Michael Spindelegger: Wieder nur Vize, aber wohl im Finanzressort
Ambitionen auf den Finanzminister und damit Maria Fekters bisherigen Posten wurden Spindelegger bereits im Vorjahr nachgesagt. Scheiterte dieser Plan damals noch am innerparteilichen Widerstand, könnte er in der neuen Bundesregierung nun verwirklicht werden. Als Unterstützung wird sein Vertrauter Jochen Danninger als Staatssekretär gehandelt. Dieser begleitete ihn in den vergangenen Wochen auch in den Koalitionsverhandlungen und wurde ob seiner sich abzeichnenden Beförderung bereits als “Spindeleggers Ostermayer” tituliert.
Spindelegger als Getriebener
Bis kurz vor Abschluss der Verhandlungen wurden Spindelegger und andere ÖVP-Politiker nicht müde zu betonen, dass die Chancen auf die Wiederauflage einer Großen Koalition mit der SPÖ lediglich bei 50:50 stehen. Eine realistische Alternative zeichnete sich freilich auch nicht ab.
Spindelegger ist ein von den ÖVP-Bünden und Länderorganisationen Getriebener, denn alle wollen ihre Interessen umgesetzt wissen. Die aus Spargründen gestrichene, auf Druck der Länder aber doch wieder ins Regierungsprogramm aufgenommene Anhebung der Familienbeihilfe ist nur ein Beleg dafür. Auch der Bauernbund und der Wirtschaftsbund setzten den Parteichef zuletzt öffentlich unter Druck. Und bei der Wahl seines Regierungsteams hat der Obmann ohnehin auf die Ausgewogenheit von Bünden und Ländern zu achten.
Keine Freundinnen machte sich der Parteichef zuletzt auch bei den ÖVP-Frauen. Zum einen war Frauenchefin Dorothea Schittenhelm in keiner Verhandlungsgruppe vertreten. Zum anderen waren sie mit der Entscheidung, den bisherigen Klubchef Karlheinz Kopf als Zweiten Nationalratspräsidenten zu installieren alles andere als zufrieden. Schließlich wurde damit wieder die Möglichkeit ausgelassen, diese prestigeträchtige Position einer Frau – eventuell Fekter – zu überlassen.
Wechselhafte Karriere
Spindeleggers politische Karriere begann nach seinem mit Doktorat abgeschlossenen Jus-Studium als Bediensteter des Landes Niederösterreich, und so wirklich 1987, als der Reserveoffizier und Cartellbruder ins Kabinett des damaligen Verteidigungsministers Robert Lichal wechselte. 1992 wurde es erstmals etwas mit einem Mandat im Parlament, allerdings vorläufig bloß im Bundesrat, nebenbei verdingte sich Spindelegger in der Giro-Credit. Kurz vor Weihnachten 1993 gab es dann das Ticket in den Nationalrat, aus dem er bis zu seinem Antritt als Außenminister im Jahr 2008 nicht mehr wegzubekommen war – mit Ausnahme eines einjährigen Sprungs ins Europaparlament, wo er zur ersten Garde der österreichischen EU-Abgeordneten gehörte.
Dem ÖAAB diente er ab 1991 als stellvertretender Obmann, 1998 übernahm er die niederösterreichische Organisation. 2006 schickte ihn der ÖAAB als Kandidaten für den Posten des Zweiten Nationalratspräsidenten ins Rennen. Spindelegger setzte sich dabei gegen Maria Fekter durch, ausgerechnet. Bevor Spindelegger nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Josef Pröll 2011 die Parteiobmannschaft übernahm, führte die Karriereleiter ins Außenministerium.
Michael Spindelegger wurde am 21. Dezember 1959 in Mödling geboren. Die Politik und Nähe zum Arbeitnehmerbund hat er im Blut, war doch schon sein Vater im ÖAAB tätig, Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister in der Hinterbrühl – dem Heimatort der Familie. Die Heimat wurde im Wahlkampf 2013 allerdings sogar Gegenstand negativer Schlagzeilen. Spindelegger selbst hatte eine Überprüfung der Einkommen von Gemeindebau-Bewohnern und höhere Mieten für Besser-Verdiener gefordert. Wenig später wurde bekannt, dass Spindelegger selbst zehn Jahre lang in Hinterbrühl in einer Gemeindebauwohnung gewohnt hat. Er habe nach acht Jahren freiwillig mehr bezahlt, betonte er.
Der Vizekanzler ist verheiratet mit der Rechnungshof-Abteilungsleiterin Margit Spindelegger, die beiden haben zwei Söhne. Dass der ältere, Matthias, einmal in Papas Fußstapfen treten könnte, scheint nicht abwegig, begleitete ihn der Teenager doch schon im Wahlkampf beim Stimmenfang.
(APA)
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