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Mozart schlug Tiger: Norweger Magnus Carlsen (22) neuer Schach-Weltmeister

Mozart schlug Tiger: Magnus Carlsen ist neuer Carlsen ist neuer Schach-Weltmeister
Mozart schlug Tiger: Magnus Carlsen ist neuer Carlsen ist neuer Schach-Weltmeister ©AP
Der 22-jährige Norweger Magnus Carlsen ist neuer Schach-Weltmeister. Der in seiner Heimat als Popstar gefeierte Carlsen ist damit einer der jüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte.

Mit einem Remis gegen den bisherigen Champion Viswanathan Anand nach 65 Zügen eroberte der Herausforderer am Freitag im indischen Chennai den Titel. Von insgesamt zehn Partien hat der Herausforderer drei gewonnen und den 43 Jahre alten Inder mit 6,5:3,5 Punkten besiegt.

Über die 65 Spielzüge verlor der “Mozart des Schachs” mit Weiß nie die Kontrolle. Das Spiel begann ungewöhnlich schnell. Einen Patzer Anands nach gut zwei Stunden ließ der Norweger ungenutzt. Der 43-jährige Inder kämpfte über Stunden, sah schließlich aber keine Chance mehr auf einen Sieg.

Im letzten Duell ließ Carlsen mit Weiß den Titelverteidiger mit den schwarzen Figuren gar nicht erst Druck aufbauen. Einen Fehler des “Tigers von Madras” nach gut zwei Stunden ließ er allerdings ungenutzt. Nach rund vier Stunden und 45 Minuten tauschten die Kontrahenten ihre Figuren, sodass kein Matt mehr möglich war.

Carlsen zermürbt Weltmeister Anand

Völlig entspannt ging Carlsen bereits in den Ruhetag am Mittwoch. Seine Lässigkeit wirkt fast schon provozierend. “Es gab nicht viel nachzudenken, die Züge haben sich von selbst aufgedrängt”, sagte der freche Herausforderer nach der achten Partie. Auch mit solchen Aussagen hat er Anand bisher entnervt. Carlsen lauert, bis der 43 Jahre alte Lokalmatador Fehler macht – und schlägt dann eiskalt zu. Einen seiner beiden Siege hat er sogar mit Schwarz gefeiert.

“Das Problem ist, dass Anand viel älter ist und zweitens, dass Carlsen lange, langsame Spiele liebt. Spiel deine Stärken aus…” twitterte der aus Japan stammende amerikanische Schachgroßmeister Hikaru Nakamura, als Anand am Samstag zum zweiten Mal verloren hatte. Im Duell der Generationen schlägt Ausdauer Erfahrung.

Einer der jüngsten Weltmeister

Damit ist Carlsen einer der jüngsten Schach-Weltmeister der Geschichte. Der Russe Garri Kasparow war 1985 ebenfalls 22 Jahre alt, als er Weltmeister wurde. Carlsen feiert am 30. November seinen 23. Geburtstag – und ist damit ein paar Monate älter als sein ehemaliger Trainer damals. Der Ukrainer Ruslan Ponomarjow eroberte den Titel 2002 sogar mit 18 Jahren. Allerdings war die Schach-Welt von 1993 bis 2006 in zwei rivalisierende Verbände gespalten. Der Weltmeister im sogenannten klassischen Schach, Wladimir Kramnik, galt als besserer Spieler.

22-jähriges Superhirn als Popstar gefeiert

In seiner Heimat wird Carlsen längst wie ein Popstar verehrt. Gut 1.000 Norweger wählten den Weltranglisten-Ersten diese Woche in einer Umfrage auf Platz drei der Top-Athleten des Landes. Durchtrainiert und braun gebrannt zeigt er sich als “Justin Bieber des Schachs” (“International Business Times”) seinen mehr als 200.000 Facebook-Fans und über 51.000 Twitter-Followern. Einen Schach-Nerd stellt man sich anders vor. Eine Modemarke warb mit seinem Gesicht. In seiner Heimat ist der Ausnahme-Schachspieler längst ein Star, den nicht nur die Boulevardpresse feiert.

Der “Carlsen-Effekt”

Der “Carlsen-Effekt” macht Schach populär, auch außerhalb der Szene. Den ganzen Rummel lässt den sportlichen Norweger mit dem energischen Kinn aber anscheinend ziemlich kalt. Oft lümmelt er am Schachtisch wie ein gelangweilter Schulbub – selbst wenn es um den Weltmeistertitel geht.

“Hat man Mozart gefragt, wie er das macht?

Erklären kann Carlsen seinen Erfolg nicht. Auf die Frage reagiert er sogar fast genervt. “Hat man Mozart jemals gefragt, wie er das macht? Es würde mich sehr beeindrucken, wenn er eine Antwort darauf hätte”, sagte er einmal in einem Interview. “Es ist mein Ding.”

(APA/red)

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