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Hells Angels wollten auf Mallorca eine Formel 1-Rennstrecke bauen

Madrid/Palma de Mallorca - Ein Luxusleben auf Mallorca: Die festgenommenen Hells Angels sollen auf der Insel mit Millionensummen jongliert haben. Das Schwarzgeld stammte laut Polizei aus der Ausbeutung von Prostituierten und der Schutzgelderpressung.
Hells Angels: Razzia auf Mallorca
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Hells Angels: Razzia auf Mallorca II.

Die bei einer groß angelegten Razzia auf Mallorca festgenommenen Hells Angels wollten nach Informationen der spanischen Polizei mit Schwarzgeld eine Rennbahn bauen. Wie das Innenministerium in Madrid am Mittwoch mitteilte, verfügten die Mitglieder des zerschlagenen Rockerclubs auf der Ferieninsel über Millionensummen. Das Geld aus Deutschland und der Türkei sollten auf Mallorca beim Bau eines Formel-1-Rundkurses gewaschen werden.

Bestätigt: “Höllenengel”-Boss Hanebuth festgenommen

Polizeikreise in Palma de Mallorca bestätigten, dass unter den Festgenommenen auch der Ex-Chef der Hells Angels in Hannover, Frank Hanebuth, sei. Hanebuth war als mutmaßlicher Drahtzieher eines möglichen Auftragsmordes ins Visier der Kieler Justiz geraten. Diese Ermittlungen wurden mangels eines Tatnachweises eingestellt.

25 “Engel” festgenommen

Die Fahnder hatten bei der Aktion am Dienstag auf Mallorca 25 Hells Angels aus mehreren Ländern dingfest gemacht, die meisten davon aus Deutschland. Parallel dazu wurden aber auch Hausdurchsuchungen in Linz durchgeführt. Ein großer Teil der Verdächtigen weise Vorstrafen auf und habe auf Mallorca ein Luxusleben geführt, teilte die Polizei mit. Der mutmaßliche Chef der Hells Angels in Deutschland und Europa habe auf einem Anwesen gelebt, dessen Wert auf 2,5 Millionen Euro geschätzt werde. 

Schwere Vorwürfe gegen die Hells Angels

Die spanischen Sicherheitskräfte stuften die Hells Angels als eine kriminelle Organisation ein, die sich mittels verschiedener illegaler Aktivitäten finanziert habe. Den Festgenommenen wurden unter anderem Erpressung, Nötigung, Geldwäsche, Zuhälterei und Betrug zur Last gelegt. Bei der “Operation Casablanca” waren nach Medienberichten etwa 200 Beamte im Einsatz. Sie durchsuchten mehr als 30 Wohnungen und Lokale und stellten Feuer- und Stichwaffen, zehn Autos, vier Motorräder, mehrere Boote sowie Juwelen und Drogen sicher.

Sexuelle Ausbeutung von Frauen

Eine wichtige Einnahmequelle der Bande sei die sexuelle Ausbeutung von Frauen in Deutschland gewesen, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Die Opfer seien in Deutschland zur Prostitution gezwungen worden. Einige von ihnen hätten Teile ihrer Einnahmen persönlich nach Spanien bringen und Mitgliedern des Rockerclubs aushändigen müssen. Weitere Einnahmen hätten die Hells Angels mit der Erpressung von Schutzgeld erzielt. Die Opfer seien überwiegend auf Mallorca lebende Ausländer gewesen.

Straßenschlacht am “Ballermann”

Der Untersuchungsrichter Eloy Velasco vom Nationalen Gerichtshof in Madrid reiste nach Informationen der Nachrichtenagentur EFE nach Mallorca, um die Festgenommenen zu vernehmen. Die Polizei hatte die Ermittlungen vor zwei Jahren aufgenommen. Die Hells Angels sind in Spanien weniger präsent als in anderen Ländern. Der Club auf Mallorca war nach Polizeiangaben der größte des Landes. Im Sommer 2010 hatten sich rivalisierende Rockerbanden in der Gegend der Strandbar “Ballermann” eine Straßenschlacht geliefert.

Zuflucht auf Mallorca?

Die meisten Hells Angels auf Mallorca hatten sich erst in den vergangenen Jahren auf der Insel niedergelassen. Das erste Clubhaus war vor etwa drei Jahren gegründet worden. In jüngster Zeit waren die Rocker mit ihren großen Motorrädern an der Touristenmeile der Playa de Palma deutlich stärker präsent. Spanische Medien führten dies darauf zurück, dass die sich Rocker in Deutschland von der Polizei und der Justiz so sehr unter Druck gesetzt sahen, dass sie auf Mallorca Zuflucht suchten.

Gerüchte um die Hells Angels

Dies brachte auf der Balearen-Insel das Gerücht auf, die Hells Angels wollten auch am “Ballermann” mitmischen und dort in die Geschäfte einsteigen. Wie Bild.de berichtet angeblich sogar beim berühmten “Bierkönig”. Experten räumten ihnen dabei aber geringe Chancen ein. “Mallorca ist nicht Deutschland, und die Mallorquiner werden sich nichts von denen diktieren lassen”, sagte der Entertainment-Manager Andy Bucher der “Mallorca Zeitung”. (Quelle: dpa, VOL.AT)

 

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