“Ungeachtet von Aufforderungen durch MSF (“Ärzte ohne Grenzen”) ist die WHO nicht vor Juli aufgewacht”, kritisierte der belgische Wissenschafter, der das Ebola-Virus 1976 in Zaire (Kongo) entdeckte. “Inzwischen hat sie die Führung übernommen, aber das kam spät.”
Der 65-Jährige warnte, dass die Ebola-Epidemie noch weit schlimmere Folgen haben könne als bisher. Seit sechs Monaten braue sich etwas zusammen, was man einen “perfekten Sturm” nennen könne. “Es ist alles dafür beisammen, dass er aufheulen könnte”, erklärte Piot unter Hinweis auf den Zerfall der Gesundheitssysteme in Ländern wie Liberia und Sierra Leone, die lange Bürgerkriege hinter sich haben.
Für westliche Länder keine Gefahr
Für westliche Länder sieht Piot keine ernste Gefahr durch Ebola. Es sei zwar möglich, dass einzelne Fälle von Ebola auftreten. Moderne Gesundheitssysteme könnten damit aber fertig werden. Ebola-Viren würden sich keineswegs so leicht verbreiten wie etwa Grippe-Erreger.
Unterdessen bemüht sich Großbritannien um das experimentelle Medikament “ZMapp” für den mit dem Ebola-Virus infizierten britischen Krankenpfleger, so eine Darstellung des Gesundheitsminsiteriums in London. Die britischen Behörden stünden mit der Weltgesundheitsorganisation im Kontakt, um an dieses oder ein ähnliches noch nicht zugelassenes Medikament zu kommen.
Kein zugelassenes Heilmittel
“Einige Dosen könnten für uns zur Verfügung stehen”, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Dienstag. Die Entscheidung, ob das noch im Experimentierstadium befindliche Mittel angewandt wird, müssten die Mediziner gemeinsam mit dem Patienten treffen. Im Royal Free Hospital im Londoner Stadtteil Hampstead liegt der 29-Jährige, der sich als freiwilliger Helfer in einem Krankenhaus in Sierra Leone angesteckt hatte. Für Ebola gibt es derzeit kein zugelassenes Heilmittel, doch kann eine intensivmedizinische Betreuung die Genesungsaussichten deutlich erhöhen.
Die Behandlung mit “ZMapp” gilt als vielversprechend, es hat in den zurückliegenden Wochen jedoch auch Todesfälle bei Ebola-Patienten gegeben, die das Medikament erhalten hatten. Kein Mensch weiß, ob das Präparat einen echten Effekt hat.
(APA)
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