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Indien: Flammeninferno im Meer

Bei einer der größten Katastrophen auf Öl-Plattformen sind am Mittwoch vor der Westküste Indiens möglicherweise 130 Menschen getötet worden. Mehr als 270 Arbeiter der Anlage seien gerettet worden.

Das teilte die Küstenwache nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur PTI mit.

Etwa 130 Menschen würden noch vermisst. Die Förderinsel sei bei dem Brand völlig zerstört worden und gesunken. Die Behörden in Neu Delhi rechneten damit, dass die Opferzahl frühestens am Donnerstag feststehen werde.

Der indische Ölminister Mani Shankar Aiyer sagte am Abend, drei Menschen seien tot geborgen worden. Einige Arbeiter hätten es geschafft, dem Inferno auf Rettungsbooten zu entkommen. Andere seien in Panik ins Meer gesprungen. Auf einer angrenzenden Plattform sei ebenfalls ein Feuer ausgebrochen.

Der Brand sei offenbar durch den Zusammenstoß eines Schiffes mit der Plattform ausgelöst worden, berichtete PTI. Der Nachrichtensender NDTV meldete dagegen, unbestätigte Berichte deuteten darauf hin, dass zwei miteinander verbundene Förderinseln kollidierten.

Wegen des außergewöhnlich heftigen Monsunregens funktionierten die Kommunikationsverbindungen zum Katastrophengebiet nicht. Küstenwache und Marine entsandten acht Schiffe zum Unglücksort. Flugzeuge warfen Rettungswesten über der aufgewühlten See ab.

Sturmböen und hohe Wellen behinderten den Rettungseinsatz, sagte ein Sprecher der Indischen Öl- und Erdgasgesellschaft (Oil and Natural Gas Corporation – ONGC). Auf der Plattform könnten bis zu 400 Menschen arbeiten, laut Aiyer waren zum Zeitpunkt des Unglücks 385 Menschen auf der Plattform.

Die ONGC war Ende 1994 mit einem Brand an einem Erdgas-Bohrloch in Südindien in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte das Feuer täglich fast eine Million Kubikmeter Erdgas verschlungen. Wochenlang schlugen 60 bis 80 Meter hohe Flammen aus dem Bohrloch.

Die indische Ölplattform lag rund 160 Kilometer vor der Küste der Wirtschaftsmetropole Bombay. Die Ölfelder dort gelten als die wichtigsten Indiens und liefern mehr als ein Drittel des von Indien geförderten Öls.

Das Unglück werde vermutlich dazu führen, dass die indischen Tages-Fördermengen um ein Drittel der Produktion abnähmen, meldete NDTV. Nach Angaben der Betreiberfirma wird es Monate dauern, bis am Unglücksort wieder Öl gefördert werden kann.

Die schwersten Unglücke auf Bohrinseln

Bei der Ölförderung auf den Weltmeeren gibt es immer wieder Unfälle auf Bohrinseln, bei denen Menschen ums Leben kommen und erhebliche Umweltschäden entstehen. Hauptgefahrenquellen sind Explosionen und schlechtes Wetter.

Die bisher größte Katastrophe ereignete sich am 27. März 1980 vor Norwegen: Im Sturm brach ein Pontonpfeiler der Versorgungsinsel „Alexander Kielland“ im Ekofisk-Feld. Die Insel diente als schwimmendes Hotel und Erholungszentrum für die Mannschaft der Bohrinsel „Edda“. Von den 212 Mann an Bord konnten 123 nicht gerettet werden. 75 wurden tot geborgen, 48 blieben vermisst. Nachfolgend eine Auswahl der schwersten Unglücke der vergangenen Jahrzehnte:

24.01.2001: Vor der brasilianischen Küste werden zwei Ölarbeiter auf der B-37-Plattform der Petrobas durch toxische Gase getötet. Das Gas war aus einem Tankleck ausgetreten.

17.08.1997: Aus einer Ölbohrstelle vor Südborneo schießt Gas. Dies setzt die Plattform in Brand und lässt sie ins Meer stürzen. Niemand kommt bei dem Unglück ums Leben. Allein der Versicherungsschaden beläuft sich aber auf 80 Millionen Dollar. Wie viel Öl sich in die Javasee ergießt, ist nicht bekannt.

20.01.1996: Bei einer Explosion auf einer Ölbohrinsel im Morgan-Ölfeld im Golf von Suez (Ägypten) kommen drei Menschen ums Leben. 18.01.1995: Vor der Küste Nigerias sterben bei einer Explosion auf einer Erdölplattform 6 Menschen, 18 werden verletzt, vier vermisst.

25.03.1993: Eine Explosion auf einer Erdölplattform im Maracaibo-See im Westen von Venezuela kostet mehr als 20 Menschen das Leben, es gibt viele Verletzte. Ein Leck in einer Pumpanlage wird als Ursache vermutet.

10.08.1991: In der Nordsee vor der norwegischen Küste kommen bei der Kollision eines Helikopters mit einer vom Philipps-Konzern betriebenen Bohrinsel drei Menschen ums Leben.

06.07.1988: Ein verheerendes Feuer auf der zur Gesellschaft “Occidental Petroleum” gehörenden Bohrinsel “Piper Alpha” in der Nordsee vor Aberdeen kostete 167 Menschen das Leben. Die “Piper Alpha” wurde bei dem Brand völlig zerstört. Es dauert mehrere Wochen, die Feuersbrunst, die von zwei geschmolzenen Gasleitungen genährt wird, zu löschen. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch eine unglückliche Verkettung von Zufällen, möglich geworden durch eine nicht vorschriftsmäßige Umrüstung der Ölplattform auf Gas.

15.02.1982: Vor Neufundland (Kanada) kentert in stürmischer See die Bohrinsel „Ocean Ranger“. Keines der 84 Besatzungsmitglieder überlebt.

25.11.1979: Die chinesische Bohrplattform Bohai-2 sinkt im Golf von Bohai in einem schweren Sturm zwischen China und Nord-Korea. Durch ein Leck in der Belüftungsanlage war Wasser eingedrungen. 72 Besatzungsmitglieder ertrinken.

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