AA

Ein paar glückliche Orte in Vorarlberg

Rankweils Bürgermeister Summer: „Auf Franken verzichtet.“
Rankweils Bürgermeister Summer: „Auf Franken verzichtet.“ ©VN
Bregenz - 26 Vorarlberger Kommunen haben keine Franken-Kredite. Deren Bürgermeister freuts.

70 Vorarlberger Gemeinden haben Franken-Kredite laufen und damit finanzielle Unwägbarkeiten vor sich – 26 Gemeinden haben sich gegen diesen Weg ausgesprochen und so wie das Land Vorarlberg auf Fremdwährungskredite verzichtet. Warum? „Wir haben ganz bewusst die Finger von spekulativen Finanzierungsansätzen gelassen und werden das auch weiterhin so handhaben“, sagt beispielsweise der Harder Bürgermeister Harald Köhlmeier (39).

„Die richtige Entscheidung“

Heute, angesichts der Entwicklungen, habe sich bestätigt, wie richtig die Entscheidung gewesen sei, in seiner Gemeinde eben nicht auf den Schweizer Franken zu setzen. „Eine Gemeinde soll nicht spekulieren“, sagt auch Loch­aus Bürgermeister Xaver Sinz, „das ist ein Risiko, das man nicht eingehen sollte.“ Ergo habe Lochau auf Franken-Kredite verzichtet, erklärt der 59-Jährige: „Im Übrigen haben wir Kredite nur für Generationen-Projekte aufgenommen – etwa für die Kanal- und Wasserversorgung bis hinauf zum Pfänderspitz.“ Köhlmeier, Sinz und andere Ortschefs können sich damit zurücklehnen – im Gegensatz zu anderen Bürgermeistern. Wie die VN berichteten, weist eine aktuelle Anfragebeantwortung von LH Markus Wallner ja den aushaftenden Stand an Franken-Darlehen von 70 Vorarlberger Kommunen auf – samt dem entstanden Kursverlust, berechnet per 31. Dezember 2010.

„Der erste Blick am Morgen“

Nun mögen die beschriebenen Kursverluste, wie Gemeindeverbands-Präsident Harald Sonderegger sagte, „nur rechnerische, und keine tatsächlich realisierten“ sein. Auch ist laut Sonderegger nicht sicher, ob am Ende der Laufzeiten überhaupt ein Verlust im beschriebenen Umfang eintreten werde. Dennoch sagt Rankweils Bürgermeister Martin Summer (40): „Der erste Blick mancher Bürgermeister-Kollegen am Morgen gilt dem aktuellen Frankenkurs – ich bin froh, dass ich da nicht dazugehöre.“ Rankweil hat keinen Franken-Kredit laufen. Denn auch in seiner Gemeinde gelte seit langem der fixe Grundsatz, dass mit öffentlichen Mitteln eben nicht spekuliert werde: „Ein Fremdwährungskredit mag ja den Vorteil niedriger Zinsen bieten, hat aber immer einen spekulativen Charakter.“ Im Übrigen hätten die regionalen Banken im Ort der Gemeinde auch gute Konditionen geboten. Wolfurt hat laut Ortschef Christian Natter (51) dagegen erst gar keinen Druck auf der Kreditseite – gewiss eine kommunale Seltenheit. Aber selbst wenn, Natter hätte keinen Fremdwährungskredit aufgenommen: „Franken sind einfach auch eine gewisse Spekulation – und ich bin schon persönlich kein Freund von spekulativen Geschäften, sondern selbst immer auf der vorsichtigen Seite.“

„Früher fast ein Vorwurf“

Auch kleinere Gemeinden – im Bregenzerwald beispielsweise – verzichteten auf Franken-Kredite. „Man hat es kurz diskutiert, aber es war bei uns nie ein großes Thema – heute bin ich froh, dass wir nichts in Franken aufgenommen haben“, erklärt Pius Natter (66), Bürgermeister von Au. Nüziders wiederum hatte früher Franken-Kredite, optierte im Herbst 2008 aber wieder in Euro. „Wir haben einen Schlussstrich gezogen“, sagt Ortschef Peter Neier (37), „wir hatten die Zinsvorteile des Frankens damals ausgenutzt, keine Verluste gemacht – sind aber ausgestiegen, als es unsicher war.“ Neier nennt ein Problem früherer Tage: „Es hat Zeiten gegeben, in denen man einem fast Vorwürfe gemacht hätte, wäre man nicht in den Franken eingestiegen.“ Dieses Problem ist heute wohl nicht mehr ge­geben – ganz im Gegenteil.

Eine Forderung für die Zukunft

Auch auf Landesebene wird eifrig diskutiert. So appelliert SPÖ-Chef Michael Ritsch an die Gemeinden, spekulative Geschäfte mit Steuergeldern in Zukunft zu unterlassen. Zu Beginn des „Franken-Kredit-Booms“ seien einige Gemeinden ja noch gut gefahren, erinnert der 43-Jährige: „Nun allerdings dreht sich das Blatt zu Ungunsten der Gemeinden aufgrund des starken Frankens.“

Keine Franken

Folgende Orte haben nach einer Erhebung des Landes keine Franken-Kredite laufen:
Andelsbuch, Au, Bizau, Blons, Brand, Buch, Doren, Egg, Hard, Hittisau, Hörbranz, Langen bei Bregenz, Lauterach, Lochau, Lorüns, Nüziders, Rankweil, Reuthe, Riefensberg, Schnepfau, Schnifis, Schoppernau, Schwarzach, Schwarzenberg, Übersaxen, Wolfurt

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Ein paar glückliche Orte in Vorarlberg