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Neun Tipps für Freerider von Tom Kuster

Tom Kuster gehört zu den Pionieren des Vorarlberger Snowboardsports.
Tom Kuster gehört zu den Pionieren des Vorarlberger Snowboardsports. ©FSG
Bregenz - Nach einem Lawinenabgang zählt jede Sekunde. In den ersten 15 Minuten liegt die Überlebenschance noch bei gut 90 Prozent, danach fällt sie schnell. Nach einer halben Stunde liegt sie bereits nur noch bei 25 Prozent. Grund genug für Freerider, genau zu wissen wie sie Lawinen vermeiden und im Notfall richtig handeln. Freeride-Safety-Campleiter und langjähriger Snowboardtrainer Tom Kuster gibt neun Tipps für den Wintersportler.

1. Auf das Gelände achten

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“Der Klassiker der Lawinen ist bei Warnstufe drei in 30 bis 40 Grad steilem Gelände”, weiß der Profi. Eine sichere Route führt meist durch kupiertes, also leicht hügeliges, Gelände, ist nicht zu steil und der Wind kann nur wenig Schnee in das Gebiet tragen. “Der Wind ist der Baumeister der Lawine”, warnt Kuster. Auch Laien können mit etwas Übung erkennen, ob der Wind Einfluss auf die Schneemenge hat. So deuten kleine Wellenmuster im Schnee auf Triebschnee hin, den man unbedingt meiden sollte.

2. Wetter im Blick halten

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Vor der Fahrt muss man jedoch auch das Wetter im Blick haben. Welche Windrichtungen herrschen vor, gibt es Neuschnee, gab es gerade erst einen Wetterwechsel, beispielsweise von kalt auf Fönwetter. Ein Blick in den Lawinenbericht des Landes ist daher Pflicht, aus dem dann die richtigen Schlüsse gezogen werden müssen.

3. Die richtige Gruppengröße

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Klar ist, Freerider sollten niemals allein unterwegs sein. Jedoch können auch zu große Gruppen problematisch sein, da sie wahrscheinlicher Schneebretter auslösen. Wie groß eine Gruppe sein sollte, hängt von den Bedingungen ab. “Sieben bis acht Personen gehen gut, 14 sind ein Problem”, gibt Tom Kuster als Richtwert an.

4. Riskantes Gelände richtig befahren

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Der Freeride-Safety-Camp-Organisator empfiehlt, sich auf das Bauchgefühl zu verlassen. “Sobald ich nur den kleinsten Zweifel habe, fahre ich auf Nummer sicher”, erklärt Kuster. Dies bedeutet, dass man in einem sicheren Bereich wartet und immer nur einer der Gruppe den Hang in Einzelfahrt befährt. Auch der Sammelbereich muss dabei in sicherem Gelände liegen. “Wichtig ist, dass man sich gegenseitig bei der Fahrt beobachtet. Falls eine Lawine abgeht, kann man dann eher abschätzen, in welchen Bereich man den Verschütteten suchen muss.”

5. Nicht auf die Ausrüstung verzichten

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Was bei keiner Tour fehlen darf, ist eine komplette Lawinenausrüstung. Diese besteht in der Regel aus einer Sonde, einem Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Sonde und eine Schaufel. “Mittlerweile ist gehört auch der Airbag zum Standard bei den Vielfahrern”, ergänzt Kuster. Wichtig ist, dass jeder in der Gruppe über alle Bestandteile verfügt. “Es hilft mir nichts, wenn jeder in der Gruppe ein LVS-Gerät hat, außer der Verschüttete”, betont der langjährige Freerider.

6. Airbag auch einsatzbereit halten

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Der Airbag erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Seine Aufgabe ist es, in einer Lawine den Auftrieb der Person zu erhöhen und sie so über der Lawine zu halten. “Oft wird der Auslösegriff für den Transport abmontiert”, weiß Kuster. Daher sollte man vor Beginn der Tour nicht vergessen, diesen auch wieder korrekt zu montieren. Auch ist der Airbag kein Grund, auf das Mitführen von LVS-Gerät und Sonde zu verzichten.

7. Übung mit dem LVS-Gerät

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Moderne Geräte zeigen die Lage anderer Geräte mit einem Pfeil an, was die Suche erheblich erleichtert. Trotzdem benötigt der Umgang mit dem Suchgerät Übung. “Die Suche mit dem LVS-Gerät übt man nicht allein zuhause im Garten”, weiß Kuster. Besser ist es, spielerisch in Gruppen zu üben. Eine Gruppe versteckt ein Gerät, die andere sucht. So werden auch häufige Fehler eher bemerkt und im Notfall nicht mehr begangen. So sollten gefundene Geräte ausgeschaltet werden, um die Suche nach weiteren Verschütteten zu erleichtern. Wichtig sind auch frische Batterien im Gerät. “Schwache Batterien verschlechtern die Sendeleistung des Gerätes enorm.”

8. Richtiges Suchen mit der Sonde

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Nur 30 Prozent aller Freerider haben eine Sonde im Gepäck. “Dabei ist sie weder schwer noch teuer. Wenn der Verschüttete aber kein LVS-Gerät hat, ist sie die einzige Chance ihn zu retten”, warnt Kuster. Auch das Bilden einer Sondierungsstaffel will geübt sein. Die Suchenden stehen dabei Schulter an Schulter. Der Ablauf an sich ist einfach: Sonde zwischen den Füßen in den Schnee treiben, dann links, rechts, einen Schritt nach vorne und wieder von vorne. “Es braucht jedoch etwas Übung, um zu wissen wie sich was anfühlt”, weiß Kuster.

9. Die richtige Schaufel zum Graben

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Wenn der Verschüttete gefunden wird, eignet sich die Sonde ebenfalls, um den Fundpunkt zu markieren. Ohne eine Schaufel ist die Kameradenbergung zum Scheitern verurteilt. “Eine Schaufel muss etwas aushalten, stabil sein und natürlich auch leicht zum Tragen sein”, fasst es Kuster zusammen. Unter schwierigen Bedingungen ist eine Schaufel aus Alu vergleichbaren Schaufeln aus Plastik überlegen. Meist bietet es sich an, unterhalb der Sonde mit dem Graben zu beginnen.

Grundsätzlich empfiehlt sich für jeden angehenden Freerider tiefergehende Kurse. Seit 1996 bieten Tom Kuster und sein Team die Freeride Safety Camps an. Die Kurse bestehen aus Theorie und Praxis, es werden sowohl Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten. Der erste Termin für Anfänger ist bereits am Freitag, den 13. Dezember im a-ha Dornbirn mit dem Praxisteil am Grasjoch in St. Gallenkirch. Anmeldeschluss ist am Dienstag, die weiteren Termine findet man unter www.boardersworld.at oder www.skiersworld.at.

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