AA

Mensdorff-Pouilly: Jäger und Gejagter

Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly bezeichnet sich selbst schlicht als "Bauer".
Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly bezeichnet sich selbst schlicht als "Bauer". ©APA
Alfons Mensdorff-Pouilly taucht in seiner Funktion als (Rüstungs-)Lobbyist seit Jahren immer wieder in den Schlagzeilen auf. Der "Graf" und Gutsbesitzer sieht sich jedoch eigenen Angaben zufolge nicht als Waffenlobbyist, sondern bezeichnet sich gerne schlicht als "Bauer".

Öffentlich bekannt wurde der 58-Jährige vor allem durch seine Ehe mit der ehemaligen ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat, der er zum Teil auch seine guten Verbindungen zur Volkspartei verdanken soll.

Rauch-Kallat ließ erste Ehe päpstlich annullieren

Der Lobbyist gilt als ÖVP-Intimus, unter anderem wegen seiner seit 1994 währenden, kinderlosen Ehe mit Rauch-Kallat, die für Mensdorff-Pouilly sogar ihre erste Ehe päpstlich annullieren ließ. Als einfachen Bauer schildert sich Mensdorff-Pouilly wohl nur selbst – immerhin nennt der Graf mit Verwandtschaftsverhältnissen zu Adelshäusern wie den Windsors unter anderem ein Anwesen im burgenländischen Luising mit Jagd- und Forstbetrieb sein Eigen, auch hat er ein Schloss in Schottland samt Jagdrevier. Genug Platz also, um seiner großen Leidenschaft, der Jagd, nachzugehen.

Gern gesehen sollen dort auch allerlei Politiker, Beamte und Industrielle sein. Dank seinen Kontakten und Jagdveranstaltungen war Mensdorff auch im aktuellen Korruptions-Untersuchungsausschuss zur Telekom-Affäre zu Gast – am kommenden Dienstag hat er dort auch gleich seinen nächsten Auftritt, diesmal zum Untersuchungsgegenstand Blaulichtfunk. Ein früherer Motorola-Mitarbeiter hatte jüngst im U-Ausschuss übrigens den – eher weniger originellen – Codenamen für Mensdorff bei Motorola preisgegeben: “Der Jäger”.

Vorwürfe in mehreren Staaten

Die Liste der Tätigkeiten des am 7. September 1953 in Wien geborenen Grafen ist lang: Neben seinen Funktionen als Präsident des Österreichischen Wildegehege-Verbandes und Obmann des Verbands land- und forstwirtschaftlicher Gutsbetriebe im Burgenland soll Mensdorff-Pouilly im Laufe seiner Karriere mehr oder weniger erfolgreich Wildspezialitäten in Konserven verkauft, Strauße gezüchtet oder Jagdreisen vermittelt haben. Neben seiner Land- und Forstwirtschaft verdient der Vater eines Sohnes seinen Lebensunterhalt auch als Eigentümer der Beraterfirma MPA.

Im Zuge seiner Beratertätigkeit wurde Mensdorff-Pouilly schon des öfteren Korruption, Bestechung oder Geldwäsche in mehreren Staaten vorgeworfen. Ende Februar 2009 wurde der “Graf” wegen Verdachts der Geldwäsche in Luising festgenommen, anschließend saß er rund ein Monat in Untersuchungshaft. Über diese Zeit berichtete er freizügig in diversen Interviews: “Am zweiten Tag im Häfen hab’ ich gleich gefragt, ob sie einen Job für mich haben. Hören Sie, ich kann auch Klo putzen, hab ich dem Wärter gesagt”, gab sich der Graf volksnah. Am Freitag wurde nun bekannt, dass die Staatsanwaltschaft einen Strafantrag eingebracht hat – wegen Geldwäsche sowie falscher Zeugenaussage und und der Vorlage eines angeblich verfälschten Beweismittels im gegen ihn laufenden Ermittlungsverfahren. Mensdorff selbst hat alle Anschuldigungen stets zurückgewiesen.

(APA)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Politik
  • Mensdorff-Pouilly: Jäger und Gejagter