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Mit Stirnlampen operiert

Alberschwende - Plastische Chirurgie. Ingo Plötzeneder hilft verunstalteten Menschen in Madagaskar.

Ingo Plötzeneder kennt Madagaskar von einem Urlaub. Wenn er heute dorthin reist, dann, weil er helfen möchte. Auch heuer wird der Facharzt für Plastische Chirurgie und mit ihm ein Team von ebenfalls Freiwilligen für zwei Wochen nach Tulear fliegen, um Menschen, die durch Fehlbildungen, Verbrennungen oder Tumore verunstaltet sind, ein neues Leben zu schenken. Auch wenn es nur ein paar wenige sind: „Es ist ein schönes Gefühl, etwas tun zu können“, sagt der junge Mediziner.

Hilfsbereite Mannschaft

Das Projekt nennt sich ­„smile4“. Es umfasst verschiedene Bereiche. Bei „smile4 nature“ geht es um den Erhalt von ursprünglichen Lebensräumen. Im Projekt „smile4 health“ steht die Gesundheit im Mittelpunkt. „Wir führen operative Eingriffe durch, die bei uns zur medizinischen Grundversorgung gehören“, erklärt Plötzeneder. Alles läuft ohne große Organisationen im Hintergrund ab. Das Projekt tragen Vorarlberger, die sich vor Ort engagieren. So wie im Herbst des letzten Jahres.
Soziales Engagement zeigte Ingo Plötzeneder schon früher. Beispielsweise bei einem Einsatz in Westafrika. Die Beziehungen zu Madagaskar knüpfte ein langjähriger Bekannter. Es fiel dem im LKH Feldkirch tätigen Arzt auch nicht schwer, eine hilfsbereite Mannschaft für den Trip nach Madagaskar aufzustellen. „Die meisten haben sich von selbst gemeldet“, erzählt Plötzeneder. Aber alle haben für die Aktion ihren Urlaub geopfert. Neben Ingo Plötzen­eder war als plastischer Chirurg noch Dr. Volkhart Krekel, ein Kollege aus Deutschland, dabei. Das OP-Team umfasste Dr. Martin Dorner, Markus Bitsche und Eva-Maria Bergsteiner.

15-Stunden-Tage

Ingo Plötzeneder zog es vor, den Einsatz auf eine offizielle Basis zu stellen. „Wir zahlen auch Beiträge an die dortige Ärztekammer“, sagt er. „Und wir haben verlangt, dass bei jeder Operation ein einheimischer Arzt zugegen ist. Vor allem, um die Nachsorge der Patienten sicherzustellen“, ergänzt Plötzeneder. Die Mediziner aus Vorarlberg wurden sehnlichst erwartet. Schon am ersten Tag kamen über 120 Patienten, nachdem örtliche Medien über das Projekt berichtet hatten. Ein Dolmetscher half, die sprachlichen Barrieren zu überwinden.
Bis zu 15 Stunden täglich stand das Team im OP-Saal, der nur mit dem Nötigsten eingerichtet war. Als großes Problem erwiesen sich die vielen Stromausfälle. Aber: „Zum Glück hatten wir Stirnlampen mitgebracht.“ Ebenso wie sterile Tupfer und Verbandsmaterialien, Abdeckungen, OP-Bekleidung, Desinfektionsmittel, Nahtmaterialien, Venenzugänge und Medikamente für die Anästhesie. Notwendiges aus Spenden finanziert.
Insgesamt wurden 68 Operationen durchgeführt. Die kostenfreie Nachsorge der Patienten übernahm ein Arzt des Krankenhauses. Denn die wenigsten Menschen in Madagaskar könnten sich eine solche Behandlung leisten.

Helfen als Pflicht

Zurück im Krankenhaus in Feldkirch gingen den Heimkehrern „die Augen auf“, wie es Ingo Plötzeneder formuliert. Man wisse wieder zu schätzen, was man habe. Er selbst empfindet es als Pflicht, zu helfen, wenn es möglich ist. Erst recht, wenn man die ­Situation aus eigener Anschauung kennt. Da würden sich Fragen nach der Notwendigkeit nicht mehr stellen. Als erfüllend beschreibt der zweifache Vater aus Alberschwende das Gefühl, „etwas Sinnvolles getan zu haben“. Es ging nicht nur ihm so. „Es machte uns alle glücklich.“ Deshalb werden im Herbst wieder alle die Reise nach Madagaskar antreten. (VN)

ZUR PERSON

Dr. Ingo Plötzeneder

Geboren: 10. April 1969 in Bregenz
Wohnort: Alberschwende
Beruf: Facharzt für Plastische, Rekons­truktive und Ästhetische Chirurgie
Hobbys: Radfahren, Klavierspielen

Spendenkonto: Raiffeisenbank am Hofsteig, Kto. Nr. 86173, Kennwort: Madagaskar

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