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Der Schatz im Lünersee: Schatzsucher vermuten Nazi-Gold in Vorarlberg

Im Lünersee vermuten die Schatzsucher Nazi-Gold.
Im Lünersee vermuten die Schatzsucher Nazi-Gold. ©Illwerke/VKW
Bregenz / Brand - Ein Team von Schatzsuchern will Ende August am Lünersee bei Brand nach dort angeblich vergrabenem "Nazi-Gold" suchen. Betreiber des Projekts ist der US-Amerikaner Norman Scott mit seiner Firma "Global Explorations", die vor einigen Jahren bereits den Toplitzsee erfolglos nach Schätzen absuchte. Der Grundeigentümer, die Illwerke/VKW, hat zu dem Vorhaben seine Zustimmung erteilt. Beim Bundesdenkmalamt, das die Grabungen bewilligen muss, sei bisher allerdings kein Antrag der Schatzsucher eingegangen.

Dies berichtet die Vorarlberger Nachrichten am Donnerstag. Die Geschichte ist mysteriös, aber altbekannt: Nationalsozialisten aus dem Konzentrationslager Dachau sollen 1945 in den letzten Tages des Zweiten Weltkrieges in aller Eile Juwelen, seltene Briefmarken und Goldbarren – allesamt KZ-Häftlingen geraubte Güter – in vier Munitionskisten gepackt haben. Diese schafften sie über München und den Arlbergpass bis an den 1.970 Meter hoch gelegenen Lünersee unterhalb der Schesaplana (2.965 Meter), unweit der Schweizer Grenze. Dort vergruben die Männer die kostbaren Kisten und flohen dann, mit dem Plan, sich den Schatz in einigen Jahren zu holen.

Lünersee seit 1956 Stausee

So zumindest soll die Geschichte einer der Beteiligten, ein zum Tode verurteilter SS-Mann, dem Arzt Wilhelm Gross erzählt haben. Den Bericht des Nationalsozialisten gab Gross an den US-Geheimdienstmann Edward G. Greger weiter, gemeinsam wollten sie den Schatz heben. Doch Gross soll bald darauf auf geheimnisvolle Art verschwunden sein. Greger schrieb gar ein Buch über das “Nazi-Gold”. Die Chance, die Kisten zu finden, schwanden 1956, als die Illwerke einen Staudamm an dem See errichteten. Der Wasserspiegel stieg deutlich, die Ufer wurden geflutet.

Existenz des Schatzes sei möglich

Meinrad Pichler, Autor des Buches “Nationalsozialismus in Vorarlberg” und Gründer der Johann-August-Malin-Gesellschaft, will die Existenz des Schatzes nicht ausschließen. “Möglich ist alles, Gerüchte von solchen Schätzen gab es immer wieder”, dass sich ein solcher Schatz jedoch in Vorarlberg befinden könnte, sei ihm jedoch neu. “Ich habe noch nie Dokumente gesehen, die das bestätigen könnten”, schränkt Pichler ein.

Erste Anfrage 2010

2010 erhielten die Illwerke eine erste Anfrage von Scotts Team, so Christof Burtscher von der Kommunikationsabteilung des Energieversorgers. Nach einigem E-Mailverkehr habe man zugestimmt, dass auf dem Grund der Illwerke gegraben werden dürfe. Man habe die Schatzsucher aber auf eine nötige Bewilligung des Bundesdenkmalamts hingewiesen und darauf, dass eine Reihe von Auflagen einzuhalten seien – etwa darf nur händisch gegraben werden – sowie dass nach österreichischem Recht Funde je zur Hälfte dem Grundeigentümer und dem Finder gehörten. Man lege zudem Wert darauf, dass bei einem etwaigen Fund die Illwerke-Hälfte an Holocaust-Opfer gehe, betonte Burtscher.

Suche soll Anfang September starten

2011 seien die Schatzsucher dann unter der vorgeschriebenen Begleitung eines Archäologen am See gewesen, aufgrund ungeeigneter Geräte hätten sie die Suche im felsigen Untergrund jedoch abgebrochen. Nun sieht Scott offenbar seine Chance gekommen: Wegen Instandhaltungsarbeiten wurde das Wasser des Lünersees abgesenkt. Scotts Team hat sich daher bei den Illwerken für Ende August/ Anfang September angekündigt. “An der tiefsten Stelle misst der See aber noch immer 50 Meter”, erklärte Burtscher. Zudem beginne man langsam wieder damit, den See zu befüllen. Das Zeitfenster für eine Suche wäre also klein.

Bundesdenkmalamt weiß von nichts

Außerdem fehlt noch die Bewilligung durch die Denkmalschützer. “Wir haben von der Sache bisher nur aus den Medien gehört. Uns liegt kein Ansuchen vor”, so Bernhard Hebert, Leiter der Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamts in Wien am Donnerstag gegenüber der APA. Nötig seien dazu etwa eine genaue Projektbeschreibung, und das Ansuchen müsse von einem Archäologen kommen, der das Projekt begleite. Es sei “schwer vorstellbar, dass bis dahin alles geklärt sein wird”, so Hebert angesichts des Zeitplans der Schatzsucher. Im Fall eines Fundes sah Hebert jedenfalls viele Probleme: “Wenn das Güter sind, die Häftlingen im KZ abgenommen wurden, gibt es Rechtsnachfolger – das dürfte eine ziemlich verzwickte Angelegenheit werden.” (APA/red)

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