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Der Formel-Ford-Schreck aus Bizau

16. August 1981: Bischof siegt im Formel-Ford-Rahmenprogrammrennen zum F-1GP von Österreich.
16. August 1981: Bischof siegt im Formel-Ford-Rahmenprogrammrennen zum F-1GP von Österreich. ©Manfred Noger
Bizau - Vor 30 Jahren war Hermann Bischof der „Stern“ am Vorarlberger Motorsport-Himmel.

1981 sorgte ein langer, hagerer Bregenzerwälder Autorennfahrer für Staunen in der nationalen Motorsport-Szene: Der damals 26-jährige Bizauer Hermann Bischof hatte seit dem Sommer 1980 zehn Rennen zur Formel-Ford-Rennwagenmeisterschaft en suite gewonnen, holte sich vor 30 Jahren souverän das nationale Championat. Hermann Bischof war ein absoluter Rohdiamant, der aber nicht mehr geschliffen werden wollte.

Sehr früh infiziert

Beim Bergrennen von Schwarzenberg aufs Bödele 1965 ­sammelt er eifrig Autogramme, infiziert sich schon als Zehnjähriger mit dem Rennvirus. Als 18-Jähriger erwirbt er sich einen Simca-Rallye-2, bestreitet seinen ersten Autoslalom. Für die Saison 1974 angelt sich „H. B.“ von einem US-Soldaten einen Lotus-Formel-Ford. Mit dem ausrangierten Renner liegt er beim Saisonfinale an zweiter Stelle, fällt aber mit Defekt aus. Die Leistung bleibt nicht unbemerkt: Louis Christen, der spätere Motorrad-Gespann-Konstrukteur, offeriert ihm einen neuen LCR-Renner. Bischof schnappt sich das erste Auto mit der Chassis-Nr. 001. In der deutschen „FF-Miller-Highlife-Serie“ gibt es etliche Top-Ten-Plätze. Beim EM-Lauf in Zolder im Herbst 1976 ereilt den schnellen Wälder jedoch ein jäher Rückschlag: Bei einer Rempelei steigt der damals 21-Jährige auf, überschlägt sich, fliegt über die Fangzäune und landet in einem Graben! Das Auto hat nur noch Schrottwert, Hermann zieht sich erhebliche Prellungen zu. Bischof: „Viel schlimmer war, dass meine Psyche einen irrsinnigen Schlag erlitten hatte.“

Racingshow und zweiter Crash

Nach der „Kaltverformung“ war kein Geld mehr in der Kriegskassa. Um diese aufzufüllen, veranstaltet H. B. eine Rennwagenschau in Dornbirn, füllt zwei Messehallen mit schönen Exponaten wie dem F-1-Shadow. Die Karriere stagniert, doch eine Fügung bringt wieder Schwung: Walter Schöch stellt gerade ein F-3- und Formel-Ford-Team auf die Beine mit Sattelschlepper und allem Pipapo. Der Klauser setzt 1979 vier Renner ein, hat drei potente Zahler als Fahrer, benötigt aber einen richtigen „Racer“. Schöch ruft Bischof an. Man einigt sich und „H. B.“ feiert mit dem PRS-Boliden sein Formel-Ford-Comeback! In der ÖM und der FF-1600-Euroserie folgen konstant Top-Sechs-Platzierungen, aber prompt auch wieder ein Horror-Crash: Auf der Nürburgring-Nordschleife fehlen Hermann im Training noch sechs Sekunden auf die Neun-Minuten-Schallmauer. Er hasardiert, probiert das Unmögliche. In der „Fuchsröhre“ setzt sein Renner in einer Senke auf, wird unlenkbar. Es folgt ein Pingpong zwischen den Leitplanken, der Renner ist ein Totalschaden . . .

Erster Sieg in Zwischenwasser

Wochen später gelingt ihm beim Zwischenwasser-Bergrennen mit dem Ersatzauto endlich der erste Formel-Ford-Sieg. Zusammen mit Toni Meusburger hatte man zuvor die Strecke ausgelotet: „Wir haben mit seinem Bi-Turbo-Porsche die Strecke nach Furx mehrmals abgefahren. Ich kannte jede Ecke, jede Bodenwelle, war schon übertrainiert.“ Bei seiner Berg-Premiere „betoniert“ Bischof alle Klassengegner, macht kurzen Prozess mit Gero Zamagna, dem damaligen Schützling von Dr. Helmut Marko.

Der Knoten platzt endgültig

Im Sommer 1980 folgt auf dem Salzburgring der erste FF-Sieg auf der Rundstrecke. Bei Bischof platzt nun der Knoten. Er gewinnt alle weiteren Saisonrennen, wird Vizemeister im Formel-Ford-Cup-Austria, wodurch nun der bekannte Rennfahrerschule-Besitzer Walter Lechner auf den Plan tritt: Lechner will diesen Rohdiamanten in seinem Rennteam. Der Bizauer darf gratis fahren, muss nur die Preisgelder abliefern. Es beginnt eine einmalige Siegesserie: Während in Deutschland Lechner-Werksfahrer Stefan Bellof nicht aufzuhalten ist, reißt Bischof in Österreich alles nieder: Zwischen Juli 1980 und September 1981 gewinnt er bei mehr als einem Dutzend FF-Rennen ohne Unterbrechung, wird 1981 Geamtsieger des Formel-Ford-Cup-Austria und nationaler Rennwagenmeister.

Duell mit Gerhard Berger

Das absolute Highlight-Rennen gibt es zu Saisonende auf dem Ö-Ring: Gerhard Berger gibt nach seinen Alfasud-Rennen sein Debüt in der Formel Ford. Bischof knallt im Training die Pole hin, brummt Berger 1,5 Sekunden auf. Im Rennen erwischt Berger einen kapitalen Frühstart, geht in Führung. Bischof hetzt hinterher. Man liefert sich ein Duell, als gäbe es kein Morgen. Zitat Berger aus seinem Buch „Grenzbereich“: „Wir sind uns bei 200 auf der Schönberg-Geraden in die Räder gefahren. Mit dem Alfasud war ich das so gewöhnt. Dass das aber im Formelrenner unheimlich gefährlich ist, weil du dich mit den offenen Rädern verhakeln kannst, habe ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht kapiert.“ Zitat Bischof, an dessen Auto damals überall die Spuren der Berger-Pneus waren: „Ein Verrückter ist unter uns!“

Abruptes Karriereende

Für viele Insider unerklärlich, gibt Bischof als Champion sein Karriereende bekannt. Bischof: „Als ich sieben Jahre zuvor zu meinem ersten FF-Rennen reiste, habe ich mich nach der Ankunft auf dem Ö-Ring um Mitternacht auf das Siegerpodest gesetzt, starrte auf die Zielgerade runter und habe mir damals zum Ziel gesetzt, so lange zu fahren, bis ich in der Formel Ford in Österreich die Nummer 1 bin. Mit dem Titel hatte ich meine persönliche Mission erfüllt und ich konnte ohne Wehmut Abschied nehmen.“ Einer, der den Entschluss von damals nicht wirklich fassen konnte, war Talentescout Dr. Helmut Marko. „Als er mich gefragt hat, was ich in der nächsten Saison machen wolle, und ich dem, der mich jahrelang einfach ignoriert hatte, zur Antwort gab, dass ich aufhöre und arbeiten gehe, hat er mich nur groß angeschaut“, grinst Bischof noch heute.

Mehrere Standbeine

Ganz vom Motorsport ist der „Lange“ freilich nicht weggekommen. Heute frönt Bischof in seiner Freizeit dem Zweirad-Endurosport. Die Rennsport-Karriere war quasi die Eintrittskarte für sein heutiges Berufsleben: Der heute 57-Jährige und nun in Wien lebende Vorarlberger betreibt eine Agentur für Marketingkommunikation. Unter anderem produziert er Auto- und Motorrad-Testberichte und Filmreportagen für das Fernsehmagazin „Drehzahl“. Für den Auto- und Zubehör-Importeur Denzel betreut er zudem die Reifenhändler und Autohäuser Westösterreichs, wodurch der Bizauer immer wieder sein Heimweh abstreifen kann.

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