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Jihadisten erobern Stadtteile von Kobane

Die Terrormiliz IS hat Kobane erreicht
Die Terrormiliz IS hat Kobane erreicht
Nach heftigen Kämpfen hat die jihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) mehrere Teile im Osten der syrisch-kurdischen Grenzstadt Kobane erobert.
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Demonstrationen für Kobane
Terrormiliz IS in Kobane

IS-Kämpfer hätten eine Industriezone und die Viertel Maktala al-Jadida und Kani Arabane in ihre Gewalt gebracht, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Kämpfe weiteten sich auch auf den Süden und Westen der Stadt aus.

Zivilisten geflohen

Trotz heftiger Gegenwehr der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und Luftangriffen der internationalen Militärallianz rücken die Jihadisten seit Tagen unaufhaltsam auf Kobane vor. Der kurdische Journalist Mustafa Bali sagte, angesichts der Straßenkämpfe hätten die kurdischen Milizen die verbleibenden Zivilisten aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Allein am Montagabend seien rund 2.000 Zivilisten aus Kobane geflohen.

Jihadisten hissen Fahne

Kurdische Volksschutzeinheiten würden sich den Extremisten in östlichen Gebieten der Stadt entgegenstellen und Zivilisten und lokale Amtsträger zur nahe gelegenen türkischen Grenze in Sicherheit bringen. Erstmals hissten die Jihadisten nach kurdischen Angaben ihre schwarze Fahne an einem mehrstöckigen verlassenen Wohngebäude am östlichen Rand der Ortschaft nahe der Grenze zur Türkei.

Neue Luftangriffe

Die Kämpfe weiteten sich am Dienstag auf Viertel im Süden und Westen der Stadt aus. Zudem habe es neue Luftangriffe der US-geführten Koalition auf IS-Stellungen im Osten der Stadt gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mit.

“Barbarischer Feldzug”

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat unterdessen zum Schutz der Zivilbevölkerung von Kobane aufgerufen. Wie ein Sprecher Bans am Montag in New York mitteilte, appellierte der Generalsekretär dringend an alle, die die Mittel dazu hätten, sofort zum Schutz der Bevölkerung Kobanes zu handeln. Diese Forderung erhob Ban vor dem Hintergrund der “groben und grausamen Verletzungen der Menschenrechte”, die die Terroristengruppe während ihres “barbarischen Feldzugs” in der Region begangen habe.

186.000 Menschen fliehen

Die türkische Regierung sagte den Kurden in Kobane zwar Unterstützung zu. Einen schnellen Einsatz von Bodentruppen gegen die Terrormiliz IS in der umkämpften syrischen Stadt stellte Ankara vorerst aber nicht in Aussicht, wie Ministerpräsident Ahmet Davutoglu gegenüber dem US-Sender CNN erläuterte. Die auf Arabisch Ayn al-Arab genannte Stadt liegt direkt an der syrisch-türkischen Grenze. Bereits mehr als 186.000 Menschen flohen vor den Gefechten in die Türkei.

Die im syrischen Bürgerkrieg stark gewordene IS-Terrormiliz beherrscht inzwischen weite Landstriche in Syrien und im Irak. Die Extremisten stehen an mehreren Orten in Syrien auch an der Grenze der Türkei. Trotz internationaler Luftangriffe gelang es ihnen in den vergangenen Wochen, in neue Gebiete vorzurücken.

Demonstrationen

Auf einer Einkaufsstraße in Istanbul gab es in der Nacht auf Dienstag eine Demonstration zum Schutz von Kobane. Mehrere hundert Demonstranten warfen mit Steinen auf die Polizei. Die Auseinandersetzungen dauerten bis weit nach Mitternacht. Angaben zu Verletzten oder Festnahmen gab es bisher keine.

Auch in anderen Teilen der Welt wurde am Montagabend bzw. -nacht demonstriert. Hunderte Kurden gingen beispielsweise in Brüssel und Berlin auf die Straßen. In Bregenz wurde während einer Demo sogar die Glastür und zwei Fenster des türkischen Generalkonsulats mit Steinwürfen beschädigt.

Ins Parlament eingedrungen

Im niederländischen Den Haag ist am Montagabend eine Gruppe kurdischer Demonstranten in das Parlament eingedrungen. Nach einem Gespräch mit der Vorsitzenden der Zweiten Kammer des Parlaments verließen die Demonstranten am frühen Morgen das Gebäude wieder.

In Bonn stürmten kurdische Demonstranten das Gebäude des deutschen Auslandssenders “Deutsche Welle”. Die rund 60 Aktivisten übergaben den Verantwortlichen eine Resolution. Darin forderten sie Solidarität mit den Kurden in der umkämpften syrisch-türkischen Grenzstadt Kobane. Die Polizei sprach von 100 Demonstranten am Gebäude, von denen 40 friedlich rund zwei Stunden mit Transparenten im Foyer des Senders saßen.

“Die Welt schweigt”

Der syrische Kurdenpolitiker Salih Muslim hat der Internationalen Gemeinschaft Versagen beim Schutz der von der Terrormiliz IS bedrohten Stadt Kobane vorgeworfen.  Niemand unterstütze die kurdischen Volksschutzeinheiten, die Kobane gegen IS verteidigten. “Wir wollen Waffen, aber sie würden sie uns nicht einmal verkaufen.” Der Politiker rief alle Kurden dazu auf, sich umgehend dem Kampf anzuschließen. “Wer immer handeln wird, sollte das jetzt tun.”

“Die Welt schweigt” angesichts des drohenden Massakers, kritisierte der Ko-Präsident der syrischen Kurden-Partei PYD. Die Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten auf IS-Extremisten in der Umgebung von Kobane reichten nicht aus. “Wenn es den USA ernst wäre, könnten sie sie innerhalb kurzer Zeit zurückschlagen.” (APA/red)

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