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MH17-Absturz: 282 Leichen gefunden - Flugschreiber werden übergeben

Obama: Separatisten dürften Untersuchungen nicht länger behindern.
Obama: Separatisten dürften Untersuchungen nicht länger behindern. ©EPA
Nach dem Absturz der malaysischen Boeing in der Ostukraine sind bis zum Montagmittag 282 Todesopfer und 87 Leichenteile gefunden worden. Wie die ukrainische Regierung in Kiew mitteilte, wurden 251 Leichen und 66 Leichenteile in Eisenbahn-Kühlwaggons gelagert. Dies deckte sich mit Angaben der separatistischen "Volksrepublik" Donezk, die die Absturzstelle kontrolliert. Indes sollen nun die beiden von Rebellen gefundenen Flugschreiber an malaysische Behörden übergeben werden.
Die Medien und der MH17-Absturz
Bilder vom Unglücksort
Trauer nach MH17-Absturz

Die beiden von pro-russischen Rebellen gefundenen Flugschreiber der abgestürzten malaysischen Passagiermaschine sollen noch am heutigen Montag an malaysische Behörden übergeben werden. Dies solle um 21.00 Uhr ukrainische Ortszeit erfolgen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den malaysischen Premier Najib Razak am Montagabend. Zuvor hatte der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine, Wolodymyr Groysman, die Rebellen beschuldigt, die Flugschreiber (Black Box) manipuliert zu haben. “Es gibt Informationen wonach sie in der vergangenen Tagen Dinge mit ihnen gemacht haben”, erklärte er bei einer Pressekonferenz.

Zug mit Leichen verließ Bahnhof

Die Aufständischen in der Ostukraine haben am Montag ihre Zusammenarbeit mit den internationalen Behörden verstärkt, nachdem ihnen zuvor vorgeworfen worden war, Beweise zu vernichten und eine unabhängige Untersuchung der Absturzursache zu unterbinden. Am Montagabend verließ ein Zug mit den Leichen der Opfer nach Augenzeugenberichten den Bahnhof von Tores nach Charkow.

In Charkow sollen die Toten identifiziert werden. Koordiniert wird dies von niederländischen Experten, weil die Niederlande die meisten Opfer unter den 298 Toten zu beklagen haben. Die Boeing 777 mit der Flugnummer MH17 war am vergangenen Donnerstag auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine vermutlich abgeschossen worden. Zudem leitete die niederländische Staatsanwaltschaft Vorermittlungen wegen Mordes, Kriegsverbrechen und dem bewussten Abschuss eines Flugzeuges ein.

Separatisten unterstützen Forensik-Experten

Nach Angaben der OSZE haben die Separatisten am Montag die Forensik-Experten bei ihrer Arbeit zur Aufarbeitung des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine unterstützt. Sie hätten die Stelle gesichert, während die drei niederländischen Experten gemeinsam mit ukrainischen Kollegen im Bahnhof von Tores die Leichensäcke öffneten.

Putin: “Politischer Missbrauch” der Situation

Russlands Präsident Wladimir Putin wies am Montag eine Verantwortung Russlands für den Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine zurück und warnte vor einem politischen “Missbrauch” der Katastrophe. Hätte die Regierung in Kiew Ende Juni den Kampf gegen die Separatisten im Osten des Landes nicht wieder aufgenommen, wäre die Tragödie nicht geschehen. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Montag, Russland habe den Separatisten in der Ostukraine weder Luftabwehrraketen vom Typ SA-11 BUK noch irgendwelche anderen Waffen geliefert.

Russland will US-Aufnahmen sehen

Vielmehr habe sich ein ukrainisches Militärflugzeug der Passagiermaschine bis auf 3,5 Kilometer genähert. Das müsse die Regierung in Kiew erklären. Russische Überwachungssysteme hätten auch keinen Raketenstart entlang der Flugroute des Passagierflugzeuges registriert. Sollten die USA über Satellitenaufnahmen verfügen, sollten sie diese Russland zur Verfügung stellen.

Obama nimmt Putin in die Pflicht

US-Präsident Barack Obama erhöhte den Druck auf Russland. Russland und Präsident Putin trügen eine direkte Verantwortung dafür, die prorussischen Separatisten zur Zusammenarbeit mit den internationalen Ermittlern zu zwingen, sagte Obama am Montag im Weißen Haus. Putin müsse nun seinen Bekundungen zur Kooperationsbereitschaft auch Taten folgen lassen. Russland müsse dafür sorgen, dass die Separatisten die Untersuchungen zur Absturzursache nicht länger behinderten. “Was haben sie zu verbergen”, fragte Obama. Die Ermittler-Teams müssten freien Zugang zur Absturzstelle und den Leichen erhalten. Sollte Russland seinen Kurs nicht ändern, würde es sich nur weiter isolieren und einen immer höheren Preis dafür zahlen müssen.

Kiew und Kerry: “Russische Raketen”

Die Boeing 777 von Malaysia Airlines war am Donnerstag mit 298 Insassen an Bord in einer von Separatisten kontrollierten Gegend im Osten der Ukraine abgestürzt. Nach Darstellung der Ukraine wurde die Maschine mit russischen Raketen abgeschossen. US-Außenminister John Kerry hatte am Sonntag in mehreren Fernsehinterviews gesagt, die USA hätten Informationen darüber, dass die Rebellen schwere Waffen und auch Luftabwehrsysteme von Russland bekommen hätten. Russland müsse daher auch die Verantwortung für den Zwischenfall übernehmen.

In ukrainischen Sicherheitskreisen hieß es, die Regierung in Kiew bleibe dabei, dass es Anhaltspunkte dafür gebe, dass die Rebellen Luftabwehrraketen vom Typ SA-11 BUK aus Russland bekommen hätten, wahrscheinlich mit einer Bedienmannschaft. Der ukrainische Geheimdienst habe unlängst Informationen veröffentlicht, aus denen hervorgehe, dass die Rebellen über eine solche Lieferung aus Russland verhandelt hätten. Weil die Separatisten keine Ausbildung hätten, um ein so kompliziertes Waffensystem zu bedienen, sei es sehr wahrscheinlich, dass eine Bedienmannschaft ebenfalls aus Russland gekommen sei.

(APA)

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