Mladic bereits unterwegs
Die Festnahme wurde nach Angaben des Staatschefs Boris Tadic von dem Nachrichtendienst BIA und der Polizei vorgenommen. Der staatliche TV-Sender RTS berichtete, dass sich Mladic bereits nach Den Haag unterwegs sei. Von den Behörden wurde die Information aber nicht direkt kommentiert.
“Bravo, wir waren lange genug die Geiseln eines einzigen Mannes“, hieß es in einem der ersten Kommentare auf dem Internetportal “B-92”. Auf den Straßen Belgrads wurde die Festnahme Mladic’ von vielen Bürgern allerdings nicht gleichermaßen begrüßt. Für viele Serben ist Mladic weiterhin ein Kriegsheld. Früheren Meinungsumfragen zufolge würden sich Serben einer Auslieferung Mladic’ an das UNO-Tribunal mehrheitlich widersetzen.
Natasa Kandic, die Leiterin des nichtstaatlichen Fonds für humanitäres Recht, hofft, dass der Prozess vor dem UNO-Tribunal auch zur Auseinandersetzung der Bürger Serbiens mit der Vergangenheit führen wird und in Serbien die Entstehung einer “neuen Kultur, der Kultur der Achtung den Opfern gegenüber” bewirken wird.
Der frühere serbische Vizeministerpräsident Cedomir Jovanovic, der im Jahre 2001 große Verdienste für die Festnahme des einstigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic hatte, begrüßte die Festnahme als einzige Weise für die Befreiung und Veränderung Serbiens, damit es ein “echtes europäisches Land” werde.
“Boris Tadic hat das abgeschlossen, was in unmöglichen Verhältnissen die Regierung von Zoran Djindjic begonnen hat“, stellte Jovanovic fest. Djindjic war im März 2003 vor dem Regierungsgebäude erschossen worden. Hinter dem Mordanschlag wird die sogenannte Anti-Haag-Lobby, die einstigen Strukturen des Regimes von Milosevic, die sich der Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal widersetzen, vermutet.
Der frühere serbische Außenminister und Oppositionspolitiker Vuk Draskovic sagte, mit der Festnahme von Mladic sei “die Tür für die europäische und demokratische Zukunft unseres Staates und Volkes weit aufgestoßen worden”. “Die Festnahme von Ratko Mladic ist eine Befreiung für Serbien.” (APA)
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