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Nachhilfe: Bedarf weiter hoch, aber Eltern müssen sparen

Neue Mittelschule mit besseren Ergebnissen
Neue Mittelschule mit besseren Ergebnissen ©AP
27 Prozent aller Schüler - das sind etwa 265.000 Kinder - brauchen laut einer Studie der Arbeiterkammer (AK) Nachhilfe.


Das entspricht in etwa den Zahlen des Vorjahrs. Dennoch sanken die Ausgaben für Nachhilfe im Vergleich zu 2011 um 20 Millionen Euro. Das läge vor allem daran, dass sich vor allem wenig verdienende Eltern diese Zusatzbelastung kaum mehr leisten könnten, so AK-Präsident Herbert Tumpel heute, Montag, bei einer Pressekonferenz. Positiv wirke sich allerdings die Neue Mittelschule (NMS) aus: Hier sei der Bedarf an bezahlter Nachhilfe wesentlich geringer als etwa in Allgemeinen Höheren Schulen (AHS).

Für die Studie wurden österreichweit 2.851 Haushalte mit Schulkindern befragt. “Die alte Halbtagsschule macht genau dieselben Probleme wie im Vorjahr”, so Tumpel. 77 Prozent aller Eltern müssen ihren Kindern bei Hausaufgaben helfen oder mit ihnen für Schularbeiten und Tests lernen. Das entspricht der Leistung von 47.000 Vollzeitbeschäftigten.

Am häufigsten lernen Eltern immer noch mit Volksschulkindern (88 Prozent). Diese Zahlen haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, gesunken sind allerdings die Ausgaben der Eltern für bezahlte Nachhilfe – von 127 auf 107 Millionen Euro. Dafür macht Tumpel vor allem die Teuerung verantwortlich, bei der Österreich in Europa an vierter Stelle steht. Die Inflation treffe vor allem Wenigverdiener (monatlich bis zu 1.300 Euro netto Haushaltseinkommen). Hier fühlen sich zwei Drittel durch Ausgaben für Nachhilfe “extrem belastet”. 2011 war es nur ein Viertel.

Rotstift bei Sparferien und Lerncamps

Die Eltern sparen vor allem bei teuren Sprachferien oder Lerncamps (zwölf Millionen Euro weniger Ausgaben), nehmen verstärkt kostenlose Angebote in Anspruch oder engagieren günstige Nachhilfelehrer aus Bekannten- und Verwandtenkreis. Nicht alle Kinder, die Nachhilfe benötigen würden, bekämen diese auch, meinte Tumpel. Etwa 60.000 Schüler müssen ohne Hilfe auskommen.

Positiver Effekt durch Neue Mittelschule

Einen positiven Effekt zeige die Neue Mittelschule, so Tumpel. Hier müssen Eltern mit 482 Euro pro Kind und Jahr wesentlich weniger ausgeben als im Gymnasium (668 Euro). Außerdem würden die Schüler von Vornherein besser abschneiden: Nur 17 Prozent lernen für eine Nachprüfung oder um eine negative Note zu verhindern, im Gymnasium sind es schon 34 Prozent. Gegenüber der Hauptschule, die von der NMS mittelfristig abgelöst werden soll, sind die Vorteile zwar auch vorhanden, aber deutlich geringer: Hauptschul-Eltern geben pro Jahr 528 Euro pro Kind für Nachhilfe aus und müssen nur etwas öfter mit den Kindern lernen als an der NMS.

Günstig wirken sich ganztägige Schulformen aus: In Wien sind 32 Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen in einer Ganztagsschule, einer schulischen Nachmittagsbetreuung oder einem Hort, im Bundesschnitt nur 21 Prozent. Auf Volksschulebene müssen deshalb 15 Prozent aller Wiener Eltern nie mit ihren Kindern lernen, im bundesweiten Vergleich sind es dagegen nur zehn Prozent.

Deshalb fordert die Arbeiterkammer eine rasche und dringende Umsetzung einer einheitlichen Mittelstufe, mehr Unterricht in Kleingruppen sowie eine bessere individuelle Betreuung der Kinder. Damit könne auch die Notwendigkeit für Nachhilfe geringer gehalten werden und im Interesse der Eltern gehandelt werden, so Tumpel.

(APA)

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