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Vatikan fordert internationales Schutzabkommen für Migranten

Der Vatikan hat nach dem Tod von bis zu 75 Bootsflüchtlingen vor der Küste Siziliens eine internationale Rechtsvereinbarung zwischen Ursprungs-, Transit- und Zielländern gefordert, wie Kathpress am Montag berichtet.

Es sei eine Sache der Menschlichkeit, das Problem der Migranten nicht nur unter Ordnungs- und Sicherheitsaspekten zu behandeln, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Migrantenseelsorge, Erzbischof Antonio Maria Veglio, in einem Interview mit der Tageszeitung “La Stampa”.

Weiters dürfe die Kirche nicht schweigen, wenn Menschenrechte verletzt werden. Der Kurienerzbischof reagierte damit auf die Kritik des “Lega”-Politikers Umberto Bossi, der die Kirche aufgefordert hatte, sich “nicht in Sachen einzumischen, die sie nichts angehen”. “Wenn es wahr ist, dass die verzweifelten Menschen zuvor gesichtet wurden, dass man sie aber in den Tod hat gehen lassen, ist es absurd, von der Kirche Schweigen zu verlangen”, sagte der Erzbischof.

Es gebe eine uralte Ethik der Seefahrt, nach der man Schiffbrüchigen helfen müsse. Das Thema zu ignorieren oder totzuschweigen, sei unverantwortlich. Und abstrus sei es, dass die RAI nach dem Bericht über die Tragödie im Kanal von Sizilien eine Reportage über ein Wellness-Zentrum für Hunde und Katzen gebracht habe. “Unsere angeblich zivilisierten Gesellschaften haben ein Gefühl der Zurückweisung von Fremden entwickelt”, sagte der Kurienerzbischof. Sie seien nicht bereit, mit Fremden zu teilen. Im Extremfall sei man mitunter sogar eher bereit, mit den Haustieren zu teilen, so der Erzbischof am Samstag im Gespräch mit “Radio Vatikan”.

Vorigen Donnerstag sind fünf Flüchtlinge aus Eritrea von der italienischen Küstenwache in der Nähe der Mittelmeerinsel Lampedusa aufgegriffen worden. Sie behaupteten, vor fast drei Wochen an Bord eines Bootes mit weiteren 75 Migranten abgelegt zu haben, die auf der Reise allesamt ums Leben gekommen sind. Die Überlebenden berichteten, dass sie während der Fahrt mehrere Schiffe gesehen hatten, keiner habe ihnen jedoch Hilfe geleistet. Zur Zeit werden ihre Aussagen von den Behörden überprüft. Helikopter der europäischen Grenzpatrouille “Frontex” hatten am Freitag im Mittelmeer treibende Leichen gesichtet, die die Angaben der Flüchtlinge bestätigen dürften.

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