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Die Königin zurück auf dem Thron

Für ihr zwölftes Studioalbum wühlte der US-Superstar in der Zauberkiste aktueller Popmusik.
Für ihr zwölftes Studioalbum wühlte der US-Superstar in der Zauberkiste aktueller Popmusik. ©DAPD
"MDNA" bietet Madonnas musikalische DNA: Am morgigen Freitag veröffentlicht Pop-Superstar Madonna, die vor kurzem ihre erste Regiearbeit "W.E." präsentierte, mit "MDNA" (Interscope/Universal) ihr zwölftes Studioalbum.
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Insofern nicht weiter verwunderlich, wenn einerseits die Songs von der Plattenfirma so lange wie möglich unter Verschluss gehalten werden, andererseits die treue Fan-Community häppchenweise mit Informationen per Facebook, Twitter und Co bedient wird. Die wichtigste Nachricht bei alldem: Madonna ist und bleibt Madonna – und das mit allen popkulturellen Implikationen. Das bedeutet vor allem eine Sonderstellung in der heutigen Musiklandschaft, kann die Sängerin doch auf schätzungsweise mehr als 300 Millionen verkaufte Platten in ihrer gut 30-jährigen Karriere zurückblicken und gilt weit über die enggefassten Grenzen des kommerziell orientierten Pop als richtungsweisend. Dennoch werden auch bei neuen Alben der US-Amerikanerin kritische Stimmen zusehends lauter, verorten Wiederholung, Stillstand und Belanglosigkeit – gerade auch, was das letzte Studioarbeit “Hard Candy” (2008) betraf.

“Egal, was die Leute sagen”

Dem schmettert Madonna in “I Don’t Give A…” ein herzhaftes “Mir ist egal, was die Leute sagen” entgegen, und man kauft es ihr ab. “MDNA” bringt die popmusikalische Essenz der vergangenen zehn Jahre auf den Punkt, changiert zwischen pumpenden Disco-Beats und irrlichternden Melodieperlen, während der Abnutzungsfaktor in überschaubarem Rahmen bleibt. In einem Interview mit Larry Flick vom US-Radiosender “Sirius XM” erklärte die 53-Jährige, sich wie “ein eingesperrtes Tier” vorgekommen zu sein und sich nach ihren cineastischen Aktivitäten wieder sehr auf die Musik gefreut zu haben: “Zurück zum Ursprung und der Einfachheit von roher Emotion.” Diese Direktheit belegt bereits das zweite Stück “Gang Bang”, das nicht nur ob des Titels ein bisschen aus dem zuckersüßen Popkontext fällt: Über einem hypnotischen Beat gibt es aggressive Zeilen, Samples von Schüssen und eine zunehmende Verdichtung der Soundcollagen, bis der repetitive Charakter den Song schließlich auf die Tanzfläche nagelt. Ein Versuch, auch im gesetzten Alter als Elternschreck durchzugehen – nicht ganz glaubwürdig, aber musikalisch durchaus ansprechend.

Von fröhlich bis melancholisch

Weitere Tracks zitieren mal eigene Arbeiten, etwa das fröhliche Retro-Sounds integrierende “Turn Up the Radio” oder das die bekannte Vorliebe zu religiösen Inhalten mit ironischem Zwischenton anfütternde “I’m A Sinner”, während “Love Spent” und “Masterpiece” die pathetische Kitsch-Ecke gekonnt bedienen. Dass hier neben Martin Solveig und Benny Benassi mit dem Produzenten William Orbit auch ein alter Bekannter seine Finger mit im Spiel hatte, tut dem ausgeglichenen Grundton des Albums gut. “Ich betrete mit William immer sehr tiefgehende Gebiete. Er ist wie ein verrückter Wissenschafter”, lacht die Sängerin. Um die junge Generation auch ganz sicher mit im Boot zu haben, wurden für die vorab veröffentlichte Single “Give Me All Your Luvin” mit Nicki Minaj und M.I.A. kurzerhand zwei aktuelle Charts-Abräumerinnen verpflichtet, die musikalisch Endenwollendes beisteuern, dafür im dazugehörigen Video den optischen Aufputz geben. Aber was macht man nicht alles für die Königin des Pop, die mit dem Abschluss des regulären Albums (die Deluxe Edition beinhaltet fünf weitere Songs) auch einen melancholischen Unterton in ihre Palette aufnimmt: “Falling Free” reicht an alte Balladen zwar nicht heran, überzeugt aber mit einem interessanten Klaviereinstieg und einer entschleunigten Note.

Mutter und Tochter gemeinsam auf Tour

Familiensache ist hingegen der Reißbrett-Pop-Song “Superstar”, bei dem Töchterchen Lourdes im Hintergrund ihre Stimme erheben durfte, allerdings ist für diese Erkenntnis ein sehr genaues Hinhören nötig. Auf die Frage, ob die 15-Jährige ihre Mutter auch auf Tour begleitet, gibt es im Interview zwar ein “Ja” als Antwort, aber: “Es ist noch nicht entschieden, was sie macht. Vielleicht macht sie die Haare oder das Make-up.” Die Tournee selbst jedenfalls, die Madonna u.a. am 29. Juli ins Wiener Ernst Happel Stadion führen wird, befindet sich noch im Konzeptionsstadium, soll sich nach ihrem Dafürhalten aber quasi selbst überholen: “Jedenfalls wird sie größer als die letzte werden – das ist doch immer das Ziel.” Das Rezept für ein ausgewogenes Popalbum hat Madonna jedenfalls auch mit diesen zwölf neuen Songs kaum verändert: “MDNA” bleibt ihrer Namensgeberin treu, biedert sich zwar gelegentlich an aktuelle (und auch schon wieder abgelaufene) Trends an, gefällt sich aber letztlich als Status quo des popkulturellen Referenzrahmens zwischen knallbunter Optik, Disco- und Elektro-Party sowie eines ikonographischen Impetus, der vorzeitig Geadelten nun mal gebührt. Und auch wenn es heute angesichts der sich immer schneller drehenden Hype-Spiralen schwierig erscheint, am Puls der Zeit oder dieser gar voraus zu sein, stimmt an “MDNA” vieles, was ein ordentliches Popalbum vorweisen muss. Madonna ist und bleibt eben Madonna.

(APA)

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