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Nach Manning-Urteil: Wikileaks-Informant gibt sich gefasst

"Ich schaffe das" - Bradley Manning gibt sich gefasst.
"Ich schaffe das" - Bradley Manning gibt sich gefasst. ©EPA
Der US-Soldat und Wikileaks-Informant Bradley Manning zeigte sich nach seiner Verurteilung am Mittwoch zu 35 Jahren Haft gefasst: "Ich werde das schaffen", wurde er von seinem Anwalt David Coombs in der "Washington Post" zitiert.

Manning und Coombs wollen ein Gnadengesuch direkt an US-Präsident Barack Obama richten. “Jetzt ist die Zeit, um Mannings Leid zu beenden”, so Coombs. Das Weiße Haus reagierte zunächst kühl: Das Gesuch werde wie alle anderen auch geprüft, kündigte ein Sprecher an.

Lediglich 6.800 Unterstützer

Unterstützer von Manning forderten ebenfalls ein Gnadengesuch. Sie reichten eine Petition auf der Webseite des Weißen Hauses ein, die zunächst aber lediglich 6.800 Unterstützer fand.

In einer von Coombs verlesenen Mitteilung sagte Manning, er habe damals “aus Sorge um mein Land” gehandelt. Nachdem er die geheimen Kriegsberichte aus Afghanistan und dem Irak gelesen habe “fing ich an, an der Moral unserer Taten zu zweifeln”, sagte er. Statt die Verantwortung für die Tötung unschuldiger Zivilisten zu übernehmen, hätten sich die USA hinter der nationalen Sicherheit versteckt. “Wir haben unsere Menschlichkeit vergessen.”

“Angriff auf Konzept westlicher Justiz”

Wikileaks-Chef Julian Assange hatte am Mittwoch das Urteil als “wichtigen taktischen Sieg” für die Verteidigung bezeichnet. Dennoch sei der Prozess ein “Angriff auf das grundlegende Konzept westlicher Justiz” gewesen, sagte Assange nach einer Mitteilung der Wikileaks-Website. Der Versuch der USA, den Fall zur Abschreckung zu nutzen, sei “spektakulär fehlgeschlagen”.

Manning degradiert

Manning ist für die Weitergabe vertraulicher Dokumente an Wikileaks zu 35 Jahren Haft verurteilt worden, wovon ihm dreieinhalb Jahre abgezogen werden sollen, weil er bereits seit Frühjahr 2010 in Haft gewesen ist. Zusätzlich zu seiner Haftstrafe wurde der 25-Jährige unehrenhaft aus der Armee entlassen und rückwirkend degradiert, wie das US-Militärgericht unter Vorsitz von Richterin Oberst Denise Lind in Fort Meade bei Washington am Mittwoch bekannt gab.

Pensionsansprüche verloren

Auch seine Pensionsansprüche verliert er. Er hatte als Geheimdienst-Analyst des US-Heeres im Irak Hunderttausende vertrauliche Dokumente an die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben, die sie später veröffentlicht hatte. Darunter war auch ein Video, das einen Hubschrauberangriff auf Zivilisten zeigt.

Präzedenzfall für weitere Enthüller

Das Verfahren in Fort Meade war der erste große Prozess gegen einen sogenannten Whistleblower in den USA und gilt als Präzedenzfall für weitere bekannte Enthüller, darunter Assange und der flüchtige Computerspezialist Edward Snowden, der das massive Spähprogramm des US-Geheimdienstes NSA enthüllte. (APA)

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