Feilschen um neue Handels-Löhne

Er befürchtet, dass sich die Verhandlungen eventuell bis Ende November hinziehen könnten. Verhandlungsleiter bei den Arbeitgebern ist der Salzburger ADEG-Kaufmann Peter Buchmüller. „Bei allen Schwierigkeiten fand aber die erste Verhandlungsrunde in einem konstruktiven und lösungsorientierten Klima statt“, berichtet Wolf weiter. Von einem Abschluss bei der nächsten Verhandlungsrunde ist deshalb aber nicht auszugehen. Mit Manfred Wolf sitzen im 15-köpfigen Verhandlungsteam auf Arbeitgeberseite gleich zwei Vorarlberger gegenüber: Jürgen Sutterlüty, Inhaber und Geschäftsführer der gleichnamigen Handelskette und der Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Gebhard Sagmeister (Modehaus). Beide waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auf Arbeitnehmerseite ist Arthur Tagwerker, Betriebsrat bei Schmidt’s, im Team.
Die wichtigsten Punkte
Noch lägen die Vorstellungen sehr weit auseinander, stellt Wolf klar. Bei den Verhandlungen geht es um drei Punkte: » Gehalt, » Vorziehen von Sonderzahlungen und » die Anrechnung des Karenzurlaubs als Dienstzeit für alle dienstzeitabhängigen Ansprüche. Dabei stellt die Anrechnung des Karenzurlaubs den eigentlichen „Knackpunkt“ dar. Für die Karenzzeit (für Kindererziehung oder Hospiz) lassen sich derzeit maximal zehn Monate geltend machen – allerdings nur für die sechste Urlaubswoche, die Kündigungsfrist und die Entgeltfortzahlung beim Krankengeld, nicht aber für die Abfertigung, Sonderzahlungen oder Jubiläumsgelder. Während der Karenz fielen Frauen somit um wichtige Gehaltssprünge um, was aus Sicht der Gewerkschaft einer der Hauptgründe für die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist. „Bei zwei Karenzen verliert eine Frau zwischen 50 und 200 Euro brutto pro Monat“, schätzt Wolf.
„Keine Zahlenangaben“
Im Gegensatz zu den Metallern will Wolf keine Zahlen nennen, unter dem Strich müsse aber als Ergebnis eines Gesamtpakets für alle eine „kräftige reale Lohnerhöhung“ herauskommen. Eine Staffelung sei heuer nicht vorgesehen. Die Erwartungshaltung der Handelsangestellten sei jedenfalls hoch. „Eine Investition in die Höhe der Löhne und Gehälter der Mitarbeiter ist jedenfalls auch eine Investition in die Realwirtschaft, denn der Handel lebt vom Konsum. Man sollte sich in Österreich nicht zu sehr auf den Export verlassen“, macht Wolf klar. Für die Bewertung des Gehaltsabschlusses 2012 wird die Inflationsrate von Oktober 2010 bis September 2011 herangezogen. Diese lag bei 2,8 Prozent. Vergangenes Jahr einigten sich die Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach der 6. Verhandlungsrunde auf ein Gehaltsplus von 2,0 bis 2,3 Prozent und damit einen Mindestlohn von 1300 Euro brutto.
Kennzahlen
- Im Groß- und Einzelhandel arbeiten in Österreich 520.000 Menschen, 280.000 davon im Einzelhandel
- 75 Prozent der im Handel Beschäftigten sind Frauen.
- Zahl der geringfügig Beschäftigten: 52.000
- Vollzeitbeschäftigte verdienen im Schnitt zwischen 1300 und 1450 Euro brutto pro Monat. Mehr als die Hälfte sind teilzeitbeschäftigt.
- Der höchste Monatsverdienst laut Kollektivvertrag beträgt bei einer Beschäftigungsdauer von 18 Jahren 1800 Euro. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer beträgt aber nur sieben bis acht Jahre.
- In Vorarlberg sind im Handel 19.857 Personen (davon 11.548 Frauen) beschäftigt, 11.483 im Einzelhandel, 6031 im Großhandel und 2343 im Kfz-Handel.
- Der durchschnittliche Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt 22 Prozent.
VN / Ernest Enzelsberger
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