"Kronzeuge" entlastet Ex-Telekom-Chef Sundt
Schieszler – der formell noch beschuldigt wird, aber die Kronzeugen-Stellung anstrebt – schilderte in der mehr als fünf Stunden dauernden Befragung am vierten Tag der Hauptverhandlung im Wiener Straflandesgericht die Kursmanipulation und die anschließende Honorierung des hilfreichen Brokers Johann Wanovits.
Die Entwicklung des Kurses als Basis für ein Bonusprogramm war im Februar 2004 das zentrale Thema im Vorstand, leider habe es sich nicht so entwickelt wie das im Management gewünscht war. Daraufhin sei der Prokurist Trimmel auf Schieszler zugekommen, und habe gesagt, er kenne einen Broker, der vielleicht helfen könne. Diese Info habe er an “seine” Vorstände Rudolf Fischer und Colombo weiter geleitet und sich daraufhin mit Trimmel und mit Invest-Broker Wanovits in Wien getroffen.
Wanovits hätte sich bei dem Treffen bereit erklärt, den Kurs über die Schwelle von 11,70 Euro zu heben, so Schieszler. Dafür hätte er 1,5 bis 2 Mio. Euro verlangt. Fischer und Colombo hätten darauf ihre Zustimmung zu dem Deal gegeben, berichtet Schieszler weiter. Mit Sundt habe er darüber nie gesprochen, der Name sei in der Angelegenheit auch nie gefallen. Sowohl Colombo als auch Fischer bestreiten die Vorwürfe.
Ohne Quittung und ohne Rechnung erhielt Wanovits 2004/05 bei drei Geldübergaben Hunderttausende Euro (laut Wanovits rund 600.000 Euro), mit denen sich die Telekom-Eingeweihten für die “Kurspflege” des Brokers erkenntlich zeigten.
Die Telekom musste das Geld in ihrer Buchhaltung irgendwie verbuchen, daher wurde für eine Osteuropa-Studie, die schon im Konzern bestand, der Lobbyist Peter Hochegger eingebunden. Ein Scheinauftrag an dessen Gesellschaft Valora erging über 1,5 Mio. Euro.
Nach drei Bargeldübergaben 2004/2005 passierte drei Jahre lang nichts, im Jahr 2008 sei Wanovits aber wieder gekommen und habe das restliche Geld gewollt. Er hätte Wanovits direkt zu Hochegger geschickt. Was diese dann vereinbart hätten, war ihm egal, so der Ex-Telekom-Controller.
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