Sie waren wie Paech auf der “Mavi Marmara”, wo sich am Montag die schwersten Auseinandersetzungen mit israelischen Kommandoeinheiten abgespielt hatten. Sie stellten die von Israel genannte Zahl von neun Toten infrage und sprachen von mindestens 18 Todesopfern.
“Wir haben uns wie im Krieg gefühlt”, schilderte Höger ihre Eindrücke von der Militäraktion. “Wir konnten nur zurückkommen, weil wir Abgeordnete sind”, fügte Höger hinzu. “Alle anderen sind im Gefängnis.” Der Einsatz der Marinesoldaten sei ebenso rechtswidrig gewesen wie die israelische Blockade des Gazastreifens, der von der radikal-islamischen Hamas beherrscht wird. “Wir waren zu friedlichen Zwecken auf dem Schiff. Niemand hatte ein Waffe. Wir wollten Hilfsgüter liefern”, ergänzte Höger. Ihre Fraktionskollegin Groth ergänzte, sie seien Zeuginnen eines “barbarischen Aktes” geworden.
“Das ist ein klarer Akt der Piraterie”, sagte Paech und bestritt die israelische Darstellung, dass die Soldaten von Aktivisten angegriffen worden seien. “Von Selbstverteidigung zu sprechen, ist wirklich ein Hohn.” Er persönlich habe “zweieinhalb Holzstöcke” gesehen, mit denen sich Aktivisten gegen das Militär zu Wehr gesetzt hätten. Mehr habe es an Bord nicht gegeben. Messer habe er nicht beobachtet. Allerdings könne er nicht ausschließen, dass auch Eisenstangen von den Aktivisten benutzt worden sein. Gesehen habe er sie jedoch nicht. Kurz vor 04.30 Uhr seien erste Schlauchboote aufgetaucht, dann seien “schwere Explosionen zu hören” gewesen, offenbar auch Granaten und Hubschrauber. Die Auseinandersetzungen dauerten demnach etwa 30 Minuten. “Die Navy hat mir nur Hemd und Hose gelassen”, sagte Paech.
Die Wucht der Kommandoaktion habe die Menschen an Bord des Schiffes völlig überrascht. “Mit dieser Brutalität haben wir nicht gerechnet”, sagte Höger. Ihr sei allerdings vorher klar gewesen, dass ihr keine “einfache Reise” bevorstehe. “Wir haben uns nicht auf einen derartigen Angriff vorbereitet”, ergänzte Paech. Die Menschen an Bord hätten keine Gewalt angewendet. Gegen die israelischen Soldaten hätten sie auch keine Chance gehabt.
Der Arzt Matthias Jochheim sagte, er habe mit eigenen Augen vier Tote gesehen. Diese hätten Schusswunden aufgewiesen. Ein ägyptischer Arzt habe ihm später von einem weiteren Toten berichtet. “Die darüber hinausgehende Zahl kann ich nicht bestätigen.” Höger sagte, die israelische Regierung habe kein Interesse daran, die hohe Zahl der Opfer öffentlich zu machen. Zudem würden noch 25 Menschen vermisst.
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