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„Die Politik traut sich nicht!“

Nein zu Bordell - liegt es nur an der Politik?
Nein zu Bordell - liegt es nur an der Politik? ©VOL.AT/Paulitsch
Gegner und Befürworter von Prostitution in Vorarlberg stellen Fragen an Hermann Hahn. Er möchte in Hohenems ein Bordell eröffnen.
Knappes Nein zu Bordell in Hohenems

In der W&W-Interview-Serie „Kreuzverhör“ stellen Experten oder Betroffene aus einem jeweiligen Themenbereich stellvertretend für Die Junge Zeitung Fragen. Heute stellt sich Hermann Hahn (Bild), der in Hohenems ein Bordell eröffnen möchte, dem Kreuzverhör. Pfarrer Georg Meusburger, Sexualpädagogin und Kabarettistin Barbara Balldini, Reinhard Zischg, der im Verein „Reiz – Selbstbestimmt Leben für Behinderte“ eintritt, und Bordell-Befürworter Hans Zierler stellen die Fragen.

balldiniFragen von: Barbara Balldini

Beruf: Kabarettistin, Sexualpädagogin

Braucht es wirklich ein Bordell in Vorarlberg?

Hermann Hahn: Ich sehe hier eine große Dringlichkeit gegeben. Potenzielle Freier tragen ihr Geld entweder ins benachbarte Ausland oder beschaffen sich diese Dienstleistungen sonst halt auf nicht legalem Wege. Dass es keine illegale Prostitution in Vorarlberg gibt, kann wohl niemand guten Gewissens behaupten. Vor allem im Raum Dornbirn und Feldkirch ist die Dichte sehr groß. Durch legale Prostitution wird das Ganze kontrollierbar, bringt Steuereinnahmen und außerdem müssen sich Freier nicht mehr in der Illegalität bewegen.

Muss Vorarlberg in dieser Frage toleranter werden?

Hermann Hahn: Selbstverständlich! Leider gibt es zu diesem Thema im Ländle noch fast steinzeitliche Ansichten. Die Zeiten ändern sich und wir sollten das auch. Hier müssen wir umdenken und einen moderneren Blick für die Dinge bekommen. Dass Vorarlberg als einziges Bundesland Österreichs noch Bordelle verbietet, ist geradezu lächerlich.

MeusburgerFragen von: Georg Meusburger

Beruf: Pfarrer i.P. Gemeinde Hard

Wie werden die Frauen, die im Bordell arbeiten sollen, untergebracht? Werden sie dort auch medizinisch versorgt?

Hermann Hahn: Die Frauen bewerben sich bei uns und wir als Betreiber des Etablissements wollen für sie ein Umfeld schaffen, in dem sie sich sicher fühlen können. Sie bekommen eine separate Wohnung und werden auch sonst mit allem versorgt, was sie brauchen. Wöchentlich werden die Frauen von einem Gynäkologen und einem Arbeitsmediziner untersucht. Das ist so auch ganz klar von Seiten des Gesetz gebers geregelt.

In welchem Arbeitsverhältnis stehen die Frauen?

Hermann Hahn: Sie sind selbständige Einpersonen- Unternehmen, können tun und lassen, was sie wollen und sind nicht weisungsgebunden. Bei mir als Betreiber des Bordells können sie ihre Arbeitszimmer anmieten. Wir wollen das so transparent wie möglich gestalten und achten auch darauf, dass die Frauen angemeldet und krankenversichert sind.

zischg_gerty_langFragen von: Reinhard Zischg

Beirat Verein „Reiz – Selbstbestimmt leben“

Könnten Sie sich vorstellen, gemeinsame Info- Abende zu den Bedürfnissen von Behinderten zu veranstalten? Machen die Damen auch Hausbesuche?

Hermann Hahn: Auf jeden Fall wären wir für so etwas sicher offen. So können wir noch mehr zu einem besseren Miteinander beitragen. Wenn diese Info-Abende bei uns im Haus stattfinden, werden sich bestimmt auch einige Damen bereit erklären, an diesen teilzunehmen. Hausbesuche dürfen wir allerdings leider nicht anbieten. Das ist in Vorarlberg vom Gesetz her verboten.

Denken Sie darüber nach, ihr Bordell barrierefrei und mit Räumen für Behinderte zu gestalten?

Hermann Hahn: Das ist natürlich auf jeden Fall so geplant. Es wird einen Lift, entsprechende Rampen, Behindertentoiletten und so weiter geben. Niemand soll ausgeschlossen werden. Das ist einerseits vom Gesetz so vorgeschrieben, aber auch ein persönliches Anliegen von mir.

 

Fragen von: Hans Zierler

Befürworter eines Bordells in Vorarlberg

Warum gibt es Ihrer Meinung nach so viele Bordell-Gegner in Vorarlberg?

Hermann Hahn: Die Gegner sind nicht die Vorarlberger Bürger, sondern die Politiker. Vor allem die älteren Politiker sträuben sich sehr gegen dieses Thema, wärend man von einigen Jungen anderes hört. Eigentlich wäre sicher eine Mehrheit der Vorarlberger für eine Legalisierung von Prostitution, aber in der Politik traut sich niemand, offen dafür einzustehen. Stattdessen werden entsprechende Volksbefragungen verhindert. Es ist höchste Zeit, dass sich hier etwas ändert.

Wieso haben Sie ausgerechnet Hohenems als Standort ausgesucht?

Hermann Hahn: Laut Sittengesetz dürfen sich 300 Meter im Umkreis eines Bordells weder Schulen, Kindergärten noch Kirchen befinden. Im Industriegebiet stören wir in diesem Zusammenhang niemanden. Außerdem ist der Standort zentral in Vorarlberg gelegen und gut erreichbar.

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