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Kontrollausschuss zu Sportservice: Opposition "Fassungslos"

Zustände beim Sportservice sorgten für Fassungslosigkeit.
Zustände beim Sportservice sorgten für Fassungslosigkeit. ©VOL.AT/Hartinger
Die Vorarlberger Oppositionsparteien haben sich nach der Sitzung des Kontrollausschusses am Mittwoch entsetzt gezeigt über die Vorgänge in der landeseigenen Sportservice Vorarlberg GmbH. Unisono sprachen sich die Klubobleute für eine Neuordnung der Einrichtung aus.
Sportservice wird Chefsache
Stemer zurückgetreten

Die Sportservice Vorarlberg GmbH, die Unterstützungsleistungen für den heimischen Sport bieten soll, ist vor wenigen Wochen in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Dort soll es Schwarzgeldzahlungen und eine nicht ordnungsgemäße Verbuchung von Einnahmen in Zusammenhang mit Lauftests gegeben haben. Das Land hat eine Wirtschaftsprüfung eingeleitet, die Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelt.

SP-Ritsch: “Negativ-Aspekte im Minutentakt”

Laut SPÖ-Klubchef Michael Ritsch habe der Kontrollausschuss einmal mehr ans Tageslicht gebracht, wie das System der ÖVP funktioniert – und zwar dahingehend, dass sich „die ÖVP im Aufsichtsrat selber kontrolliert“. Er sei jetzt schon sehr lange in der Politik, aber so was habe er noch nie erlebt. „Alle fünf Minuten tauchte ein neuer negativer Aspekt rund um den Sportservice auf. Es war wie in einem schlechten Theaterstück“, so Ritsch. Für den SP-Chef ist mit dem heutigen Tag die ganze Bandbreite von Verfehlungen im Sportservice ans Tageslicht getreten. Das war auch der Grund, wieso der Kontrollausschuss am Mittwoch verlängert werden musste.

Weiter bemängelt der SPÖ-Vorsitzende Ritsch den sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern: „Die ÖVP hat anscheinend noch nicht begriffen, dass man mit öffentlichen Mitteln umzugehen hat. Sogar Mitglieder der ÖVP mussten betroffen den Kopf schütteln, als sie hörten, was sich beim Sportservice alles abgespielt hat.“ Zum Rücktritt von Landesrat Sigi Stemer hatte der SPÖ-Chef auch noch ein Wort zu verlieren. „Wäre Sigi Stemer nicht schon am vergangenen Freitag zurück getreten, hätte er noch während des Kontrollausschusses seinen Hut ziehen müssen“, so Ritsch.

FP-Egger: “Fassungslos”

Erschüttert zeigt sich auch FP-Vorarlberg-Boss Dieter Egger: „Das Bild einzelner handelnder Personen des Sportservice, das sich uns heute im Kontrollausschuss gezeigt hat, macht einen fassungslos. In dieser für den Sport so bedeutenden Einrichtung des Landes hat sich in manchen Bereichen ein bedenkliches Eigenleben entwickelt. Hier gilt es im Sinne des Sportes und einer Schadensminimierung rasch und konsequent die notwendigen Korrekturen auf Schiene zu bringen und durchzugreifen“.

Schon alleine die im Kontrollausschuss ans Tageslicht gebrachten neuen Fakten würden eine neue Prüfung rechtfertigen. “Nicht nur die ominöse ‚Handkassa’, aus der Mitarbeiter u.a. auch ‚Ausleihungen’ getätigt haben, sondern auch der als äußerst locker zu bezeichnende Umgang mit einem gültigen Verbot von Nebenbeschäftigungen haben im Ausschuss für Kopfschütteln gesorgt.” So seien selbst die Räumlichkeiten des Sportservice für andere Zwecke genutzt worden. Ein Mitarbeiter habe seinen Laufschuh-Verkauf von Bregenz ins Sportservice verlegt. Einem Verein sei ohne Mietvertrag kostenlos ein Büro zur Verfügung gestellt worden.

“Zudem wurde um 21.600,– Euro, Mittel die für den Breitensport reserviert waren, ein ‚Konzept’ einer möglichen Teilprivatisierung des Sportservice erarbeitet, das in Wirklichkeit ein Businessplan für eine Kessler-GmbH war. All diese Dinge zeigen, dass hier in weiten Teilen nicht mit der notwendigen Sorgfaltspflicht vorgegangen wurde“, so Egger. Dieser sieht nun Landeshauptmann Markus Wallner am Zug, beim Sportservice wieder für geordnete Verhältnisse zu sorgen.

Grüne: “System der Alleinherrschaft”

Laut den Vorarlberger Gründen geht die “Causa Sportservice GmbH weit über die Personen Stemer oder Kessler” hinaus. Auch würde diese weit über die Existenz einer Schwarzgeldkassa oder die Widersprüchlichkeiten in den Aussagen des ehemaligen Landesrates Siegi Stemer hinausreichen. “Rund um das Dreieck Stemer (Ex-Landesrat), Keßler (Mastermind im Sportservice und „Macher“) sowie Kraft (Aufsichtsratsmitglied bzw. Landesmitarbeiter und Verbinder zwischen Landhaus und Sportservice), allesamt zurückgetreten oder suspendiert, hat sich ein System etabliert, dass die Alleinherrschaft über das gesamte Sportwesen in Vorarlberg inklusiver aller Verbände, Funktionäre und Sportler zum Ziel hatte, anders kann man es nicht ausdrücken”, wie die Grünen in einer Aussendung betonen.

Grünen-Klubobmann Johannes Rauch berichtete gegenüber den Medien von einem dreitägigen Betriebsausflug des Sportservice nach Portugal, für den weit mehr als 4.000 Euro an öffentlichen Geldern aufgewendet worden sei.

Jegliches Maß für Rechtmäßigkeit, Verhältnismäßigkeit und auch der notwendigen Trennung von öffentlicher Einrichtung und privaten Interessen sei aus dem Auge verloren worden. Auch gemahnt man es als Aufgabe eines weiteren Kontrollausschusses ein, eine abschließende Bewertung der Vorgänge vorzunehmen. Die Landesgrünen fordern ebenso einen kompletten Neustart des Sportservice und eine Durchleuchtung der Strukturen in der Sportförderung ein.

VP-Frühstück: “Konsequenzen gezogen”

Die in den vergangenen Tagen rund um das Sportservice bekannt gewordenen Missstände haben zum Rücktritt von Geschäftsführer Martin Schäffl, Kessler als Leiter des Vorarlberger Olympiamodells und zuletzt auch des Vorarlberger Sportlandesrats Siegi Stemer geführt. “Landeshauptmann Markus Wallner hat rasch erste Konsequenzen gezogen”, sagte ÖVP-Klubchef Roland Frühstück.

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