gefängniskomplex San Michele unterstützt. “Ich bin sehr überrascht, ich kann mir nicht erklären, warum die Ausstellung geschlossen wurde. Bisher haben wir vom italienischen Kulturministerium noch keine offizielle Mitteilung erhalten, warum die Ausstellung gesperrt wurde”, sagte Harz auf Anfrage der APA.

“Italien verstößt damit gegen internationale Gepflogenheiten, vom Ausland kuratierte und finanzierte Ausstellungen möglichst wenig zu behindern. Vor allem verstößt man aber gegen die Freiheit der Kunst”, protestierte der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. “Wenn das Schule macht, herrscht in Europa bald ein frostiges Klima. Ich fordere Außenminister Michael Spindelegger (V) und Kulturministerin Claudia Schmied (S) auf, gegen diese überzogene Reaktion zu protestieren und alles zu unternehmen, um die Ausstellung weiterhin dem Publikum zugänglich zu machen sowie die Freilassung des Künstlers zu erwirken”, meinte Zinggl.

Um das Thema Freiheit, Ausgrenzung und Disziplinierung drehte sich die Ausstellung, an der sich 38 österreichische und internationale Künstler mit ihren Werken beteiligten. Ausgangspunkt der Schau, die ursprünglich bis 28. November hätte geöffnet bleiben sollen, ist die Zelle als kleinst möglicher Ort menschlichen Seins. Während der Ausstellungsdauer wurden die 60 Einzelzellen und das Refektorium von den Künstlern mitunter aus New York und Havanna in Form von Filmen, Installationen oder skulpturalen Werken besetzt – nach Geschlechtern getrennt, entsprechend der vorgegebenen architektonischen Struktur.

Bei der Ausstellung stand nicht die mediale Ausdrucksform, sondern der inhaltliche Aspekt im Mittelpunkt. Der zu Beginn des 18. Jahrhunderts von einem Barockarchitekten errichtete Gefängniskomplex in Rom diente der Umerziehung von Jugendlichen. Er galt weltweit als erster Bau mit zellenförmiger Grundrisslösung und war eine päpstliche Institution. Der zweite Teil des Projektes soll von 21. bis 23. Jänner 2010 in Innsbruck stattfinden. Internationale Wissenschafter werden im Rahmen eines Workshops mit den Künstlern die Thematik von theoretischer und künstlerischer Position in einen Dialog stellen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Künstler Flatz in Rom festgenommen