Hitzlsperger hat den Zeitpunkt seines Coming-outs jedoch bewusst kurz vor die Olympischen Winterspiele in Sotschi (7. bis 23. Februar) gelegt. Nach dem Ende seiner Laufbahn als Fußballprofi habe er jetzt Zeit “für dieses Engagement. Überdies habe ich das Gefühl, dass jetzt ein guter Moment dafür ist. Die Olympischen Spiele von Sotschi stehen bevor, und ich denke, es braucht kritische Stimmen gegen die Kampagnen mehrerer Regierungen gegen Homosexuelle”, sagte der 31-Jährige im Interview mit der deutschen Wochenzeitung “Die Zeit” und meinte damit auch die russische Regierung, die ein Gesetz zum Verbot von Homosexuellen-Propaganda beschlossen hat.
Für Hitzlsperger war es ein langer Weg zu seinem Outing. Noch im September 2012 sagte er als noch nicht geouteter Fußballer “Zeit online” zu den möglichen Folgen, Homosexualität im Profifußball zu offenbaren: “Jedenfalls wäre der sportliche Worst Case möglich: das Karriereende.” Ein Jahr nach diesem Interview beendete der 52-fache deutsche Nationalspieler seine Karriere und ließ dann noch ein paar Monate verstreichen, ehe er nun seine sexuelle Ausrichtung öffentlich machte.
Der 31-Jährige erklärte der “Zeit”, es sei “ein langwieriger und schwieriger Prozess” hin zu der Erkenntnis gewesen, dass er schwul sei. “Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte.” Dass er diese an sich vollkommen private Einschätzung nun preisgab, begründete Hitzlsperger damit, “weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte”. Das Thema werde im Fußball bisher “schlicht ignoriert”.
Homosexualität im Fußball wurde bisher aber nicht nur übersehen, sie wird nach wie vor auch offen abgelehnt. Homophobe Beschimpfungen sind in den Stadien noch immer verbreitet. Als abschreckendes Beispiel für ein Outing gilt der Fall des britischen Fußballers Justin Fashanu, bei dem als erstem Profi 1981 seine Homosexualität bekannt geworden und der dafür massiv beleidigt worden war. Fashanu nahm sich 1998 das Leben.
Dass er sich nun trotz aller Vorurteile ein Outing traute, brachte Hitzlsperger viel Zustimmung ein. Ex-Außenminister Guido Westerwelle, der sich als einer der ersten deutschen Spitzenpolitiker geoutet hatte, sagte, “dieser Mut verdient größten Respekt”. DFB-Teamspieler Lukas Podolski twitterte: “Mutig – und richtig”. Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw forderte Respekt für Hitzlsperger.
Der britische Premierminister Cameron, Fan von Hitzlspergers einstigem Club Aston Villa, schrieb am Mittwoch bei Twitter: “Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat – aber heute bewundere ich ihn noch mehr.”
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