Barenboim nutzte seine Festrede für ein Plädoyer für den Frieden im Nahen Osten. “Es hilft unendlich viel zum Frieden, nicht auf den anderen zu warten, bis er kommt, sondern auf ihn zuzugehen. Wir haben schon viel zu lange gewartet.” Sich dem anderen anzunähern, sei eine langfristige Strategie, eine, “die sich in der Zukunft auszahlen kann; zu warten, bis der andere zu einem kommt, ist eine kurzsichtige Taktik, eine, die seit mehr als sechzig Jahren erfolglos geblieben ist”, sagte der in Buenos Aires mit jüdisch-russischer Abstammung geborene Dirigent. Friede könne nur erreicht werden, wenn eine für alle Beteiligten günstige Lösung gefunden werde, “eine Lösung, die für alle gerecht, in strategischer Hinsicht für alle von Vorteil und in Bezug auf alle moralisch vertretbar ist. Zu warten stellt in keinem Fall eine Option dar.”
Der Konflikt im Nahen Osten sei mit keinem anderen vergleichbar. Er unterscheide sich von anderen politischen Konflikten, bei denen es meistens um Grenzziehungen gehe oder um unentbehrliche Rohstoffe wie Erdöl oder Wasser, die entweder auf diplomatischem Weg oder mit militärischen Mitteln beendet werden können, erklärte Barenboim. “Es ist ein menschlicher Konflikt zwischen zwei Völkern, die beide felsenfest von ihrem Recht überzeugt sind, ein und dasselbe winzige Stückchen Land bewohnen zu dürfen”, so der Dirigent. Es sei ein regionaler Konflikt, der aber die Stabilität der Machtstrukturen, wie sie zurzeit weltweit bestünden, bedrohe.
Die weiteren Ansprachen des vom Mozarteumorchester Salzburg unter seinem Chefdirigenten Ivor Bolton, dem Salzburger Bachchor sowie den Solisten Mojca Erdmann (Sopran), Stephanie Atanasov (Mezzosopran) und Joel Prieto (Tenor) musikalisch untermalten Festaktes, boten ein weites Panorama: Der Bundespräsident erinnerte in seiner Eröffnungsrede an 90 Jahre Österreichische Verfassung und Salzburger Festspiele, die beide in ihren jeweiligen Bereichen zentrale Säulen des staatlichen bzw. kulturellen Selbstverständnisses des Landes darstellten. Die Wirtschaftskrise stellte Kulturministerin Claudia Schmied (S) in den Mittelpunkt ihrer Ansprache. “Unsere Gesellschaft hat sich ganz dem Mythos des schnellen Profits, angetrieben von einer unbeschreiblichen Gier, zugewendet. In radikaler Weise haben wir uns von unseren ethisch-moralischen Prinzipien fortbewegt”, so Schmied. Einen Bogen von der Zeit der Gründung der Festspiele bis zur Gegenwart spannte dagegen Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S). Die Festspiele seien aus dem Ersten Weltkrieg heraus erdacht worden, sie hätten den Zweiten Weltkrieg genauso überlebt wie die Spaltung der Welt in West und Ost, das Errichten von Mauern quer durch Europa, aber auch den Fall dieser Mauer.
Intendant Jürgen Flimm las Texte von Festspielgründer Max Reinhardt und dankte für seine Salzburger Zeit, die heuer zu Ende geht. Das Konzertprogramm startet heute Abend: Daniel Barenboim dirigiert im Großen Festspielhaus die Wiener Philharmoniker. Auf der Perner-Insel in Hallein feiert Sophokles’ “Ödipus auf Kolonos” in der Regie von Peter Stein Premiere.
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