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Frankenhoch: Schweizer Nationalbank zieht die Notbremse

Einen derart starken Eingriff in den Währungshandel hat es seit über drei Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Damals mussten sich die Schweizer gegen die D-Mark zur Wehr setzen. Auch die EU will jetzt durchgreifen: Die gefährlichen Kursschwankungen durch superschnelle Computergeschäfte sollen unterbunden werden.

Deutliche Verluste bei den Finanzwerten haben den EuroStoxx 50 am Dienstag auf den tiefsten Schlussstand seit Ende März 2009 gedrückt. Die anhaltende Schuldenkrise könnte die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone ausbremsen, fürchten Börsianer. Der Leitindex fiel um 1,29 Prozent auf 2.080,10 Punkte und ging damit zum dritten Mal in Folge mit Abschlägen aus dem Handel. Damit ist er nur noch gut 300 Punkte von seinem Mitte März 2009 erreichten Tief entfernt, auf das er im Zuge der Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers vor fast drei Jahren abgesackt war.

Zuletzt hatten sich immer mehr Investoren auch angesichts der Gefahren durch die Euro-Schuldenkrise in den Schweizer Franken geflüchtet. Neben Gold gilt vor allem die Schweizer Währung als “sicherer Hafen” für viele verunsicherte Anleger. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) legte sich am Dienstag fest: Für einen Euro soll es künftig nicht weniger als 1,20 Franken geben. Bisher schwankten die Währungskurse, wie es beim Euro zum Dollar der Fall ist, je nach Angebot und Nachfrage.

Für die Exportwirtschaft des Alpenlandes ist die starke Währung eine enorme Belastung. Der vergleichsweise günstige Euro verleitete viele Schweizer andererseits, über die Grenze zu fahren und kräftig einzukaufen. Ein Schweizer Franken soll nun künftig höchstens 0,833 Euro wert sein. Ende 2007 war ein Franken noch für etwa 0,60 Euro zu haben – in diesem Jahr lag er schon bei 0,97 Euro, eine Aufwertung von mehr als 60 Prozent.

Die Ankündigung der SNB überraschte die Finanzmärkte, die mit heftigen Kursbewegungen reagierten. Die Aktienmärkte in Europa zeigten sich zunächst beeindruckt von dem drastischen Währungsschritt der Schweiz und reagierten positiv. Im weiteren Verlauf überwogen aber die Sorgen über die Euro-Schuldenkrise auch angesichts des mit Spannung erwarteten Urteils des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm. Konjunkturängste sorgten für eine anhaltende Mollstimmung sowohl in Europa als auch in den USA.

Am deutschen Aktienmarkt schloss der Dax nach dem dramatischen Kurssturz des Vortages den vierten Handelstag in Folge mit Verlusten. Mit einem Minus von 1,0 Prozent auf 5193,97 Punkte und damit auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2009 ging er aus dem Handel. Der ATX in Wien fiel um 0,94 Prozent auf 2.094,27. Der ATX notiert damit nur mehr wenige Punkte über seinem im Sommer markierten Zweijahrestief.

In den USA verpufften leicht positivere Konjunkturdaten schnell, obwohl sich die Stimmung der Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor im August überraschend aufgehellt hat. Der entsprechende Indikator deutete Händlern zufolge aber nur auf eine moderate Erholung der US-Wirtschaft hin. Dies reichte jedoch nicht aus, um die weiter am Markt vorherrschenden Ängste vor einem Rückfall der USA in eine Rezession zu zerstreuen. Wie bereits in Europa standen Bankentitel einmal mehr weit oben in den Verkaufslisten der Anleger.

Die “Krisenwährung” Gold erreichte kurz ein neues Rekordhoch von 1920,25 Dollar für eine Feinunze (31,1 Gramm). Allein seit dem vergangenen Freitag hat der Goldpreis um 90 Dollar oder fast fünf Prozent zugelegt. Nach der Ankündigung der Schweizer Zentralbank fiel der Goldpreis jedoch auf 1896 Dollar. Doch Experten erwarten bald eine Fortsetzung der Rekordjagd, da der Franken künstlich geschwächt werde.

Der Schweizer Währungsschritt hatte auch Auswirkungen auf den Ölmarkt. Die Ölpreise reagierten mit Aufschlägen, da die amerikanische Währung zum Euro zeitweise an Wert verlor. Die Kursschwäche des Dollar habe die in US-Dollar ausgewiesenen Rohstoffpreise für Anleger im Vormittagshandel attraktiver gemacht und sie hätten verstärkt zugekauft, sagten Händler. Am späten Nachmittag verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent mit Auslieferung im Oktober um 1,50 auf 111,58 Dollar. Damit legte der Preis erstmals seit vier Handelstagen wieder zu. Die Maßnahmen der SNB hätten “die Finanzmärkte durcheinandergewirbelt”, hieß es in einer Einschätzung der Commerzbank.

Das Online Newsportal 20min.ch erklärt anhand einiger Fragen wie sich das Mindestkursziel für den Franken auswirken wird.

Was bedeutet ein Mindestkurs?

Der Mindestkurs ist nur eine Untergrenze für den Euro-Wechselkurs. Die Währung wird weiter schwanken, aber die SNB wird mit allen Mitteln veruschen den Wechselkurs nicht unter 1.20 im Verhältnis zum Euro fallen zu lassen.

Wie kann die SNB den Mindestkurs verteidigen?

Wenn der Kurs unter 1.20 zu fallen droht, kann die SNB für Franken Euro zukaufen.

Was kostet die Verteidigung des Mindestkurses?

Die SNB kann dafür soviel Franken drucken wie sie will, Verluste entstehen dabei nur falls die Verteidigung des Mindestkurses nicht gelingt.

Warum hat die SNB so lange mit diesem Schritt gewartet?

Es gibt dabei zwei große Risiken. Mit einem Tagesumsatz von vier Billionen Dollar hat der Devisenmarkt eine kaum zu steuernde Größe. Und es kann durch Große Devisenkäufe der SNB ein hohes Inflationspotential für die Schweiz entstehen.

Können Wirtschaft und Tourismus in der Schweiz mit dem Wechselkurs von 1.20 leben?

1.20 ist laut SNB noch hoch bewertet. Die Wirtschaft würde einen Kurs von 1.35 bevorzugen, die SNB sagt aber eine Anpassung nach oben wäre in Zukunft möglich.

Muss die Schweiz dennoch mit tausenden Entlassungen rechnen?

Wichtig sei die Planungssicherheit durch das Mindestkursziel für die Firmen in der Schweiz. Entscheidend wird aber die weitere weltweite Entwicklung der Wirtschaft sein.

Das Online Newsportal 20min.ch erklärt anhand einiger Fragen wie sich das Mindestkursziel für den Franken auswirken wird.

Was bedeutet ein Mindestkurs?

Der Mindestkurs ist nur eine Untergrenze für den Euro-Wechselkurs. Die Währung wird weiter schwanken, aber die SNB wird mit allen Mitteln veruschen den Wechselkurs nicht unter 1.20 im Verhältnis zum Euro fallen zu lassen.

Wie kann die SNB den Mindestkurs verteidigen?

Wenn der Kurs unter 1.20 zu fallen droht, kann die SNB für Franken Euro zukaufen.

Was kostet die Verteidigung des Mindestkurses?

Die SNB kann dafür soviel Franken drucken wie sie will, Verluste entstehen dabei nur falls die Verteidigung des Mindestkurses nicht gelingt.

Warum hat die SNB so lange mit diesem Schritt gewartet?

Es gibt dabei zwei große Risiken. Mit einem Tagesumsatz von vier Billionen Dollar hat der Devisenmarkt eine kaum zu steuernde Größe. Und es kann durch Große Devisenkäufe der SNB ein hohes Inflationspotential für die Schweiz entstehen.

Können Wirtschaft und Tourismus in der Schweiz mit dem Wechselkurs von 1.20 leben?

1.20 ist laut SNB noch hoch bewertet. Die Wirtschaft würde einen Kurs von 1.35 bevorzugen, die SNB sagt aber eine Anpassung nach oben wäre in Zukunft möglich.

Muss die Schweiz dennoch mit tausenden Entlassungen rechnen?

Wichtig sei die Planungssicherheit durch das Mindestkursziel für die Firmen in der Schweiz. Entscheidend wird aber die weitere weltweite Entwicklung der Wirtschaft sein.

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