Stichwort: Gaza-Blockade
Ägypten ergriff ähnliche Maßnahmen. Nur noch dringend benötigte humanitäre Hilfsgüter konnten eingeführt werden. Nach palästinensischen Angaben fielen der Blockade mehr als 100.000 Arbeitsplätze zum Opfer. Knappe Güter werden durch Tunnel an der Grenze zu Ägypten eingeschmuggelt und zu horrenden Preisen gehandelt.
Kritiker der Blockade machen geltend, dass diese der Hamas kaum geschadet habe, und stattdessen die Armen die Leidtragenden seien. Israel vertritt hingegen den Standpunkt, genug humanitäre Hilfsgüter über die Grenze durchzulassen. Ende 2008 und Anfang 2009 war der Gazastreifen Ziel einer dreiwöchigen israelischen Militäroffensive, bei der mehr als 1300 Palästinenser getötet und über 5000 weitere verwundet wurden.
Im Juni 2007 übernahm die Hamas (“Bewegung des Islamischen Widerstandes”) – 1987 während der ersten Intifada gegründet – nach blutigen Gefechten mit der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen, damit kam es zur faktischen Trennung vom Westjordanland. Militante Palästinenser setzten ihren Beschuss israelische Ortschaften mit Kleinraketen fort, Israel reagierte mit Luftangriffen.
Die Hamas kam 2007 nach eigener Darstellung mit ihrem Vorgehen Umsturzplänen der Fatah, Israels und der USA zuvor. Nach Angaben des ehemaligen Fatah-Sicherheitschefs Mohammed Dahlan soll die US-Regierung die Fatah aufgerüstet haben, um die Hamas auszuschalten, doch ging die Rechnung nicht auf, weil nicht die Fatah, sondern die Hamas im Gazastreifen den Sieg davontrug. ^
Das 45 Kilometer lange und zehn Kilometer breite Gebiet des Gazastreifens, dessen Gesamtfläche kleiner ist als jene von Wien, gehörte nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches zum britischen Mandatsgebiet Palästina. Während des ersten israelisch-arabischen Krieges (1948/49) flüchtete die arabische Bevölkerung aus Südpalästina in die von Ägypten kontrollierte Gegend um Gaza. Durch das Waffenstillstandsabkommen von 1949 kam das Gebiet unter ägyptische Verwaltung. Während des Suez-Konflikts 1956 und im Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 wurde es von Israel besetzt.
1994 entstand in dem Küstenstreifen in Umsetzung des israelisch-palästinensischen Grundlagenvertrages von 1993 das erste palästinensische Selbstverwaltungsgebiet. Nach Beginn des Aufstands der zweiten Intifada im Herbst 2000 wurde die vorläufige Autonomieregelung von den Israelis außer Kraft gesetzt.
Der Gazastreifen ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete, wo die Geburtenrate eine der weltweit höchsten ist. Derzeit leben dort rund 1,5 Millionen Palästinenser. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Ein Großteil lebt in völliger Armut in Flüchtlingslagern. Vom Gazastreifen ging bereits die erste Intifada (1987-93) aus, die später auch auf das von Israel besetzte Westjordanland übergriff. Im Zwischenabkommen von Wye Plantation 1998 hatte Israel der palästinensischen Führung die Eröffnung eines internationalen Flughafens in Gaza zugebilligt, der nach seiner Fertigstellung immer wieder geschlossen und schließlich vom israelischen Militär zerstört wurde. Im Abkommen von Sharm el-Sheikh 1999 erhielten die Palästinenser das Recht auf einen eigenen Hafen.
Die Hamas fordert als Voraussetzung für eine Waffenruhe die Öffnung der Grenze. Israel macht dies unter anderem von der Freilassung des 2006 verschleppten Soldaten Gilad Shalit abhängig und fordert ein Ende des Waffenschmuggels von Ägypten in den Gazastreifen.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.