Seit 1996 ist er mit den Landes-Grünen in Opposition. Und es ist halt so: Opposition trägt im Wortkern das Entgegensetzen, das Dagegensein in sich.
Doch das Oppositions-Paradigma wechselt heute. Ab heute ist Johannes Rauch nicht mehr Oppositioneller, der die Verantwortlichen in der Regierung anprangern kann, mit Landtags-Anfragen seinen Unmut ausdrücken kann. Rauch wird Landesrat, verantwortlich für das Wohlergehen des Landes Vorarlberg und seiner Bürgerinnen und Bürger aller Coleurs.
Grünes Zerwürfnis
Im parteiinternen Dissens mit der Feldkircher Stadtpartei manifestiert sich das Grüne Zerwürfnis. Die müssen weiter komplett gegen die Tunnelspinne sein. Faktum ist: in einer 17-Prozent-Partei können nicht mehr alle exakt die selbe Meinung haben, mehrere Denkweisen müssen erlaubt sein. Sonst wären nicht 29.193 Vorarlberger, die ihr Kreuzchen bei den Grünen machten, auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen. Johannes Rauch weiß das und versucht nun mit dem nicht leicht zu kommunizierenden Tunnelspinnen-Kompromiss einen Start auf der Regierungsbank.
Fortschritt im Fokus
Die neue Co-Regierungspartei hat nun die einmalige Chance, auch ihren härtesten Kritikern (zum Beispiel in der Industriellenvereinigung) zu beweisen, dass die Grünen nicht nur mit Isolations-Vorschriften für Werkshallen piesacken, sondern auch moderne Güterbahnhöfe bauen können. Dass diese Grünen Vorarlbergs Fortschritt nicht verhindern, sondern aktiv nach vorne treiben können. Dass Grün sein in Vorarlberg nicht weiter Wollpulli, S18-Demo und Birkenstock – sondern moderner Holzbau, Tesla und LED-Technologie heißt.
Nicht nur für Johannes Rauch ist die neue Rolle ungewohnt. Auch für Landeshauptmann Markus Wallner ist die Kooperation ein Prüfstein. Kann er so die wirtschaftsfreundliche Erfolgsstory seiner Vorgänger fortsetzen, die aus dem ursprünglich bettelarmen Vorarlberg allen Unkenrufen zum Trotz ein Wohlstandsland machte? Die Wirtschaftskammer, angeführt von Manfred Rein, sieht Schwarz-Grün überhaupt nicht als Weltuntergang. Der Wirtschaftsbund steht klar hinter Markus Wallner und das war in den letzten Jahren nicht immer so.
Die Vorstellung des Regierungsprogramms wird maßgeblich dazu beitragen, wie sich die neuen Grünen auf der Regierungsbank machen. Sie werden jedenfalls daran zu messen sein, ob sie Vorarlberg weiter bringen. Um nichts anderes geht es.
Blog „Farbenblind”
Gerold Riedmann (Twitter: @geroldriedmann) ist Vorarlberger Journalist und kommentiert als Geschäftsführer von Russmedia Digital für VOL.AT kleine und größere Episoden aus dem Vorarlberger Landtagswahlkampf. Riedmann war bis 2011 stv. Chefredakteur der VN und arbeitete zuvor in München, unter anderem für den Bayerischen Rundfunk und elektronische Medien der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
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