Die “Causa Speichersee” schaukelt sich weiter hoch: Landeshauptmann Markus Wallner übte ja offene Kritik an seinem Regierungskollegen Johannes Rauch. Hintergrund: Die Silvretta Montafon GmbH plant ein 8,5 Hektar großes (12 Fußballfelder) Beschneiungsprojekt am Schwarzköpfle im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch mit Stausee (6,5 Hektar) und Pumpstation. Rauch übte zuvor deutliche Kritik am Projekt: “Dieses Vorhaben gefährdet sensible Naturräume wie die Alpinregion, Moore, Uferschutzbereich und Magerwiesen und widerspricht den Zielen nach dem Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung.” Wallner meinte, ihm habe die Art und Weise nicht gefallen, wie Rauch seine Kritik vorgebracht habe – dies sei er von einem Regierungsmitglied eigentlich nicht gewohnt. Diese Art von Zuruf sei nicht sehr förderlich. Wallner sagt, es gelte, das Behördenverfahren abzuwarten, deshalb müsse er diese Ermahnung in Richtung Rauch aussprechen.
Johannes Rauch antwortete dann am Mittwoch via Facebook-Post: “Wenn der Landeshauptmann ein Mitglied der Landesregierung – in diesem Fall: mich – öffentlich ‘ermahnt’ und scharf kritisiert, dann hat es, wie man in Vorarlberg sagt, weit heruntergeschneit.” Rauch weiter: “Abgesehen davon, dass die letzte ‘Ermahnung’, die mich beeindruckt hat vor rund fünfzig Jahren in der Schule stattgefunden hat, bleibe ich dabei: Als Umweltlandesrat ist es meine verdammte Pflicht, auch dann für Natur und Landschaft und gegen eine Totalverbauung unserer Alpentäler einzutreten, wenn absehbar ist, dass das nicht allen gefallen wird.”
Angesichts von Klimaerwärmung und der Tatsache, dass wir an Grenzen gelangten, sei es “nicht nur angebracht”, sondern unbedingt notwendig, zumindest darüber zu diskutieren, ob es Grenzen des Wachstums geben dürfe – oder ob den wirtschaftlichen Interessen tatsächlich alle anderen untergeordnet werden dürften.
Rauch: “Warum in dieser Größenordnung”
Rauch: “Ein Stausee mit über 300.000 m3 Fassungsvermögen, ein Stauwerk mit 26 Metern Höhe, das Ausbaggern einer hochalpinen Moorlandschaft, die Errichtung eines Gebäudes mit 50 m Länge und neun Metern Höhe mitten im Niemandsland – nur, damit innerhalb von 70 Stunden das gesamte Schigebiet beschneit werden kann? Warum in dieser Größenordnung? Warum genau dort? Warum Anlage von Schneedepots schon ab 1. Oktober? Warum Wasser, das es oben zu wenig gibt, mit höchstem Energieaufwand hinaufpumpen, dann durch Kühltürme jagen, um es dann wieder bergab zu schicken?”
“Alle Fakten müssen auf den Tisch”
Zwischen Wirtschaft und Umwelt gehöre kein “aber”. Das gelte insbesondere für Regionen, die von beidem lebten. Rauch warnt hierbei auch vor langfristigen Folgen, wenn der Wirtschaft hier immer ein Primat eingeräumt werde. Dies bringe vielleicht kurzfristig Profit – langfristig würden die Verluste und Kosten aber gigantisch sein. “Die oft belächelten, vermeintlich altmodischen Tugenden wie Augenmaß und Hausverstand könnten unter Umständen bei der Beurteilung dieses Projektes hilfreich sein. Um diese Beurteilung vornehmen zu können, müssen alle Fakten auf den Tisch. Genau das war und ist meine Absicht”, so Rauch.
Video: Wallner übt Kritik an Rauch
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.