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Katastrophale Zustände in Vorarlberger Schweinehaltung

Bregenz – VOL.at berichtete bereits vor elf Monaten von den katastrophalen Zuständen in Vorarlbergs Schweineställen. Die Tierschutzorganisation VGT hat nun die Beweisbilder zugespielt bekommen.
LR Schwärzler lässt prüfen
SPÖ verlangt besseren Tierschutz
Grüne zum Schweine-Skandal
Erschreckende Beweisaufnahmen
Schweinezuchtverband zum Skandal
Interview mit Landesveterinär Schmid
Tierschützer machten Fotos
VOL.at: (K)ein Leben als Schwein
Ulrike Nuck vom Projekt Tierleben

Landesrat Erich Schwärzler will alle Betriebe prüfen lassen und stellt fest: “Viele Betriebe in unserem Land bekennen sich zur artgerechten Tierhaltung und haben es nicht verdient, pauschal verdächtigt zu werden, sich nicht an die tierschutzrechtlichen Bestimmungen zu halten”.

VOL.at konfrontierte Landesveterinär Erik Schmid und den Obmann des Schweinezuchtverbandes mit den erschreckenden Bildern.

Verende Tiere, Verletzungen, Platzmangel und Exkremente – diesen Anblick bot sich Tierschützern in Schweineställen in Vorarlberg. Im August 2011 schauten anonyme Tierschützer hinter die Kulissen von 22 Schweinebetrieben in Vorarlberg. Dabei entstanden Aufnahmen, die einem das Blut in den Adern stocken lässt. „Die Zustände von allen 22 besuchten Schweinebetrieben sind katastrophal“, schildert VGT Mitglied David Richter, der die Ergebnisse im Zuge einer Pressekonferenz präsentierte. Von wem genau das Bild- und Videomaterial stammt, konnten die Tierschützer nicht bekannt geben. „Wir sehen nur, dass es um sehr viele leidende Tiere geht – und diesen Zustand sollten wir in den Vordergrund stellen“, meint Richter, bezüglich potenzieller Ankläger, die Mitglieder des Vereins oder Tierschützer bezichtigten sich ‚illegal‘ Zugang zu den Höfen verschafft zu haben.

„Ich bin wirklich froh, dass wir über die Zustände informiert wurden und haben bereits einen Hof ‚geräumt‘“, so Landesveterinär Erik Schmid, gegenüber VOL.at. Die Tiere dieses besagten Hofs waren in einem ‚entsetzlichen Zustand‘. „Wir mussten daher die Schweine umgehen töten“, bedauert Schmid. In Vorarlberger würden jährlich 10 Prozent der Schweinebetriebe geprüft. „Das Problem kann nicht über die Bauern gelöst werden, sondern muss politisch und Seitens des Endverbrauchers in Angriff genommen werden“, erklärt er weiter. Dass die Haltung der Tiere nur ein Bruchteil des Problematik ist, wurde nicht erläutert. Wie in einem Vorbericht von VOL.at bestätigt, werden jährlich 500.000 Schweine lebend abgekocht, da manche durch den elektrischen Schlag nicht sterben, sondern nur bewusstlos werden. „Der Konsument wird genauso belogen, wie es wir werden – es gibt kein ‚Ländleschwein‘“, sagt der Landesveterinär.

Ebenfalls in der Pressekonferenz anwesend war Andreas Hagspiel, Obmann des Vorarlberger Schweinzuchtverbands. „Die Leute die bei den Bauern eingestiegen sind, sind Kriminelle“, empört sich Hagspiel. Er habe kein Verständnis für solche Menschen und habe selbst nichts zu verstecken. „Ich möchte erst genau wissen, wer diese Aufnahmen wo und wann gemacht hat. Ansonsten kann dies nicht ernst genommen werden“, dementiert Hagspiel.

Kein ‚Ländle-Schwein‘

Was für den Vorarlberger nicht klar abzugrenzen ist, ist die Tatsache, dass es zwar einige regionale Ländleprodukte gibt, die beispielsweise das Siegel ‚i luag druf‘ tragen, aber auch solche, die nur die Herkunft aus Vorarlberg als Betitelung tragen. „Wir vermarkten das ‚Ländle Alpschwein‘ und das ‚Ländle Metzg Schwein‘ – aber es gibt keine Marke für das ‚Ländleschwein‘“ erklärt Matthias Marxgut, Geschäftsleiter im Bereich Finanzen und nationale Produktion Ländle Marketing. Die Haltung der Tiere, die für die Marken stünden, würden laut Marxgut streng kontrolliert. „Das ‚Ländle Metzg Schwein‘ war eine Art Versuch, der zuletzt vor Weihnachten 2010 beendet wurde, um zu sehen in wie fern sich die erhöhte Qualität in der Haltung auch verkaufen lässt“, meint Marxgut gegenüber VOL.at. Dabei hätte man 7 kleine Schweinebetriebe hinzugezogen.

Fehlende Lobby

Wenn es dem Schwein an einem ‚Ländle‘ mangelt, damit es ‚erweiterte‘, gute Haltebedingungen vorfindet, könnte eine entsprechende Vermarktung des ‚Ländleschweins‘ tatsächlich eine Art Lobby für das Schwein bedeuten. Somit könnte auch der Endverbraucher feststellen, woher das Schweinefleisch stammt und dass das Tier richtig und auch im Sinne des Tiers ‚lebenswert‘ gehalten wurde. „Der Endverbraucher spielt hier eine entscheidende Rolle, wie am Beispiel der Hühnerhaltung sehr gut erkennbar ist“, so auch Landesveterinär Schmid. Kaum ein Vorarlberger würde mehr zu einem Ei oder Huhn aus Käfighaltung greifen. Zurzeit lassen jedoch sowohl der Endverbraucher und als auch die gesetzliche Basis immer noch zu viel Spielraum für Tierquälerei im großen Stil, auch in Vorarlberg.

Interview mit Landesveterinär Erik Schmid

„Das sind Kriminelle“: Andreas Hagspiel, Obmann Schweinezuchtverband Vlbg.

Erschreckende Videoaufnahmen der Schweinestallungen in Vorarlberg

(VOL.at)

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