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Joachim Gauck wird neuer Bundespräsident Deutschlands

Joachim Gauck wird neuer Bundespräsident Deutschlands.
Joachim Gauck wird neuer Bundespräsident Deutschlands. ©EPA
Die deutsche Bundeskanzlerin hat den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck als gemeinsamen Kandidaten der Unionsparteien, der FDP, SPD und der Grünen als Bundespräsident nominiert.

Bei “aller Verschiedenheit” mit Gauck sei er der beste Kandidat für das Amt, sagte die deutsche Kanzlerin bei einer Pressekonferenz mit Gauck und den Chefs der anderen nominierenden Parteien in Berlin.

SPD-Chef Gabriel: “Ende gut, alles gut”

Der Oppositionsführer und SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigte Gauck als Kandidaten, der sich nicht “in billiger Parteienschelte” ergehe und den Bürgern den Glauben an die durch den Amtsvorgänger Christian Wulff beschädigte Institution zurückgeben werde. “Ende gut, alles gut.” Die Kandidatur von Gauck sei ein gutes und wichtiges Signal an die Bevölkerung. Er bedankte sich bei den Spitzen der schwarz-gelben Koalition für die Zustimmung zu Gauck. Es sei bedauerlich, dass Gauck nicht schon 2010 als Kandidat der SPD und Grünen gegen den am Freitag zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gewählt worden sei. “Deswegen ist es gut, dass er jetzt ein gemeinsamer Kandidat ist.”Auch FDF-Chef Philipp Rösler betonte, Gauck werde dem Amt seine Autorität zurückgeben. “Ich glaube, er wird eine guter Präsident.” Die grüne Ko-Vorsitzende Claudia Roth lobte Gauck; er werde dem Amt wieder Respekt einbringen, und “moralische Autorität” verleihen. 

Gauck: “Noch nicht einmal gewaschen”

Als der Anruf kommt, ist das Staatsoberhaupt in spe gerade erst aus Wien in Berlin gelandet. “Ich komme aus dem Flieger und war im Taxi, als die Frau Bundeskanzlerin mich erreicht hat”, erzählt Joachim Gauck am Sonntagabend. Da sitzt er schon als Kandidat einer ganz großen Präsidentenmacher-Koalition auf dem Podium in der Regierungszentrale. Der Vorlauf der Präsentation war ziemlich knapp.
Für 20.00 Uhr hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Spitzen von Union, FDP, SPD und Grünen ins Kanzleramt geladen. Dann heißt es, der Beginn verschiebe sich auf 20.30 Uhr. Als erster aus der Oppositions-Riege rauscht SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier schon um 20.05 Uhr in seiner Limousine durch das Tor. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir kommt im Taxi, als letzter um kurz nach halb neun SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Merkel eröffnet die Runde. Dann geht sie nach Teilnehmerangaben hinaus, um zu telefonieren – mit Gauck im Taxi. Der lässt sich prompt ins Kanzleramt chauffieren, stößt zu den Partei- und Fraktionschefs, für die Fleischlaberl und Erdäpfelsalat aufgetischt sind. Der 72-Jährige – nach eigenem Bekunden “noch nicht mal gewaschen” – kommt herein. Er wirkte zu Tränen ergriffen, schildert später einer der Anwesenden. Und lasse erkennen, er könne erst einmal auch nicht essen.

Dann geht es auch schon herüber in den grell erleuchteten Saal, in dem Merkel und die Parteichefs den Kandidaten für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gegen 21.15 Uhr präsentieren. Zuerst markieren gefaltete Papierschilder jeden Platz, die über die Tischkante gelegt worden sind. “PV Gabriel” wie “Parteivorsitzender Gabriel” steht darauf, “PVe Roth” für die Grünen-Parteivorsitzende oder “MP Seehofer” für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden, der als amtierender Bundesratspräsident ja auch kommissarisches Staatsoberhaupt ist. Neben der Kanzlerin ist noch ein Platz, für den es kein Papierschild gab: Es ist der von Gauck.

 

(APA)

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