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EU-Wahlplakate analysiert: Unbekannte Politiker und viele Kleinparteien

Dornbirn - Viele Politiker im Europaparlament sind dem Durchschnittsösterreicher völlig unbekannt. Daher gestalten sich die Plakate der Parteien zur EU-Wahl schwierig. Die Lösung scheint für viele den Spitzenkandidat zusammen mit den Parteiobleuten zu zeigen. Martin Dechant, Fachgruppenobmann für Werbung & Marktkommunikation, analysiert, wie gelungen das umgesetzt ist.
Dechant Zusammenfassung
Umfrage zu EU-Wahlplakaten

Fakt ist für Dechant, Plakate sind eines der stärksten Instrumente in der Wahlkommunikation. Insbesondere dann, wenn die Kandidaten wenig bekannt sind. Und das ist bei der EU-Wahl der Fall. Die zwei Regierungsparteien verzichten aber dennoch auf die Unterstützung der Parteiobleute. Gründe sind die schwindenden Beliebtheitswerte von Kanzler und Vizekanzler.

Umfrage: “Zu viele Plakate im Land”

Für die Vorarlberger ist das nebensächlich, ihnen ist die Masse an Plakaten im Land ein Dorn im Auge, wie eine Blitzumfrage von VOL.AT zeigt.

ÖVP – “OK steht für?”

Dass der Spitzenkandidat der Volkspartei eigentlich Österreichs höchster Politiker in der EU ist, wissen die Wenigsten. Es wird im Plakat auch nicht kommuniziert. Othmar Karas geht nur ganz “nebenbei” für die ÖVP in die Wahl. Auf den ersten Plakaten wurde komplett auf die ÖVP-Nennung verzichtet, in der zweiten Welle taucht die ÖVP nun nur als Stimmzettelabbildung auf. Für Dechant ist das Plakat klassisch gut gemacht. Nett findet er das Wortspiel mit dem “OK” für die Initialen des Spitzenkandidaten.

SPÖ – “Wirklich sozial?”

Der Plan, einen prominenten Quereinsteiger einzusetzen, dürfte laut Dechant nicht ganz aufgehen, da der Spitzenkandidat Eugen Freund speziell am Beginn des Wahlkampfes kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen hat. Das Plakat selbst ist unaufgeregt, aufgeräumt und klar in der Botschaft. Die Frage ist, ob man es der SPÖ abnimmt.

FPÖ – “Ist zu viel EU dumm?”

Für die FPÖ ist der EU-Wahlkampf ein nationales Thema. Wie gewohnt ist die Sprache einfach und provokant. Auf den Plakaten ist kaum erkennbar, dass es um eine Europawahl geht. Zudem wird nach dem Skandal um den eigentlichen Spitzenkandidaten fast ausschließlich auf den Parteiobmann gesetzt. Weil er weitgehend unbekannt ist, müssen die Freiheitlichen Harald Vilimsky auch namentlich auf ihre Plakate setzen.

Die Grünen – “Kommen Provokationen an?”

Auch hier muss die Parteiobfrau der Bekanntheit der Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek helfen. Die Sprüche sind weit gefächert, von unaufgeregt bis provozierend. Laut Dechant ist das eigentlich ganz gegen die Parteilinie, nur das Design ist schon bekannt. Wie das bei den Wählern ankommt, wird sich zeigen.

NEOS – “Mit Signalfarbe nach Europa?”

Die NEOS starten das erste Mal in einen EU-Wahlkampf und bieten bei ihren Plakaten gleich alle möglichen Varianten: Mit und ohne Parteiobmann, nur die Spitzenkandidation und mächtig viele Themen. In dieser Variante wird die Spitzenkandidatin Angelika Mlinar quasi versteckt, weil sehr klein dargestellt. Die grafische Lösung mit der angedeuteten Europa-Flagge ist nett, aber funktioniert nicht. Geht es nach Dechant, wären Sterne passender gewesen als Teller. Alle inhaltlichen Punkte werden übersehen, zu stark sind Signalfarbe und Eindrücke.

Europa anders – “Viele Kleinparteien, viel Erfolg?”

So nennt sich eine neue Liste, die zum ersten Mal antritt. Spitzenkandidat Martin Ehrenhauser hat sich von Hans-Peter Martin abgespalten und versucht nun mit mehreren Kleinparteien für eine Überraschung zu sorgen. Das Plakat ist klar strukturiert, aber für den Werbeprofi eine Spur zu überladen.

BZÖ – “Wer ist Obmann und wer Kandidatin?”

Für viele überraschend, dass das Bündnis überhaupt an der Europawahl teilnimmt. Das Plakat an sich ist für Dechant ok, die Kandidaten aber sehr unbekannt. Es muss genau geschaut werden, um zu erkennen, wer Parteiobmann und wer EU-Kandidatin ist. Das BZÖ nutzt die Wahl, um beide bekannter zu machen.

EU-Stop – “Alles besser ohne EU?”

Für Dechant das einfachste Plakat. Klare Botschaft, einfache aber verständliche Grafik für eine klare Zielgruppe.

REKOS – “Zielgruppe Vereine?”

Der Spitzenkandidat Ewald Stadler ist schwer zuordenbar, weil er schon bei den unterschiedlichsten Parteien war. Die Reformkonservativen setzen eher auf Vereine, jedenfalls sieht ihre Plakatkampagne danach aus. Schwer erkennbar, dass es hier um die EU-Wahl geht, meint Dechant.

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